Die späten 80er und die 90er sind ja schon behandelt worden. ich gehe mal ein bisschen weiter zurück und veranschauliche das, was deleted_02_21 geschrieben hat, anhand eigener Erfahrungen:
In den meisten mittelständischen Unternehmen dürfte Anfang der 80er Jahre noch gar kein Computer gestanden haben. Welche auch? Das, was es damals an Rechnern gab, war in der Regel für ein Unternehmen zu teuer.
Meine eigene Erfahrung als Werkstudent in zwei ziemlich verschiedenen Unternehmen:
Das erste eine halböffentliche Forschungseinrichtung mit in Spitzenzeiten über 1000 Mitarbeitern: Die hatten ein eigenes, richtiges Rechenzentrum mit einem CDC-Großrechner, das ein komplettes Geschoss beanspruchte. Anfangs der 80er-Jahre noch fast ausschließlich mit Lochkartenbetrieb, im Laufe der Zeit immer mehr Terminals in eigenen Räumen (Terminal-Pools) - noch später dann auch auf den Schreibtischen einzelner Mitarbeiter. Ein fester Stab von Admins, die man damals noch "Operator" nannte. Das Rechenzentrum hatte auch seine eigene Sekretärin im Vorzimmer, weil ja keiner reindurfte...
In den Laboren standen dann PDPs zur Steuerung und Überwachung der Versuche. Die waren aber vom RZ unabhängig; da kannten sich die Labortechniker selber mit aus. Netzwerken war da aber auch kein Thema: Versuchsergebnisse wurden entweder ausgedruckt (und im schlimmsten Fall von Datentypistinnen wieder auf Lochkarte zur Verarbeitung in der EDV gestanzt) oder bestenfalls auf 8"-Diskette geschrieben. Irgendwo muss es im RZ ein 8"-Laufwerk gegeben haben, das an einem der Großrechner hing ...
Die Daten der Zeiterfassungsanlage wurden wöchentlich per Lochstreifen übertragen.
Die ersten Versuche mit PCs, Atari ST und sogar einer Lisa bestanden darin, diese Rechner als Terminal an den Großrechner zu hängen. Den Rest habe ich dort nicht mehr erlebt.
Das andere Unternehmen war ein Mittelständler mit rund 100 Mitarbeitern, eigener Kantine, betriebseigener Zapfsäule, eigenem Schneepflug (einsame Gegend mit großen Steigungen), eigenem Kleinbus zum Transport der MitarbeiterInnen, die nicht motorisiert waren - aber ohne irgendeinen Computer.
Irgendwann etwa Mitte der 80er besorgten sich zwei Abteilungsleiter jeweils einen gebrauchten IBM PC und fingen auf eigene Faust an, mit dBase bzw. Framework rumzuhantieren. Der eine machte seine Materialwirtschaft, der andere überwachte und steuerte seine Spritzgussproduktion. Da ging es nur um Stückzahlen, Materialverbrauch, Ausschuss, evtl. ein bisschen Kalkulation - auf jeden Fall völlig isolierte Rechner und isolierte Aufgaben.
Nach einiger Zeit kam ein AT für das Labor dazu, weil sich ein Ingenieur davon Hilfe bei der Simulation und Analyse seiner Versuche versprach. Auch das Sekretariat bekam dann einen Rechner für die Korrespondenz, und im Labor kam zusammen mit einer Prüfmaschine für Belastungstest ein weiterer PC zur Steuerung der Maschine.
Kurz zuvor habe ich da angefangen, um dem Produktionschef bei der Programmierung seiner Produktionsplanung zu helfen. Natürlich hat man dann auch irgendwann mal an fast jedem deser Rechner gesessen (der AT war tabu für mich ;-)) und kleine oder größere Probleme gelöst. Der Werkstudent war halt der mit der meisten Erfahrung.
Dann wurde ein Controller eingestellt, der wollte ebenfalls einen Rechner haben, und weil inzwischen viele Abläufe vom Papier auf Tabellenkalkulationen etc. übertragen worden waren kamen an einigen Stellen Zweitrechner hinzu, damit auch der stellvertretende Abteilungsleiter mitarbeiten konnte. Datenaustausch bei Bedarf nach wie vor per Diskette, Administration der Rechner durch die Anwender, den Werkstudenten oder später auch den Controller.
Mit zunehmender Übernahme wichtiger Arbeiten durch die Rechner und der Verlagerung der Informationen von Akten hin zu Tabellen und Dateien auf Festplatte/Diskette (Tatsache: Anfangs hatte längst nicht jeder der PCs eine Festplatte!) verbreitete sich die Erkenntnis, dass diese Insellösungen nicht ok sind, und wir machten uns auf die Suche nach einer neuen "integrierten" Lösung. Drei oder vier Anbieter wurden eingeladen (u.a. wollte uns Nixdorf eine Targon verkaufen) - und im Endeffekt ist es dann ein Novell-Netzwerk geworden. Verkabelung und Installation erledigte afair der externe Anbieter, und um die Administration kümmerte sich nebenher der junge Controller. Ich hatte eine Zeitlang gehofft, dass die mal eine feste Stelle für die Systemverwaltung schaffen, aber das habe ich nicht mehr erlebt.
Fazit: Die meisten der von Dir gestellten Fragen stellten sich in solchen Unternehmen in den Anfangsjahren überhaupt nicht. Rechner vernetzen? Wozu? Die Sekretärin schreibt ihre Briefe, ich mache meine Messungen, der Controller kalkuliert Ist- und Sollstunden etc.
Es war tatsächlich anfangs nicht klar, welchen Vorteil es haben könnte, wenn z.B. der Produktionsleiter auf die Kundenadressen zugreifen konnte. Da wurden wie vor Urzeiten Aufgaben dahin verschoben, wo die Informationen waren, anstatt die Informationen dahin zu bewegen, wo die Aufgabe entstand.