Amiga 500 - Netzteilumbau auf MW RPT-60B

  • Hallo zusammen


    In diesem Thread würde ich Euch gerne anhand von Text und Bildern meinen Umbau meines Amiga 500 Netzteils vorstellen. Falls der Thread hier falsch aufgehängt sein sollte, so verschiebt diesen bitte in die entsprechende Kategorie :)


    Achtung!!! Bitte seht diese Anleitung nicht als Empfehlung für einen geplanten Netzteilumbau, sie soll vielmehr als eine Art Hilfestellung verstanden werden. Bitte beachtet, dass ich für Umbauten, welche Ihr auf Basis dieser Anleitung an Euren Netzteilen vornehmt, keinerlei Haftung übernehme. Jegliche Modifikation an Euren Netzteilen, elektronischen Bauteilen oder Ähnlichem und daraus resultierenden Schäden an Eurer Umwelt oder an Euch selbst erfolgt auf eigene Gefahr.


    Vorwort:

    Aufgrund der Tatsache, dass das alte Netzteil seinen Dienst quittierte - Messungen mittels Multimeter am Ausgang ergaben, dass an den Ausgängen für 12V und -12V nur noch ein Bruchteil der notwendigen Spannung anlag - entschied ich mich dazu mein Netzteil entsprechend umzubauen. Ich habe mich bewusst für den Umbau, statt für die Reparatur entschieden, da ich meinem Netzteil ein kleines Leistungsupdate verpassen wollte. Also machte ich mich im Netz auf die Suche nach geeigneten Netzteilen. Hierbei ist meine Wahl zum Schluss auf das Netzteil von MEAN WELL Typ "MW RPT-60B" gefallen.


    Vergleichstabelle

    Commodore MEAN WELL
    Ausgang 1 5V 2.5A 5V 4.0A
    Ausgang 2 12V 1.0A 12V 2.0A
    Ausgang 3 -12V 0.1A -12V 0.5A


    Einkaufsliste

    Für den Umbau habe ich folgende Teile benötigt.

    • 1 x Netzteil MW RPT-60B
    • 1 x JST Buchsengehäuse, 1x3-polig - VH
    • 1 x JST Buchsengehäuse, 1x6-polig - VH
    • 8 x JST - Crimpkontakt, Buchse - VH
    • 1 x Wippschalter mit Flachsteckeranschluss
    • 2 x Flachsteckhülse uninsoliert 4,75mm
    • Schrumpfschlauch
    • 4 x Gewindeschrauben inkl. Muttern M3 x 25mm
    • Päckchen M3 Unterlegscheiben
    • 1 x Ringkabelschuh
    • 1 Stück Stromkabel

    Werkzeugliste

    Für den Umbau war folgendes Werkzeug notwendig.

    • Crimp Zange
    • Seitenschneider
    • Abisoliermesser
    • Kreuzschraubendreher
    • Sechskantschlüssel
    • Dremel
    • Multimeter

    Phase 1: Demontage

    Als aller erstes muss damit begonnen werden, dass alte Netzteil aus dem Gehäuse auszubauen. Hierzu müssen lediglich die vier Kreuzschrauben auf der Gehäuseunterseite soweit gelöst werden, bis sich der Gehäusedeckel gewaltfrei abnehmen lässt. Da sich das originale Netzteil in das Gehäuse einschmiegt, wurde hier seitens Hersteller keine weiteren Befestigungen vorgesehen, so dass man das alte Netzteil samt Kabel vorsichtig aus dem Gehäuseboden heben kann. Bevor nun mit dem Abtrennen der Kabel begonnen wird, ist es wichtig, dass man sich zunächst die Kabelbelegung der Ausgänge notiert (zu finden auf der Platine). Hat man sich die Belegung notiert, kann auch schon mit dem Abtrennen begonnen werden. Hierbei ist darauf zu achten, wenn man zur Entfernung einen Seitenschneider verwenden, dass man diesen nicht zu grosszügig ansetzt und einem so später dann wichtige Zentimeter des originalen Kabelbaums fehlen. Daher empfiehlt es sich die Kabelenden, welche auf der Platine festgelötet sind, eben so nah wie möglich an der Platine zu entfernen. Achtung: Bitte nicht das Schutzleiterkabel auf diese Weise entfernen, da dieses mittels Schraubkontakt auf der Platine befestigt ist und der bereits existierende Kabelringschuh für später benötigt wird.


    Phase 2: Vorbereitung Kabelbaum

    Zum Anschluss der Ein- und Ausgänge an das Netzteil werden entsprechende JST Buchsen benötigt, weswegen die Kabelbäume für Ein- und Ausgang entsprechend modifiziert werden müssen.


    Zusätzlich muss der Wippschalter mit in den Kabelbaum integriert werden, da im Original der Schalter mit der Platine verbunden ist. Um mir das Löten hierbei zu ersparen, habe ich den Originalschalter gegen einen baugleichen Schalter mit Flachstecker-Kontakten ausgetauscht.


    Als erstes werden die Kabelenden für Aussen- und Neutralleiter abisoliert. Über den Aussenleiter wird nun ein Stück Schrumpfschlauch gezogen und anschliessend einer der beiden Flachstecker mit der Crimp Zange befestigt und auf den Eingang des Wippschalter gesteckt. Der zuvor übergezogene Schrumpfschlauch wird nun bis an das Gehäuse des Wippschalter geschoben und mit einem Handfeuerzeug vorsichtig erwärmt, bis dieser auf den notwendigen Durchmesser zusammengeschrumpft ist. Auf das Ende des Neutralleiters wird nun JST Crimpkontakt befestigt. Nun benötigen wir das Stück Stromkabel. Hierzu eignen sich ausrangierte Stromkabel von Haushaltsgeräten - der Querschnitt sollte 1.5mm² nicht unterschreiten. Beide Enden des Kabels sind nun abzuisolieren. Auf das eine Ende wird nun wieder ein Stück Schrumpfschlauch gezogen, sowie der zweite Flachstecker und auf das andere Ende ein weitere JST Kontakt gecrimpt. Zu guter Letzt muss alles noch zusammen gebaut werden, indem der Flachstecker auf den noch freien Kontakt am Schalter gesteckt wird und die Crimpkontakte in die Buchse geschoben werden, bis diese einrasten (Achtung vorher noch einmal vergewissern, dass die Buchse auch korrekt belegt wird, sonst muss man diese mittels eines feinen Schlitzschraubendrehers noch einmal lösen und vorsichtig aus der Buchse ziehen. Ist alles verbunden nun noch schnell den Schrumpfschlauch mit dem Feuerzeug erwärmen. Am Ende sollte der Kabelbaum für den Eingang samt Schalter in etwa so, wie auf der folgenden Abbildung aussehen.


    Hier noch mal ein Bild des Schalter samt Anschlüssen. Die Schrumpfschläuche schützen nicht nur vor ungewollten Kontakt, sondern runden das Gesamtbild noch etwas ab ;)


    Nicht ganz das gleiche, aber ein doch ähnliches Vorgehen folgt nun für den Ausgangs-Kabelbaum. Hier werden nun alle Adern entsprechend abisoliert. Auf das Ende des Schutzleiters wird als erstes ein Schrumpfschlauch gezogen und anschliessend der Ringkabelschuh befestigt. An den Enden der anderen Kabel werden nun die übrigen JST Crimpkontakte befestigt, wobei die Ausgänge für 5V und COM jeweils gebrückt werden müssen, da wir hier je zwei Ausgänge am Netzteil vorfinden unser Kabelbaum aber nur je ein Kabel für 5V und COM zur Verfügung hat. Nacht getaner Arbeit sollte der fertig Kabelbaum dann in etwa wie auf der folgenden Abbildung aussehen.


    Phase 3: Vorbereitung des Gehäuses

    Da wir den originalen Wippschalter gegen einen Schalter mit Steckkontakten ausgetauscht haben, reicht der zur Verfügung stehende Platz hinter dem Schaltereinschub nicht mehr aus, ohne dass die Kabel und Steckkontakte auf das Übelste verbogen werden müssen. Daher muss ein wenig Platz geschaffen werden, indem ein Teil des Gehäuseinnenlebens mit Hilfe des Dremel entfernt wird.

     


    Im Netz finden sich einige Anleitungen, die einen Ähnlichen Umbau, wie den meinigen beschreiben. Leider ist man nie genauer darauf eingegangen, wie das neue Netzteil sinnvollerweise befestigt werden kann. Die Pragmatiker unter uns, würden wahrscheinlich nun zur Heissklebepistole greifen und das Magazin leer schiessen, bis das Netzteil entsprechend fixiert ist. Andere mit Mut zur Lücke würden das Netzteil einfach hineinlegen in der Hoffnung "wird schon schief gehen". Da ich weder der Mensch mit der Mut zur Lücke bin, noch Lust habe in ein paar Jahren 2kg Heisskleber aus dem Gehäuse zu kratzen, weil auch das neue Netzteil seinen Dienst quittiert hat, musste also ein andere Lösung. Einen 3D Drucker habe ich leider nicht, daher entschied ich mich das Netzteil durch Gewindeschrauben, welche mit dem Boden fest verbunden sind, im Gehäuse zu fixieren. Hierzu habe ich mir erst einmal eine Schablone angefertigt, welche die genaue Position der notwendigen Bohrlöcher anzeigte. Die Schablone fixierte ich mittels einfach Tesastreifen und fing anschliessend an vorsichtig ein Loch nach dem anderen, mittels Dremel in den Boden zu bohren. Im Anschluss wurden die Kunststoffspäne entfernt und die vier Gewindeschrauben am Boden befestigt. Die Befestigung erfolgte je Schraube mittels Unterlegscheibe auf der Innen- und Aussenseite, sowie einer Mutter im Gehäuseinnern.


     


    Phase 4: Einbau bzw. Befestigung des Netzteils im Gehäuse

    Damit die Luft um das Netzteil ein wenig zirkulieren kann, wird dieses nicht direkt auf dem Gehäuseboden befestigt, sondern mit etwas Spielraum darüber. Hier kommen nun die Unterlegscheiben zum Einsatz, indem diese gleichmässig verteilt auf die rausragenden Schraubgewinde gesteckt werden. In Summe dürfen es wenigstens 10 Unterlegscheiben je Gewinde sind. Plus die Mutter, welche ja auch schon etwas Distanz schafft, kommt man so auf etwa 1cm Bodenfreiheit und da wir nach obenhin noch viel Platz haben, sollte das auch kein Problem darstellen ;)

    Sind die Unterlegscheiben nun alle verteilt, wird nun vorsichtig das Netzteil auf die Gewinde aufgeschoben. Hierbei ist darauf zu achten, nicht all zu viel Druck auszuüben - das Netzteil soll ja nicht gleich beim Einbau beschädigt werden. Zu Schluss werden auf alle vier Gewinden nochmal je eine Unterlegscheibe aufgesteckt.


    (...hier gehen mir leider die Möglichkeiten aus, weitere Bilder hinzuzufügen, daher Fortsetzung folgt :) )

    Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft!


    Es ist nicht Deine Schuld dass die Welt ist wie sie ist. Es wäre nur Deine Schuld wenn sie so bleibt!

  • (..Fortsetzung)


    Phase 5: Befestigung der Kabelbäume

    Was nun folgt ist jetzt Fleissarbeit, denn wir müssen nun nur noch die vorbereiteten Kabelstränge mit dem Ein- und Ausgangsbuchsen des Netzteils verbinden. Hierzu schrauben wir von unserem Eingangskabelbaum den Schutzleiter auf der Platine fest, indem wir den Ringkabelschuh über das entsprechende Gewinde schieben und mit Hilfe einer weiteren Unterlegscheibe samt Mutter fixieren.


    Die JST Buchse wird auf den vorhandenen Kontakt des Netzteils gesteckt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die vorhandenen Leitungen des Kabelbaums nicht mit Teilen des Netzteils in Berührung kommen. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, diese so zu biegen, dass diese nach oben wegstehen.


    Das gleiche machen wir nun noch mit unserem Kabelstrang für den Ausgang. Auch hier wird der Schutzleiter wie zuvor auch schon mit der Platine verschraubt, sowie die JST Buchse auf den vorhandenen 6-poligen Kontakt des Netzteils gesteckt.


    Zum Schluss noch einmal alle Muttern nachziehen, schliesslich soll ja alles an seinem Platz bleiben.


    Phase 6: Deckel drauf

    Nun ist es geschafft und wir können das Gehäuse wieder zusammenschrauben. Hierbei einfach Ober- und Unterteil zusammensetzen, sowie auf den korrekten Sitz des Wippschalters achten. Wenn alles passt können die vier Kreuzschrauben am Gehäuseboden wieder eingesetzt und festgezogen werden.


    Hier noch ein finales Bild des neuen Schalters und seiner Passgenauigkeit.


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    Grüsse

    Sven

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  • Top !


    Habe jetzt schon länger im A1k Forum alles über die Meanwell Netzteile gelesen und wollte mir auch ein Netzteil fertig machen der dann für meinen 500er, 600er und 1200er genutzt werden soll. Für den Umbau kann ich deine Bebilderte Anleitung sehr gut gebrauchen ! Top ! Vielen Dank dafür....


    Für die BigBoxen plane ich mit dem Matze ATX Adapter ein nagelneues ATX Netzteil in die alten Gehäuse zu quetschen.


    --

    Elaay (aka WStyle) - Commodore 4 Ever !


    there are 10 types of people in this world, those who understand binary and those who dont

  • Gibt's die Stecker eigentlich noch irgendwo zu kaufen? Das müssten DS-215 sein.

    https://www.soigeneris.com/com…-din-5-pin-male-connector


    Vielleicht könnte man ja ne Sammelbestellung organisieren. Denke im A1k Forum wird da auch bestimmt großes Interesse vorhanden sein.

    Der Stecker wird ja auch beim C128 verwendet, somit wäre der Abnehmerkreis sogar noch größer.


    --

    Elaay (aka WStyle) - Commodore 4 Ever !


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  • Matze ATX Adapter ein nagelneues ATX Netzteil

    Was ist denn das? Hast Du da mal einen Link? Weil ich habe ja immer noch das Projekt der Wiederbelegung meines A2000.... und ich weiß jetzt noch nicht wie das Netzteil aussieht. Und der Netzteilthread von 6502 macht mich schon nachdenklich...

    Viele Grüße,

    Knut

    :cat2:

  • Merci Beaucoup!:sunny:

    Viele Grüße,

    Knut

    :cat2:

  • Moin.


    Danke für die tolle Anleitung!


    Wer wie ich sein Netzteil Gehäuse nicht von außen beschädigen möchte und Zugriff auf einen 3D Drucker hat, dem habe ich hier eine kleine Befestigungshilfe erstellt.


    Grüße