Fehlersuche - Defektes Board - Müll auf dem Bildschirm - irgendeine Idee in welche Richtung der Fehler liegen könnte?

  • Hallo zusammen!


    Hab ein C64 Board das nach dem Anschliessen folgendes Bild zeigt. Lässt sich das so schon eingrenzen?



    Danke und Gruß,


    Thomas

  • Moin Thomas,


    wie Toast_r schon sagt, bei solchen Fehlern ist meist die PLA mit im Spiel. Ich musste für die Diagnose dann aber direkt an eine ganz nette Seite denken, die ich mal vor langer Zeit als Bookmark abgelegt hatte - dort werden "typische" Fehlerbilder grafisch aufgelistet und einer (zu prüfenden) Ursache zugeordnet:


    https://derbian.webs.com/c64diag/


    Auch danach sieht es nach meiner Meinung nach PLA-Versagen aus, interessanterweise sind dort für relativ ähnliche Fehlerbilder aber auch die CIA auf U2 und der Logic-Chip auf U13 zuständig.


    Vielleicht hilft die nette Sammlung von Fehlerwirkungs-Screenshots ja auch in anderen Fällen weiter, ich persönlich fand die Seite zumindest aufhebens- und zitierwürdig...


    Viel Erfolg bei der Reparatur!!

    Grüße aus Frankfurt,

    Ralph.

  • Hab gerade in einer Pause Fotos gemacht...

    Ist also die übliche 28-polige PLA... und wie meistens fast alles ungesockelt, also eine lustige Auslöt-Orgie. ::solder::

    Soll ich einfach auf Verdacht mal auslöten und tauschen?
    Da gab es glaube ich Möglichkeiten, mit speziellen EPROMS???
    Produziert sowas jemand aus dem Forum?

  • Zum Ausprobieren tut's die EPROM-PLA.

    Als Dauerlösung ist die aber nicht empfehlenswert, mache timigkritische Software funktioniert damit nicht.

    Ich habe von den EPROM-PLA Adaptern noch welche hier.

    Bei Beadrf als unbestückte Platine, oder auch fertig aufgebaut.

    Was möchtest du denn für einen fertig aufgebauten Adapter haben?


    Ich kann ja schonmal den alten PLA rausbrutzeln...

    Würde man dann einen DIP 28 Sockel einlöten um ggf. später zu tauschen?


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Würde man dann einen DIP 28 Sockel einlöten um ggf. später zu tauschen?

    Das solltest Du auf jeden Fall machen. Und die PLA so schonend wie möglich auslöten - falls sich dann doch noch herausstellen sollte, dass sie okay und eine andere Komponente defekt ist, ersparst Du dem Chip den zweifachen Lötstress vom Aus- und wieder Einlöten. Auch wenn ich nicht denke, dass die PLA wirklich okay ist.


    Beim C64 würde ich immer alles sockeln, was Du eh rauslötest. Sollte grundsätzlich unkritisch sein, solange Du keine schrottigen Sockel verwendest.

    • Offizieller Beitrag

    Das halte ich auch für vernünftig. Alle augelöteten ICs direkt sockeln.
    Ausgelötete ICs, die sich als nicht defekt herausstellen, kann man in Doppelfederkontakt-Sockel problemlos wieder einsetzen, wenn man die Beinchen saubermacht. Präzisionssockel sind dafür schlecht geeignet, da können die Einsätze aus den Kontakten beim Herausziehen an den IC-Pins hängenbleiben.


    Die Kosten für eine fertige EPROM-PLA muß ich mal überschlagen.

    Ist aber auf alle Fälle nicht viel. Selbstkosten plus ein kleiner Obolus fürs Zusammenbasteln.

  • Das halt ich auch für vernünftig. Alle augelöteten ICs direkt sockeln.
    Ausgelötete ICs, die sich als nicht defekt herausstellen, kann man in Doppelfederkontakt-Sockel problemlos wieder einsetzen, wenn man die Beinchen saubermacht. Präzisionssockel sind dafür schlecht geeignet, da können die Einsätze aus den Kontakten beim Hrausziehen an den IC-Pins hängenbleiben.


    Die Kosten für eine fertige EPROM-PLA muß ich mal überschlagen.

    Ist aber auf alle Fälle nicht viel. Selbstkosten plus ein kleiner Obolus fürs Zusammenbasteln.

    Das hört sich gut an!

  • Ich habe von den EPROM-PLA Adaptern noch welche hier.

    Bei Beadrf als unbestückte Platine

    Was würdest Du denn für 2 der Platinen (unbestückt, nackte Platine reicht völlig) haben wollen, falls Du denn so viele überzählig / abzugeben hättest? Ich habe noch einige C64 mit diversen Fehlerbildern, die auch auf PLA hinweisen, dann könnte ich mal anfangen, die in der Corona-Einschränkungs-bedingt erweiterten Freizeit zu diagnostizieren und zu reparieren... Wäre schön, mal ein paar "Baustellen" aus dem Kreuz zu kriegen.


    Gerne auch per PN!?


    Danke und Grüße aus Frankfurt,

    Ralph.

  • Generell lohnt sich ein DeadTest Modul. Das hilft zwar bei Fehlern in der PLA auch nichts, läuft aber z.B. ohne ROMs und RAM. Die gibt's immer mal wieder auf dem Forum64 Marktplatz für um die 10 Euro. Ich hab' meins von ch1ller, den könntest Du sicherlich mal fragen. Zu normalen Zeiten könnte ich Dir meins auch leihen. Bin derzeit aber auch nur einmal pro Woche kurz in Stuttgart.

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • So. Jetzt ist ein PLAnet PLA im Zulauf.


    Wie lötet ihr diese Vielbeiner eigentlich erfolgreich aus? Ich hab jetzt eine günstige Entlötstation, tue mich aber auch unglaublich schwer damit...

  • Wie lötet ihr diese Vielbeiner eigentlich erfolgreich aus? Ich hab jetzt eine günstige Entlötstation, tue mich aber auch unglaublich schwer damit...

    Mit etwas Übung geht das eigentlich ganz gut. Habe am Wochenende erst wieder eine 40-polige Pfostenleisten ausgelötet. Die ist nach dem Absaugen einfach so rausgefallen. Ich habe auch eine chinesische Billig-Entlöststation für 80 Euro.


    Manche behaupten ja, unter einer Weller für 2000 Euro klappt das nicht. Aber das würde ich auch behaupten, wenn ich 2000 Euro ausgegeben hätte. :roll2:

    • i-Telex 7822222 dege d

    • technikum29 in Kelkheim bei Frankfurt

    • Marburger Stammtisch

    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

  • Hängt auch ein bischen vom Board ab. Bei einem hatte ich extreme Probleme, ICs halbwegs sauber runter zu bekommen. Bei den anderen beiden, die ich parallel in Bearbeitung hatte, war's ein Kinderspiel.

    Wenn Du Dir sicher bist, dass die PLA im Eimer ist, kannst Du die natürlich auch abzwicken und die Beinchen einzeln behandeln.

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Sodele,


    PLA ausgelötet, Sockel rein, PLAne+ Ersatzpla eingesetzt. Gleiches Fehlerbild.


    Dann mal eine Dead Test Cartridge eingesetzt (586220). Vernünftiges Bild wird angezeigt, Basis Tests laufen durch (inklusive Kernal ROM und Basic ROM)...



    Nach dem Test für den Control Port wird der Bildschirm weiss und so bleibt das dann...


    Hab dann mal ein Final Cartridge eingesetzt. Das funktioniert und zeigt vernünftige Dinge an. Einstieg in Basic geht auch.

    Wenn ich dann eine Zeile Basic eingebe (10 PRINT "HELLO WORLD") und RETURN drücke, hängt sich die Kiste auf. Bildschirm wird blau und bleibt blau...


    Irgendeine Idee, wie ich weiter vorgehen kann, oder mögliche Ursachen?


    Das einzige, was ich zur Diagnose habe wäre ein Multimeter :)


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Moin Thomas,

    ich denke, wir sind schon ganz in der Nähe einer erfolgreichen Wiederbelebung... ;)


    Leider sind bei Deinem Board ja fast alle ICs ungesockelt, insofern ist jeder Tausch mit reichlich Arbeit verbunden. Du wirst aber wohl noch ein wenig Lötarbeit investieren müssen, fürchte ich. Gehen wir mal logisch vor:


    - Die CIA (6526) in U1, die hier als "BAD" angezeigt wird, dürfte trotz Anzeige funktionieren. Die ist nämlich primär für die Tastatur und die Joystickports zuständig, außerdem enthält sie einen der beiden Timer, die in der Fußzeile angezeigt werden. Warum ich denke, dass U1 (zumindest größtenteils) okay ist:

    (1) Du kannst über die Final Cartridge ins Basic gehen und dort überhaupt etwas kohärent eingeben. Bei "spinnender" CIA auf U1 generiert diese meistens völlig erratische Pseudoeingaben an Tastatur und Joystickport, so dass Du "Geistertastendrücke" bekämst und wahrscheinlich keine einzige Zeile sauber eingeben könntest. Entweder käme garnichts bei Tastendruck, oder Müll.

    (2) Die Test-Cartridge testet über Dongles / Loopbacks, ob an den Ports bei definierten Ausgabemustern das erwartete Eingabemuster erscheint. Sind die Dongles nicht vorhanden, fehlt die Rückmeldung. Daher wohl die Meldung bzgl. "Cassette = BAD" und "Keyboard = open", was wahrscheinlich zur Klassifizierung "U1 = BAD" führt. Dem muss aber nicht so sein - siehe (1).

    (3) Der Timer (Echtzeituhr) in der Fußzeile wird (auch wenn ich den Eprom-Code im Testmodul nicht angeschaut habe) wohl mit Teststart bei "00:00:00 AM" gesetzt und sollte durchlaufen. In jeder CIA sitzt ein solcher Timer, und U1 sollte dem links angezeigten entsprechen. Sieht gut aus, 20 Sekunden auf der Uhr passen zum Testablauf.

    (4) Ich denke, der Test von U1 und wohl auch der Test der "Control Ports" wird abgeschlossen, auch wenn Du das Ergebnis bei Control Port nicht mehr siehst. Wahrscheinlich legt nämlich der Test des direkt darauf folgenden Chips die Bildschirmausgabe lahm, so dass (mangels eingestecktem Dongle wohl das "BAD"-) Ergebnis einfach nur nicht mehr zu erkennen ist...


    - Die CPU (6510) läuft und kriegt anscheinend sowohl Reset- (beim Einschalten) als auch Taktsignal - sonst würde nichts laufen. Kein Prozessor, kein Programmablauf. Insofern ist ein "GOOD" für den 6510 zu erwarten.


    - Ich persönlich tippe (war ja schon am Anfang einer meiner Top-Kandidaten, abseits der PLA) auf die CIA #2 (6526 in U2). Die ist primär für Userport und Seriellen Bus zuständig, enthält ebenfalls eine Echtzeituhr / Timer und ist grundsätzlich identisch mit U1 (bauteilseitig) - also sogar untereinander austauschbar. Indikatoren dafür sind aus meiner Sicht:

    (1) U2 wird direkt nach U1 getestet, dessen Test (siehe auch mein Punkt (4) zu U1) wohl durchläuft. Danach ist Absturz, was auf den Test von U2 als Auslöser hindeutet.

    (2) Die Echtzeituhr von CIA #2 (U2) sollte eigentlich parallel zu der in U1 gesetzt sein worden und dementsprechend parallel laufen. Tut sie aber nicht - "01:11:11 PM" macht keinerlei Sinn. Da scheint was nicht zu stimmen.

    (3) Data Port A von U2 wird im Speicher auf Adresse $DD00 gemappt und enthält in Bit 0 und 1 den "VIC-Chip System Memory Bank Select". Steht normalerweise auf binär "11". Wenn der Chip spinnt, kann hier spätestens beim Testlauf des Moduls Schrott entstehen, der dann den VIC quasi gegen die Wand laufen lässt. Wäre eine plausible und passende Erklärung nicht nur für Deinen Blank Screen, sondern auch für den Schrott beim Einschalten des Rechners ohne Modul - zwar sind die Zeiten lange her, als ich das C64 ROM-Listing fast auswendig kannte, aber beim Einschalt-Init des IEC-Busses könnte ein Initialisieren der CIA #2 dann halt zu dem Crash führen...


    Vorgehen:

    Der C64 läuft eigentlich sogar dann ins Einschaltbild, wenn man ihm beide CIAs und den SID entfernt. Ich (persönlicher Ansatz, korrigiert mich!) würde als Erstes die CIA auf U2 entfernen und dann mal schauen, ob der 64er beim Einschalten zumindest sein normales Einschaltbild bringt. Falls ja - neue CIA rein, neuer Check, und dann nochmal die Testcartridge dran.


    Wären die CIAs beide gesockelt, würde ich die mal gegeneinander tauschen. Mit einer defekten CIA in (dann) U1 sollten unerwartete Tastatureingaben direkt nach dem Einschalten zu erleben sein, aber zumindest sollte das Einschaltbild kommen. Falls U1 keinen eigenen Schlag hat.


    Zur Aufwandsminimierung aber erstmal einfach nur U2 raus. Dann schauen wir weiter.


    -> Just my 2 Cents. Aber ich hoffe, der Durchbruch steht bevor...


    Grüße und Daumen gedrückt gehalten,

    Ralph.

    Einmal editiert, zuletzt von Ralph_Ffm () aus folgendem Grund: Tippfehlerchen beseitigt... ;-)

  • Läuft wieder!


    Sensationell. Und das mit meinen zwei linken Händen!





    Und eine kleine Dankesbotschaft.


  • Läuft wieder!

    Freut mich sehr!! Glückwunsch, Thomas! Und stell Deine Lötfähigkeiten nicht unter den Scheffel, das sieht super aus...


    Und eine kleine Dankesbotschaft.

    ;) Gern geschehen... Ich versuche immer, auch noch ein wenig die Herleitung und den technischen Zusammenhang zu erklären, deshalb schreib ich da etwas umfangreicher. Macht Spaß, etwas Know-How selbst wiederbeleben und dann auch noch für nette Menschen hier aus dem Verein nutzen und weitergeben zu können. Vor allem, wenn man sich bereits persönlich kennenlernen konnte... :prost:


    Ich hoffe, Du hast noch viel Freude mit dem reparierten Rechner!


  • Nochmal besten Dank. Eine Baustelle weniger. Und ja, ich werde mit dem noch viel Spass haben. C64 kann man ja eigentlich nicht genug haben :)