Ich versuche gerade, ein Euro-PC-Mainboard mit Laugenschaden wiederzubeleben. Das erste Problem, was sich stellt, ist dass die Kiste (meistens) gar nicht aus dem Reset-Zustand kommt. Wenn ich die Schaltung im Euro PC richtig verstanden habe, wir über einen Widerstand in RN3 die Basis von T3 mit Strom versorgt, wodurch T3 über R32 die low-aktive Reset-Leitung des FE2010A aktiviert. Damit bleibt der gesamte PC im Reset, bis der Keyboard-Controller PB4 (Pin 29) low zieht, und damit T3 den Basisstrom wegnimmt.
Bei meinem Euro-PC passiert das aber nicht. Ich habe an den Beinen des Keyboard-Controllers gemessen, und zunächst keinen offensichtlichen Fehler gefunden (alle Aussagen gemessen, nicht nur aus dem Schaltplan vorgelesen):
- +5V/Masse liegt an
- Reset geht (wohl über einen im Controller integrierten Pullup, der C302 auflädt) langsam hoch bis 3,5 oder etwas mehr Volt, was nach TTL-Interpretation ein klares "high" ist, und den Controller freigeben sollte.
- KBCLK ist (bis auf einen kurzen Glitch beim Einschalten des Hauptschalters) permanent low(!), der 4,7k-Pullup scheint aber funktionsfähig zu sein: Mit dem Multimeter im Widerstandsbereich messe ich 4,38kOhm von KBCLK nach +5V, solange der PC aus ist.
- EXTAL hat einen sauberen Takt mit 5V Pegel
- Timer ist high, die 2,2kOhm Pullup sind ohmsch nachmessbar
- XTAL ist mit Masse verbunden
- NUM ist über JS11A mit Masse verbunden (ich habe explizit geprüft, dass JS11A nicht durchgefressen ist)
- PA0-PA7 haben im Betrieb etwa 2,5V DC
- PD0-PD7 haben jeweils 100k Pullup, und im Betrieb +5V
- PC7 liegt auf Masse
- PC0-PC6 haben jeweils 10k Pullup, und im Betrieb +5V
- PB0-PB7 verhalten sich messtechnisch wie gemäß Aussenbeschaltung im Schaltplan zu erwarten
Interessant ist aber, dass im Moment (ich meine, das Verhalten hat sich während der Messungen geändert), gefühlt eine halbe Sekunde nach dem Einschalten auf PB0-PB7 offenbar hochfrequent etwas ausgegeben wird. Die Pegel an PB0-PB7 springen zwischen dem, was die Schaltung bei offenem PB-Pin hergibt und 0V hin und her. Da ich gerade nur ein 1-Kanal-Oszilloskop habe, kann ich nicht sagen, ob PB0-PB7 exakt das gleiche Muster haben, aber es wirkt auf den ersten Blick so. PB5-PB7 springen also zwischen +5 über den Pullup und Masse, wogegen PB4 nur zwischen 0,7V (der Basisspannung von T3) und Masse springt.
Ohne einen klaren stabilen Massepegel an PB4 gibt das Teil natürlich keine Lebenszeichen von sich. Wenn ich den Pin extern auf Masse ziehe, dann kommt es zum üblichen "lang-kurz"-Fehlerpiep. Nur einmal, also vermutlich ein Fehler in oder um JIM. Bei dem weniger zerfressenen Euro-PC-Board, was ich vor ein paar Tagen in der Hand hatte, war die A6-Lötstelle an JIM kaputt, was dieses Verhalten erzeugt hat. Den JIM-Fehler habe ich wegen des Reset-Problems zunächst zurückgestellt.
Meine aktuelle Vermutung ist, dass der Keyboard-Controller in seiner Initialisierung auf einen Fehler läuft, und möglicherweise das Muster auf PB einen POST-Code des KBC darstellt.
Kennt jemand diese Situation, und kann mir Tipps geben, was ich messen kann? Wie wahrscheinlich ist ein ausgefallener Keyboard-Controller? Ist das Symptom vielleicht sogar schon bekannt?