Amiga 500 Black Screen - Troubleshooting

  • Hallo liebe Community,


    ich habe einen Amiga 500 mit "Black Screen" Problem erworben. "Einen schwarzen Bildschirm habe ich" - es ähnelt etwas einem sehr bekannten Telefonanruf beim Mediamarkt... >:(


    Der Amiga hängt aktuell über einen Adapter am SCART-Eingang meines alten SONY-Fernsehers. Der Fernseher bekommt beim einschalten ein Signal, er bleibt jedoch schwarz und zeigt nichts an. Wie an anderer Stelle in disem Forum bereits beschrieben war der Sockel des FAT AGNUS gebrochen und somit musste ich ihn austauschen, was bereits geschehen ist ( FAT AGNUS Sockel tauschen ).


    Nun meine Frage an die erfahrenen Amiga 500 "Problemlöser": Wie gehe ich am besten systematisch vor beim eingrenzen des Fehlers?
    Vorab meine Erkenntnisse bisher:


    • Eine mehrfache Sichtprüfung der gesamten Platine (oben wie unten) ergab lediglich den defekten Sockel des FAT AGNUS
    • Das Netzteil wurde vorher geprüft und bringt die Spannungen im vorgesehenen Rahmen (5V, 12V, -12V)
    • Wenn ich das System 10 Minuten laufen lasse, dann haben die ICs folgende Temperaturen:
      • Prozessor 68000 - ca. 39°C
      • FAT AGNUS - ca. 39°C
      • RAM-Chip 1-4 - ca. 24° C
      • EVEN CIA - ca. 32°C
      • ODD CIA - ca. 32°C
      • DENISE - ca. 37°C
      • PAULA - ca. 40°C

    Auch das scheint mir alles erst mal im Rahmen.


    Ich habe mir übrigens mal ein AMIGA DIAG-ROM besorgt und es ist im Amiga verbaut. Leider bekomme ich auch dort keinerlei Ausgabe - aber das könnte daran liegen, dass ich irgenwo zwischen RASPI (an dem hängt der USB-Port) und dem Serial2USB-Adapter noch einen Fehler habe. Ja, ein 0-Modem-Kabel steckt überdies darin. Ich werde heute oder morgen das ROM an einem funktionierenden Amiga 500 testen. Bei der Gelegenheit werde ich - dieser Matrix folgend:



    wohl erst mal den Prozessor und den FAT AGNUS tauschen, um zu sehen, ob einer der beiden defekt ist. Der Oszillator hat bei mir eine kleine Delle (ich glaube, die habe ich aber schon öfters gesehen) - dennoch werde ich ihn mal testen. Ein gutes Digital-Multimeter und ein Oszilloskop habe ich hier. Mehr Details liefere ich gerne noch nach.


    So weit mal der Anfang. Über jegliche Unterstützung, Tipps und Tricks würde ich mich sehr freuen und werde Euch natürlich über den Prozess am Laufenden halten!

  • Hi,


    Ist zwar warsch. eh klar... aber:


    1) Netzteil-Spannungen messen

    2) Checken ob mit dem anderen Amiga mit deinem Netzteil und deinem SCART Kabel am Sony Fernseher was erscheint... ev. auch mal den Cinch-Videoausgang ausprobieren

    3) Danach den Fehler im Rechner suchen


    Lg. TOM:0)

  • Scouter3D: Danke für die Tipps!
    Netzteil ist geprüft und in Ordnung; Fernseher und Kabel geht auch. Ich hab einen weiteren Amiga und mit dem (funktionierenden) bin ich jetzt mal am ICs testen..


    Okay, los geht die wilden Testerei... ;)


    Ich habe einen meiner funktionierenden Amiga 500 (glücklicherweise auch Mainboard Rev. 6A) genommen und nacheinander die ICs des defekten Amiga 500 in den funktionierenden gesteckt. Ergebnis:


    ICZustand
    68000 Prozessor
    defekt
    FAT AGNUS
    funktioniert
    DENISEfunktioniert
    ODD CIA (A)
    defekt
    EVEN CIA (B)
    funktioniert
    GARYfunktioniert
    PAULAfunktioniert


    Wichtig: Mit "funktioniert" meine ich, dass der jeweilige Chip nicht dazu führt, dass der Boot-Prozess unterbrochen wird. Ob der Chip seine Funktion erfüllt, habe ich momentan noch nicht getestet. Ein erfolgreicher Boot würde mir schon mal reichen fürs erste.


    Ich bin - wenn man sich die Troubleshooting Matrix von oben ansieht - erstaunt, dass ein defekter ODD-CIA einen Black Screen hervorrufen kann. Da ist die Grafik evtl. nicht ganz vollständig... Tatsächlich habe ich am funktionierenden Amiga einen Black Screen, wenn ich den (scheinbar defekten) CIA einbaue. Sobald ich ihn zurück getauscht hatte ging er wieder. Beim 68000er das gleiche Verhalten.


    Nun habe ich mal 2 Stück 68000er Prozessoren bestellt bei E-Bay (die gibt es ja noch zu moderaten Preisen). Den FAT AGNUS brauche ich glücklicherweise nicht - der wäre dann schon teurer geworden.


    2 CIA-Chips sind auch schon geordert, bis zum Ende der Woche sollte da Ersatz vorhanden sein.


    Nun eine wichtige Frage:
    Nachdem ich ja die Spannung am Netzteil geprüft habe und diese so weit passt - wie "gefährlich" ist es, die neuen Chips in das defekte Motherboard zu stecken (hab ich bis jetzt nur mit dem 68000er ausprobiert und das ging ohne Probleme)? Ist es warhscheinlich dass ich die neuen ICs auch gleich "brate" oder ist das eher unwahrscheinlich?


    Ich werde morgen noch den Oszillator testen, ob der (auch) ein Problem hat. Mal sehen, ob ich dann mal Grafik aus dem Gerät rausbekomme :-D.

  • Die hatten doch einen Composite-Mono-Ausgang? Was zeigt der an?

    Ansonsten: Alle Chips raus, alle Pins optisch prüfen und mit Kontaktspray (das was bleiben darf) abreiben.

    Notfalls Sockel in selbigem ersaufen und die Chips mehrfach rein und raus stecken. Kann man dann rausheizen.

    Netzteil ok?

    RAM und umgebende 74F-Fehler äußern sich eigentlich in bunten Bildern.

    ROM ok?

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

  • Hallo PC-Rath_de,

    auch vielen Dank für Deine Unterstützung hier!


    Das mit dem Composite-Ausgang wäre wirklich eine gute Idee - hätte der Vorbesitzer den Stecker nicht entfernt (war wohl ein veruschter Umbau zu einem HDMI-DENISE - der offensichtlich missglückt ist). So könnte man feststellen, ob es ein allgemeines Grafikproblem ist oder ob nur der Monitor-Ausgang betroffen ist.


    In Kontaktspray habe ich alles schon mal "ertränkt" - das hatte ich anfangs ganz vergessen zu schreiben. Auf jeden Fall ein guter Tipp.

    Allerdings sollte ich beim nächsten mal alle Chips rausnehmen, Kontaktspray in die Sockel und auch auf die Pins der Chips geben und dann wieder reinmachen (wei von Dir beschrieben und immer mit Kontaktspray, das man nicht entfernen muss). Ich hatte das Kontaktspray nur bei eingestecktem Chip draufgesprüht und die Chips dann nochmal "nachgedrückt". Das ist im Zweifelsfalle einfach zu wenig.


    Das Netzteil ist bereits geprüft und die Spannungen sind im entsprechenden Rahmen (ich habe auch einen fukntionierenden Amiga 500 damit betrieben, nachdem ich die Spannungen alle gemessen hatte).


    Den RAM habe ich komplett gesockelt und ja, mit bunten Bildern ist erst mal noch nicht viel - also das muss ich später noch prüfen.


    Das ROM scheint tatsächlich defekt zu sein - auch dies war ein guter Hinweis! Mehr zum Rom gleich im nächsten Beitrag in dem ich die Erkenntnisse von heute zusammenfasse.

  • Nunja, der Composite hat 1 Kontakt + Masse von irgendwoher = das lässt sich mit 1 Krokodilklemme basteln (oder du lötest einfach ein Cinchkabel aus der Bastelkiste dran)

    Metall auf Metall kann luftdicht sein. Jedes IC-Beinchen und Sockelloch ist damit zu reinigen und auf Oxidation zu überprüfen (dunkle Stellen reichen meist schon, muss nicht schon grün sein). 5000er Schleifpapier kann hier helfen. Bei oxidierten Beinen kann es nötig sein jeden Kontakt durchzupiepen.

    Spannungen sagen wenig aus, da du nicht nachvollziehen kannst, wie die sich unter wechselnder Last verhalten. Aber wenn der andere A500 damit läuft ist alles ok.

    Bei RAM-(Ansteuerungs-)Problemen bekommst du (glaube ich) gelb/grünes Bild.

    Ohne "BIOS/OS" macht ein PC auch nix, den ROM könntest du aber neu brennen oder vom anderen A500 nehmen (ist halt immer die Gefahr den dann auch zu schrotten)

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

  • Ich habe es riskiert! Ich habe sowohl den funktionierenden M68000 und den funktionierenden ODD-CIA (A) in das defekte System gesteckt - und siehe da! Es ward Bild!


    Allerdings bis jetzt nur mit dem Amiga Diag ROM 1.2.1 ( https://www.diagrom.com/ ). Wenn ich das original-ROM reinstecke --> wieder Black Screen!


    Somit scheint das ROM der 3. Defekte Chip im System zu sein. Ein neues ROM habe ich eben bestellt und eine Platine, damit ich künftig mit meinem MiniPro TL866A auch selber welche schreiben kann ist auch bald im Zulauf, aber aus China wird diese wohl noch 2-3 Wochen auf sich warten lassen.


    Das Diag Rom Zeigt sehr verwirrende Informationen bezüglich RAM an und blinkt auch am Aanfang wie wild. Nachdem ich auch über Bugs im DiagRom speziell im Bezug auf den RAM gelesen habe, werde ich als nächstes das funktionierende Kistart-ROM einsetzen und versuche über ein Gotek-Laufwerk mal das AmigaTestKit zu starten ( https://github.com/keirf/amiga-stuff ). Damit hoffe ich eine ordentliche System-Analyse hinzukriegen.


    Wir machen Fortschritte!


    Hier noch ein paar Bilder vom DIAG-ROM (leider nur amateurhafte Fotos vom Handy):



    Irgend etwas scheint noch nicht zu stimmen... Ich habe mal testweise ein funktionierendes ROM reingesteckt, dann blinkt der Bildschirm gelb und wird nach einiger Zeit weiß/gräulich.


    Ich werde weiter nachforschen und Euch auf dem Laufenden halten.

  • Unwahrscheinlich, dass gleich 3 Chips defekt sind. Trapdoor ist leer, Batterie ist keine ausgelaufen?

    Ja, keine ausgelaufene Batterie, die Platine sieht perfekt aus. Allerdings befürchte ich, dass jemand schon daran rumgepfuscht hat. Der Sockel des M68000 ist leider nicht mehr original. Die Lötpunkte sehen unter der Lupe wirklich gut aus.

  • Unwahrscheinlich, dass gleich 3 Chips defekt sind. Trapdoor ist leer, Batterie ist keine ausgelaufen?

    Ja, keine ausgelaufene Batterie, die Platine sieht perfekt aus. Allerdings befürchte ich, dass jemand schon daran rumgepfuscht hat. Der Sockel des M68000 ist leider nicht mehr original. Die Lötpunkte sehen unter der Lupe wirklich gut aus.

    Präzisionssockel können die IC-Beine so beschädigen, dass sie schlechten Kontakt haben. Vllt ein wenig nach Außen biegen.

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

  • Ich hab XT-IDE Karten mit EPROMs und Präzisionssockeln. Der IC sowie der Sockel nutzen sich nach ca. 5 Steckzyklen so ab, das nicht immer guter Kontakt herscht (hab ca. 10 EPROMs drin geprüft, einige 4-5x um die beste Einstellung heraus zu bekommen). Hab nun einen Federsockel in den Präzisockel gesteckt, dann gibt es wieder.

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

  • Das mit dem Sockel leuchtet ein, aber woher bekommt man denn (gute) Federsockel - idealerweise zu einem bezahlbaren Preis? Hätte da jemand einen Tipp?

    Ich bräuchte sowohl einen (oder wohl besser ein paar) Federsockel für den M68000 und auch für PAULA (der Federsockel ist irgendwie im Eimer und der PAULA-Chip rutscht auf einer Seite immer wieder halb raus...). Das sind also 1x 64-polig und 1x 48-polig.

    Alles was ich im Internet so gefunden habe ist bis maximal 40-polig.


    Bis jetzt finde ich nur bei Reichelt entsprechende Präzisionssockel.


    Über Tipps wäre ich sehr dankbar!