Da 1ST1 auf der CC2023 ja eine Olivetti P6060 aus Dresden zugeflogen ist, mache ich mal ein bisschen Infodump über ein paar Sachen, die man an den üblichen Stellen nicht findet. Vielleicht ist das ja auch noch für jemand anderen interessant.
Die P6060 hat eine reine TTL-CPU auf zwei Karten (PUCE1 und PUCE2), vermutlich basierend auf der 74181 ALU (aber das muss man überprüfen, wenn die Platinen sauber genug sind, dass man die Aufschriften wieder lesen kann). Diese CPU, die auch in der Olivetti TC800 verwendet wurde, wurde von Francesco Vecchi entworfen. Es gibt mindestens ein Patent dafür, Kandidaten sind US4032895A und US3987420. Die unterscheiden ein wenig, vermutlich ist es das erste, und das zweite war eine früherer Entwurf. Aber auch das muss man gegen den tatsächlichen Aufbau der Platinen verifizieren.
Wenn das erste Patent zutrifft, hat die CPU drei ROMS für den sogenannten Nanocode (was anderswo der Mikrocode ist; also die Werte für die Steuerleitungen). Der Nancode interpretiert 16-bit Mikrocode aus dem ROM auf der ROM-Karte (Bootvorgang und interne Hardware und Floppy). Ein Teil des Mikrocodes wird dann auch von der Systemdiskette geladen. Der Mikrocode wiederum enthält einen Interpreter für den eigentlichen Assemblercode, nämlich einmal einen sehr an den IBM/360 angelehnten Befehlssatz (wobei nicht alle Befehle implementiert sind, und es ein paar neue Befehle gibt), und vermutlich auch einen weiteren Interpreter für übersetzte BASIC-Programme.
Die 8-Zoll Floppies sind im IBM/360-Format. Die Systemfloppy enthält drei Datasets für das System, nämlich P6FWR (mit Versionsnummer) für die Resident Firmware (MIkrocode),
P6FWO für die Overlay-Firmware, und P6FSW für das eigentliche Betriebssystem in IBM/360-Maschinensprache. Das Betriebsystem ist in Module untergliedert, die dynamisch geladen werden.
Für die Benutzerdaten gibt es ein weiteres Partioned Dataset namens P6FSYS.
Der Mikrocode sieht einen Hauptspeicher von 64K-Worten mit jeweils 16-bit, die IBM/360 Maschinensprache sieht davon die unter Hälfte als 64K-Adressraum mit 8-bit.
Wenn man die hintere Abdeckplatte löst, sieht man rechts den Rahmen für die Karten.
Die Standardbelegung der Karten ist
13 GOINO = governo periferiche integrate
12 FLOA = floppy
11 FLOB = floppy
10 UC019 = unita centrale 1009 / CPU / PUCE1 / UC1009
9 UC020 = unita centrale 1009 / CPU / PUCE2 / UC1009
8 RAM
7 ROM
6 RAM
Bei der Maschine aus Dresden ist ganz unten vermutlich noch eine IPSO (Paralleler Interface-Standard von Olivetti) Karte.
So, vielleicht reicht das erstmal für den Anfang.