Datenrettung von einem IBM Industrial Computer 7533 / IBM 7561 Industrial Desktop Computer

  • Hallo zusammen!


    Um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen: ich bin auf der Suche nach einem funktionsfähigen IBM PS/2 70 oder ähnlichem Modell, um Daten von einer alten Festplatte (IBM WDL-330P, 30MB) zu extrahieren. Aufgrund des Alters der Festplatte bin ich etwas ratlos an wen ich mich dafür wenden könnte und bin bei meiner Online-Recherche auf euren Verein gestoßen. Vielleicht gibt es bei euch ja Mitglieder aus Berlin, die mir helfen können an die Daten auf der Festplatte zu kommen.


    Aber zur ganzen Geschichte. Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem sehr kleinen Fachgebiet der TU Berlin und "darf" aufgrund meines verhältnissmäßig jungen Alters (zumindest im Vergleich zu den Kollegen) die Wartung und Problemlösung jeglicher Soft- und Hardware übernehmen. Jetzt ist bei einem Stromausfall vor zwei Wochen der Computer einer unserer Versuchsanlagen ausgefallen. Nach aktueller Vermutung ist das Netzteil des Computers defekt, da bei Betätigung des Netzschalters absolut nichts reagiert. Die beiden im Netzteil verbauten Sicherungen habe ich geprüft (beide i.O.) und damit Enden auch schon mein Verständniss und Fähigkeiten für Elektrotechnik. Von daher komme ich in dieser Richtung nicht weiter.


    Die Anlage ist aus den 1960ern und wurde um 1984 modernisiert. Aus dieser Zeit scheint auch die Steuerung und der Computer mit besagter Festplatte zu sein. Nun befindet sich die einzige aktuelle Version des Betriebssystems unserer Versuchsanlage leider auf dieser Festplatte und es ist mir nicht möglich diese auszulesen, da ich keinen Zugang zu entsprechender Hardware habe. Ich hatte daran gedacht mit einem IDE zu USB Adapter zu arbeiten, beim Versuch die Stecker zu verbinden ist mir aber aufgefallen, dass sowohl Pin-Anzahl, als auch größe Abweichen. Eine kurze Frage an Google hat dann ergeben, dass es sich nicht um einen Standard IDE Stecker handelt, sonder dass die Festplatte mit dem IBM XT-BUS IDE Connector arbeitet.


    Bei dem Computer handelt sich laut Aufschrift um einen "IBM Industrial Computer 7533". Zu diesem Modell habe ich bei meiner Recherche aber keine Informationen gefunden. Allerdings ähnelt der Aufbau des Computers sehr dem Modell 7561, welches wohl die Industrievariante eines IBM PS/2 70 ist. Und auch wenn man nach der Seriennummer auf dem Netzteil sucht (33F5202) findet man Informationen zum 7561. Daher hoffe ich die Festplatte durch Anschließen an einen IBM PS/1 oder PS/2 auslesen zu können und somit wieder Zugriff auf die aktuelle Version des Betriebssystems für unsere Versuchsanlage zu erlangen.


    Nun zurück zu der Frage an euch: Gibt es von euch jemanden aus Berlin, der selbst die Möglichkeit (und den Willen) hat meine Festplatte auszulesen oder zumindest jemanden kennt, der mir da helfen könnte?


    Ich freue mich auf eure Antworten, Anregungen und sonstige Hinweise!


    Beste Grüße
    Stefan

  • Also, der Rechner ist Baujahr 1990 (erkennbar an den Datumscodes auf den ICs). Es ist das Mainboard eines IBM PS/2 Model 30 (8530) mit 80286er Prozessor (erkennbar am 16-Bit ISA-Bus). Ein Model 70 kann es nicht sein, weil dieses nicht ISA, sondern Microchannel als Bussystem hat.

    Was die Festplatte betrifft, ist alles klar... nicht. IBM hat komische Dinge gemacht. Es gab Festplatten, die ein normales ST-412 Interface hatten, aber auf einen Platinenstecker drauf (z.B. PS/2 Model 50), oder welche mit eingebautem ESDI-Controller und nach außen hin eine Art Microchannel. Bei der WDL-330P vermute ich ST-412 mit eingebautem Controller und einer Art ISA-Bus nach außen (was manche als XT-IDE bezeichnen). Diese Platte wirst du nur in einem vergleichbaren Rechner betreiben können (scheinbar gab es auch PS/1 mit dieser Platte). Also viel Glück ;)

    Was problemlos geht übrigens, einen anderen Controller in einen ISA-Steckplatz einbauen, z.B. einen Adaptec AHA-1542 SCSI HBA.

  • Könnte man nicht den Controller, von dem das merkwürdige st-412 Kabel der Festplatte kommt (vorausgesetzt nicht das Mainboard) in einen ISA Computer stecken?


    Was ist mit einem at Netzteil Ersatz oder Reparatur?


    Dann Migration auf XT IDE CF Card.


    Gibt es Backups?

  • Vielen Dank für eure schnellen Antworten.


    Nüscht für ungut - aber wenn da "wichtige" Informationen drauf sind, dann würde ich mich eventuell an einen professionellen Dienstleister wie DrData wenden.

    Die Idee hatte ich auch schon. Leider haben bisher alle Dienstleister, die ich hier in Berlin angefragt habe, keine Adapter für diese alte Festplatte und bieten daher keine Datensicherung an.


    Also, der Rechner ist Baujahr 1990 (erkennbar an den Datumscodes auf den ICs). Es ist das Mainboard eines IBM PS/2 Model 30 (8530) mit 80286er Prozessor (erkennbar am 16-Bit ISA-Bus). Ein Model 70 kann es nicht sein, weil dieses nicht ISA, sondern Microchannel als Bussystem hat.

    Was die Festplatte betrifft, ist alles klar... nicht. IBM hat komische Dinge gemacht. Es gab Festplatten, die ein normales ST-412 Interface hatten, aber auf einen Platinenstecker drauf (z.B. PS/2 Model 50), oder welche mit eingebautem ESDI-Controller und nach außen hin eine Art Microchannel. Bei der WDL-330P vermute ich ST-412 mit eingebautem Controller und einer Art ISA-Bus nach außen (was manche als XT-IDE bezeichnen). Diese Platte wirst du nur in einem vergleichbaren Rechner betreiben können (scheinbar gab es auch PS/1 mit dieser Platte). Also viel Glück ;)

    Was problemlos geht übrigens, einen anderen Controller in einen ISA-Steckplatz einbauen, z.B. einen Adaptec AHA-1542 SCSI HBA.

    Wow, das sind ja direkt sehr viele Infos. Das IBM da viele komische Dinge gemacht hat ist mir auch schon aufgefallen. Bei den Begrifflichkeiten zu den Controllern und Interfaces steige ich leider aus - das liegt außerhalb des Wissens, was ich mir auf die schnelle anlesen konnte. Von der Platine der Festplatte (ich vermute das ist der Controller) geht ein 44-poliger Platinenstecker ab. Diesr geht dann in Form eines IDE-ähnlichen Steckers (44 Pins, aber größer als der klassische IDE 44 für 2,5" Laufwerke) in das Mainboard. Die Bezeichnung des IBM XT-BUs habe ich aufgrund der passenden Pin-Anzahl von dieser Website übernommen: https://ardent-tool.com/storage/IBM_HD_pinouts.html. Ein Adapter über einen ISA-Steckplatz hilft mir leider auch nicht, da ich keinen entpsrechenden Rechner zur Verfügung habe.


    Beim Netzteil bin ich auf der Suche nach einem Ersatz, habe aber noch keines gefunden. Reparatur ist auch möglich. Naiverweise hatte ich wohl die Datensicherung von der Festplatte für einfacher gehalten. Ich werde mich mal nach einer entsprechenden Bude umsehen.


    Es gibt eine alte Version des Betriebssystems der Versuchsnalage. Dieses hat aber nicht alle aktuellen Funktionen der Anlage hinterlegt und wird aktuell für den Notbetrieb genutzt. Herstellerseitig gibt es auch keinen Support mehr - die Programmierer sind alle längst in Rente.

  • hatte ich auch gerade gefunden. Dazu gibt es bei Archive org drei Dokumente (suche IBM Industrial)

    ibm :: pc :: industrial computer :: 6523278 Industrial Computer Technical Reference Options and Adapters Volume 1 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
    From the bitsavers.org collection, a scanned-in computer-related document.ibm :: pc :: industrial computer :: 6523278 Industrial Computer Technical Reference...
    archive.org


    Bitsavers ist allgemein eine gute Adresse für solche Dokumente.


    Leider keine Hinweise auf 7533

  • Um welches System handelt es sich?


    One Version behind https://www.ibm.com/common/ssi…97/ENUS185-054/index.html


    Zur ESDI Platte WDL-330p findet sich mehr.

    Laut Teilenummer des Stickers auf der Rückseite (P/N33F5202) ist es ein 7561. Dast stimmt auch mit den Angaben zum Netzteil von dieser Seite überein: http://www.walshcomptech.com/o…8570/8550-8570_Power.html.

    Und es ist die Bench-Top Variante (7562 ist die Rack-Variante): https://www.ibm.com/common/ssi…ex.html&request_locale=en


    Es sollte auch ein Typenschild mit einer FRU Nummer geben für das system - die FRU für das Netzteil haben wir ja.


    ###Die FRU lautet 57F2728 (vom Sticker auf der Rückseite###


    Edit: Mein Fehler. DAs ist ja die FRU des Netzteils. War gerade nochmal an dem Kadaver des Rechners nach Nummern suchen. Und da hatte sich tatsächlich noch eine im Gehäuse versteckt: 84F7334


    Und ich Habe noch eine Typenbezeichnung gefunden: Type 7533-B31


  • Die FRU lautet 57F2728 (vom Sticker auf der Rückseite

    Danke, habe ich schon gesehen,

    die (P/N33F5202) wie du oben schon angeführt hast bezieht sich meiner Meinung nach auch nur auf das Netzteil.

    Ja, Mein Fehler. Die FRU im Gehäuse ist 84F7334. Die Typenbezeichnung Type 7533-B31

  • Auch wenn es nicht hilft. Vielleicht dennoch interessant IBM 7532

    https://youtu.be/7FgKWSirUuQ


    Mit system meinte ich Betriebssystem, IBM pc-dos 3.1, xenix etc. Wegen der Partitionierung und Dateisysteme.


    Falls man per dd, Testdisk oder gddrescue ein bitweises Image zieht, kann man das dann eventuell per file -s etc. ermitteln.

  • Diese beiden Kondensatoren sehen auch verdächtig aus.

    Inwiefern lässt sich das optisch beurteilen? Es gibt keine Risse oder Blähungen.


    Mit system meinte ich Betriebssystem, IBM pc-dos 3.1, xenix etc. Wegen der Partitionierung und Dateisysteme.

    Das ist eine essentielle Frage, auf die ich leider keine Anwort habe.


    Ich merke schon, dass es eher auf die reparatur des Netzteils hinausläuft. :)

  • Ich merke schon, dass es eher auf die reparatur des Netzteils hinausläuft. :)

    Definitiv. Statt die Festplatte jemandem zu überlassen, der eine Datenrettung versucht und nachher noch Schaden dabei anrichtet, besser das Netzteil reparieren oder reparieren lassen. Das ist vermutlich auch keine große Sache, da allgemein bekannt ist, was bei solchen Netzteilen gerne kaputt geht und die Bauteile im Normalfall alle noch in irgendeiner Form verfügbar sind.

  • Interessant wären dennoch Abbildungen der Nummern auf dem. mainboard und z.b. Beschriftung des BIOS eeprom (weißer Aufkleber) oder unten rechts, gesockelt klein die CPU.


    Außerdem die Karte, an der die Festplatte angeschlossen ist und die Power connectoren.


    Man sollte das Netzteil (Power connectoren p8(?) p9(?) Mal trennen und die Power connectoren durchmessen. Allerdings müsste man es dann aktivieren, oder angeschlossen testen, per Multimeter. Wikipedia AT PSU Artikel zur Hilfe nehmen.


    Hier habe ich zum Beispiel ein Mainboard mit Akku Laugenschaden, das das Netzteil kurzschließt, möglicherweise aber wegen durchgeschlagener Tantal elkos. Der Netzteil Lüfter geht a, sobald ich es vom mainboard trenne

    Ansonsten stellt sich alles tot. Es handelt sich um ein octek m286 fox, also nicht um den NCR pc8 im anderen Thread, bei dem wirklich der Akku Schaden im Vordergrund steht (peacock 386er Board)


    Also kann es das Netzteil sein, muss aber nicht.

  • Ich merke schon, dass es eher auf die reparatur des Netzteils hinausläuft. :)

    Definitiv. Statt die Festplatte jemandem zu überlassen, der eine Datenrettung versucht und nachher noch Schaden dabei anrichtet, besser das Netzteil reparieren oder reparieren lassen. Das ist vermutlich auch keine große Sache, da allgemein bekannt ist, was bei solchen Netzteilen gerne kaputt geht und die Bauteile im Normalfall alle noch in irgendeiner Form verfügbar sind.

    Werde ich auch so machen (lassen).

    Ich würde nach Reparatur aber ein Image oder zumindest Filebackup erstellten und versuchen auf XT IDE CF Card umstellen.

    Ich habe schon auf Windows 11 umgestellt und steuere die Anlage über DOSBox an. Funktioniert hervorragend :saint: . Nur ist die Software für die Anlage eben nicht die aktuele Version die benötigt wird .


    Fotos mache ich gleich noch und liefere sie nach.


    Die Festplatte ist direkt am MB angeschlossen (blauer Stecker, oben links). Strom bekommt die Festplatte direkt über diesen Anschluss.


    Beim Durchmessen bin ich überfragt, da das Netzteil per Platinenstecker ans Mainboard angeschlossen ist (Platine mit bunten Flachbandkabeln). Das scheint auch kein AT Pinout zu sein.


    Das Netzteil und der Lüfter sind auch im vom MB abgeklemmten Zusatnd komplett regungslos.


    Diese beiden Kondensatoren sehen auch verdächtig aus.

    Was da wie Flüssigkeit aussieht scheint vergilbter Heißkleber zu sein. Den gibt es an mehreren Stellen auf der Platine des Netzteils. Allerdings sieht dieser Kollege auf dem 2. Bild sehr verdächtig aus. Erinnert mich an eine Schmelzsicherung, bei der es den Deckel herausgeschossen hat. Der links daneben sieht normal aus. Das scheinen auch Kondensatoren zu sein, die mit einem Schrumpfschlauch ummantelt sind.

  • Inwiefern lässt sich das optisch beurteilen? Es gibt keine Risse oder Blähungen.

    Die Sicherheitsprägungen scheinen geweitet, das kann aber auch durch diese Fotografie so aussehen.

    Das scheint auf dem Foto zu täuschen. Die sind alle komplett flach und unterscheiden sich optisch erst mal nicht von allen anderen Kondensatoren.

  • Gut, dann ist der ESDI Controller on board.


    Wenn das Netzteil auch so regungslos ist, kann es sein, dass es even ni einschaltbar ist, wenn es vom Mainboard get userennt ist (man müsste in dem Fall die richtigen Pins kurzschließen, was aber bei unbekanntem pinout nicht zu empfehlen ist und eher bei ATX als AT), oder Du hast Glück (Schalter am Netzteil) und es ist das Netzteil, das sich dann hoffentlich austauschen oder reparieren lässt. Ich glaube es sind meistens die Kondensatoren.


    Ach so, per DOS Box unter Windows 11. Na dann ist es ja kein xenix ...

  • Meine 2 Cents: wenn ein Gerät nach einem Stromausfall nicht mehr "hoch kommt", ist es FAST IMMER die Stromversorgung und in dieser dann Elkos mit viel zu geringer Kapazität. Diese geringere Kapazität reicht dann für einen Neuanlauf des Schaltreglers nach Netzausfall nicht mehr aus.


    In diesem Fall würde ich entweder das Netzteil reparieren (lassen), oder ein anderes "dranbasteln" :)

  • Was da wie Flüssigkeit aussieht scheint vergilbter Heißkleber zu sein. Den gibt es an mehreren Stellen auf der Platine des Netzteils. Allerdings sieht dieser Kollege auf dem 2. Bild sehr verdächtig aus. Erinnert mich an eine Schmelzsicherung, bei der es den Deckel herausgeschossen hat. Der links daneben sieht normal aus. Das scheinen auch Kondensatoren zu sein, die mit einem Schrumpfschlauch ummantelt sind.

    IMHO handelt es sich hierbei um Drosselspulen.

  • Schon mal vielen Dank euch allen für die Rückmeldungen und Vorschläge.

    Ich werde morgen mal sehen ob ich einen Reparaturshop finde, der sich der Sache annimmt.


    Besten Dank!

  • Meine 2 Cents: wenn ein Gerät nach einem Stromausfall nicht mehr "hoch kommt", ist es FAST IMMER die Stromversorgung und in dieser dann Elkos mit viel zu geringer Kapazität. Diese geringere Kapazität reicht dann für einen Neuanlauf des Schaltreglers nach Netzausfall nicht mehr aus.


    In diesem Fall würde ich entweder das Netzteil reparieren (lassen), oder ein anderes "dranbasteln" :)

    Stimmt. In meinem Fall war das ja eine Erstinbetriebnahme eines eingemotteten PCs.