Ist Vartaritis PC- und markenspezifisch?

  • Ich lese im Forum so häufig über ausgelaufene onboard Batterien, die auf Platinen zerstörerische Wirkung hatten. In den allermeisten Fällen bezieht sich das auf PC Boards und blaue Varta Tönnchen. Tritt das Problem also i.W. nur bei PCs auf, weil dort billigste Komponenten verbaut wurden? Betrifft es überwiegend Varta Batterien oder die Produkte andere Hersteller gleichermaßen? Ich mache mir Gedanken, ob ich tätig werden muss, zumindest da wo es sich noch lohnt.


    Anbei ein paar Fotos. Drei davon zeigen ein NOS 386er Board mit exakt dem beschriebenen Problem. Frage an die Experten: Ein Fall für die Tonne oder ist das Board wohl noch zu retten? Ich habe es noch nicht zu bestromen gewagt.


    Die anderen Fotos zeigen VME-Bus CPU Boards von Motorola unf Force Computers. Das Motorola Board hat gleich zwei Lithium Reservate verbaut und ist gebraucht. Das Force Board hat eine Batterie und ist NOS, aber alt. Soweit ich das beurteilen kann ist keiner der Energiespeicher von Varta und die Boards sind qualitativ oberhalb der PC Massenware einzuordnen. Batterien und Platinen sehen noch tadellos aus. Wann ich mal dazu komme die Board auszuprobieren, kann ich nicht abschätzen. Raten die Experten auch hier dazu, die Zellen vorsorglich auszubauen?


    VG Albert

  • Die Batterie-/Akkuqualität hat nicht unbedingt was mit der Qualität vom umgebenden Produkt zu tun. Es gab zu wenig Auswahl an kleinen, kompakten, zuverlässigen Stromspeichern.


    Meine Ansicht zu den VMEbus-Karten: die 48T08 kenne ich zuhauf. In ausgelaufenen Zustand habe ich noch keinen gesehen selbst nach über 25Jahren nicht. Ich habe selbstverständlich schon etliche umbauen müssen, nachdem die Batterie leer war. Der Hersteller versprach 10Jahre, ich hatte welche, die noch nach 20Jahren funktionierten, weil die Karten vermutlich 10-15Jahre im Dauerbetrieb im Einsatz waren und der Uhrenchip daher nicht an der Reserve "nuckeln" mußte.


    Bei einer MVME147 sieht das dann so aus:

    http://www.ralf-kiefer.de/VME/48T12.jpg

    Bei meinen MVME177 sitzt nicht nur ein 48T08 drauf, sondern auch eine Lithium-Knopfzelle. Die waren kritisch. Die habe ich schon lange entsorgt und im Anschluß alle Platinen gewaschen.


    Die Lithium-Zelle auf Deiner MVME162 kenne ich dagegen nicht. Auf meiner MVME117 sitzt eine optisch ähnliche Zelle und das seit ungefähr 1987. Die ist dicht und hat noch genug Spannung. Eigentlich ein Wunder :)


    Die blaue "Tonne" auf Deiner Force-Karte könnte eine NiCd-Zelle sein. Diese würde ich besser gestern als heute entsorgen. Von dieser Bauart habe ich schon sehr viele ausgelaufene gesehen.


    BTW im 68kmla-Forum gibt's einige Diskussionen über PRAM-Batterien bei Macs. Vor etlichen Jahren hatte ich ein Foto von einem meiner ehemaligen IIsi eingestellt:



    Dort hatten wir über eine interne Forumsstatistik festgestellt, welche Batteriehersteller die lausigsten Exemplare hergestellt hatten. Vermutlich ist diese Diskussion dort nicht mehr erhalten.


    Gruß, Ralf

    • Offizieller Beitrag

    Anbei ein paar Fotos. Drei davon zeigen ein NOS 386er Board mit exakt dem beschriebenen Problem. Frage an die Experten: Ein Fall für die Tonne oder ist das Board wohl noch zu retten? Ich habe es noch nicht zu bestromen gewagt.

    Ich halte das für noch rettbar.

    Sollte man aber zeitnah angehen. Solange das nicht neutralisiert und gereinigt ist, frisst das Zeug weiter.

  • Sollte man aber zeitnah angehen. Solange das nicht neutralisiert und gereinigt ist, frisst das Zeug weiter.

    Ich habe das Board erst ein paar Wochen und sofort die Batterie entfernt. Danach habe ich die betroffenen Stellen etwa zehn Minuten mit 25%-igem Haushaltsessig behandelt und dann abgespült und mit Pressluft getrocknet. Kann / soll ich mehr machen?


    Was ist denn von dem dreieckigen Schatten zu halten, den man von unten sieht? Das Board hat ja vermutlich mindestens vier Layer. Ist es in dem Bereich nicht delaminiert? Oder wäre das gar nicht schlimm? Ich habe sowas noch nie gehabt und bin ratlos.

    • Offizieller Beitrag

    Man sollte den betroffenen Bereich vollständig entlöten, um auch unter den Bauteilen ordentlich saubermachen zu können.

    Dann die ganzen Korrosionsprodukte entfernen, und nochmal mit Essig rangehen, um zu sehen, ob da noch irgendwo was sprudelt.

    Wieder ordentlich abspülen und trocknen,

    Dann das angegriffene Kuper ordentlich blank machen. Dann die weggefressenen Verbindungen wieder herstellen.

    Dank Multilayer sieht man nicht alle Leiterbahnen. Da kann es hilfreich sein, zum Vergleich ein möglichst ähnliches Board zur Hilfe zu nehmen, um nachzuvollziehen, was dort wo angeschlossen ist. Das ist natürlich, wenn man nicht zufällig ein gleiches Board zur Verfügung hat, Interpretationsbedürftig.

    Da gewöhnlich vor allem der Bereich um den Tastaturcontroller betroffen ist, kann es nicht schaden, die Schaltpläne des IBM 5170 zur Hilfe zu nehmen, da der Bereich wenigstens bis zu den 486ern auf diesen beruht. Ist natürlich meist nicht schaltungstechnisch identisch, aber nah genug dran, daß man es nachvollziehen kann.


    Für mich sieht das verfärbte Dreieck so aus, als wäre das der Bereich, zu dem die Akkuseuche Kontakt hatte.

    Delaminierung würde ich da erstmal nicht vermuten.

  • Die blaue "Tonne" auf Deiner Force-Karte könnte eine NiCd-Zelle sein. Diese würde ich besser gestern als heute entsorgen. Von dieser Bauart habe ich schon sehr viele ausgelaufene gesehen.

    Hab die blaue Tonne gerade ausgelötet. Auf der Bauchbinde gibt es keine Beschriftung, aber nach vorsichtigen Abtrennen einer Lötfahne hat sich das Ding als Varta Li-Mn 3V Batterie entpuppt, CR 1/3 N, natürlich total "entspannt", aber optisch wie neu.