Hallo zusammen,
wie bereits in einem anderen Thread erwähnt, ist mir über die Feiertage ein Kaypro II zugelaufen. Da es sich hier wenig zu dem Rechner finden läßt, starte ich einfach mal ein Thread, um die Kiste vorzustellen sowie zu zeigen, wie er wieder in seine Ehre kommt.
Der Kaypro II kam auf den Markt 1982 und wurde produziert von der Firma Non-Linear Systems. Vermutlich war er nach dem Osborne I der erste richtige Laptop auf dem Markt, wobei da streiten sich die Geister.
Das Herz der Maschine bildet mein heiß geliebter Zilog Z80, hier mit 2,5 Mhz getaktet. Er verfügt über 64 KB RAM sowie einem eingebauten Monitor mit 24x80 Zeichen nebst zwei Diskettenlaufwerken 5 1/4 Zoll. Startpreis waren übrigens 1595 USD. Der weitgehend aus Stahl gebaute Rechner (die Bodenplatte und Heckwand sind eine gebogene Stahlplatte) wiegt etwas über 10 kg.
Zu seiner Hochzeit wurden nicht weniger als 10.000 Kaypros pro Monat produziert. Dennoch handelt es sich um einen eher selteneren Rechner, vor allem hier auf dem Kontinent. Dass er überhaupt hier in Deutschland verkauft wurde, war mir neu und das habe ich vom Verkäufer erst erfahren.
So sieht das Baby aus:
Äußerlich sieht die Maschine sehr gut aus. Praktisch keine Kratzer, sehr gepflegtes Gerät. Leider fehlt sowohl Software wie Handbücher. Nicht so schön.
Als der Verkäufer ihn eingeschaltet hatte, lief er zuerst ganz kurz. Dann gab es einen Knall und Rauchwolke kam raus. Meine spontane Vermutung war daher ein Folienkondensator im Netzteil.
Jedoch als ich selbst den Rechner daheim angemacht hatte, zeigte sich noch ein zweites Problem: der Rechner flackerte, ging ständig aus und ein. Also schnell wieder vom Strom.
Zuerst gab es eine ausgiebige Reinigung mit Glasreiniger.
Hier ist schon die Haupteinheit sauber. Die Tastatur wartet noch. Tatsächlich, nur wenig Schmutz, nur etwas Staub. Sehr gepflegte Maschine!
Danach viele Schrauben lösen und endlich Abdeckung ab. Das Motherboard sieht, wie erwartet, sehr gut aus. Darauf ist irgendein Tochterboard montiert mit einem langen Kabel, welches irgendwie nach einem Antennenkabel aussieht. Externer Monitor? Keine Ahnung. Habe noch einmal beim Verkäufer angefragt.
Sehr abenteuerlich aber ist der Anschluss an Strom: zwei dünne Drähte sind einfach zusammen mit dem Anschluss der Platine in den Stromstecker reingesteckt. Wie es sich herausgestellt hatte, lösten sie sich fast ab und das verursachte die Schwankungen. Sobald ich das Kabel abgezogen hatte, lief der Rechner nach dem erneuten Zusammenbau wieder rund. Keine Ahnung, was das für eine Platine ist. Erst einmal bleibt sie abgeschaltet und das Kabel abisoliert.
Platine ab und man sieht den Übeltäter. Wie vermutet, Folienkondensator.
Nur wie komme ich an dieses Mistteil dran? Warum müssen die Dinger immer so verbaut sein, dass man einen halben Rechner auseinander nehmen muss, bevor man dran kommt?
Die ersten drei Schrauben habe ich mit viel Mühe lösen können. Bei der vierten und letzten kam ich aber ums Verrecken nicht dran, die Bildröhre war im Weg. Da fiel mir endlich die glorreiche Idee ein, den Rechner umzudrehen... Von hinten konnte man problemlos die Schrauben der Stützbeine lösen und damit das Netzteil einfach herausnehmen. So ein Mist aber auch.
Hier war das Boom!
Kondensator aus und einen neuen eingelötet. Etwas auf Verdacht einen passenden ausgesucht, da ich bei dem defekten Teil keine technischen Daten mehr erkennen konnte. Aber vom Beinchenabstand hat nur einer gepasst, also Augen zu und durch:
Die Lötgurus verzeihen mir bitte, meine Lötkünste sind leider noch nicht so fortgeschritten.
Wieder zusammenbauen:
Noch schnell Platinen mit Pinsel und Staubsauger sauber machen und wieder einschalten:
Läuft!
Nochmal kurz aus und das Diskettenkabel einstecken, welches ich vergessen habe. Läuft auch!
Leider habe ich keinerlei CP/M Disketten, also steckte ich testweise einfach mal eine alte vom C64 rein. Diskettenlaufwerk legte los, wie erwartet mit einem Lesefehler:
Jetzt muss ich noch CP/M Disketten für ihn auftreiben, um zu sehen, ob auch die Laufwerke sauber laufen. Ggf. muss ich dann den Rechner noch einmal aufmachen und die Laufwerke reinigen, weil die aber so verbaut sind, lasse ich es, bis ich sicher bin, dass es notwendig ist.
Anschließend halbe Stunde Leerlauf vor sich hin. Keine Probleme, keine Mucken.
Teil 2 folgt, wenn ich endlich entweder CP/M Disketten aufgetrieben habe oder einen Rechner, mit dem ich diese erstellen kann.