Macintosh LC Netzteil - Kondensatoren tauschen

  • Ein wesentlicher Fehler in Netzteilen von alten LCs (und wohl auch allem, was da zeitlich sich so rundeherum einordnet - IIsi, IIvx, LC III usf.) ist wohl, daß die verbauten Kondensatoren da dezente Defekte aufweisen. Nach einem Vierteljahrhundert Zuwarten führt das dann von komischen Brummgeräuschen, über spontane Ausfälle von Funktionen (Festplatte mag nicht mehr, wenn 12V fehlt) bis zu komplett dunklen Bildschirmen.

    Wie verseucht sowas aussieht, glaubt man aber erst, wenn man es mal auseinandergebaut hat.


    Da es hier

    Macintosh LC macht keinen Mucks beim Einschalten (aber so gar keinen)

    schonmal kurz Thema was, nun jetzt mal noch die komplette "Folge". Vielleicht motiviert das ja den ein oder anderen, da was zu unternehmen.


    Bei mir war es ein Mac LC II , der so den ein oder anderen Fehler hatte, aber immer noch lief und dann plötzlich gar nicht mehr : stockdunkel, Stille, noch nichtmal ein unfreundlicher Ton.


    Dann mußte doch mal geschaut werden - und wenn ich nur "ins Netzteil geguckt" hätte - hätte ich durchaus sagen können "alles OK" . Nur ein dezenter Schleier hat da Hinweise gegeben, daß evtl. mehr zu finden ist. Der Erkenntnisgewinn steigerte sich dann wirklich mit jedem abgenommenen Kondensator.



       


       



       


       






    Wenn man in der Ecke, um die hier jetzt gehen soll, von oben schaut, sieht man eigentlich nichts Verdächtiges.

    Evtl. einen kleinen Rand um die kreisrunde Öffnung rechts unterhalb von dem Drehwiderstand, was aber auch einfach nur Staub sein könnte.


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    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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  • ...



    auch mit viel Licht wird das nicht wesentlich anders.



    Der dicke Kondensator mit seinem kleinen Begleiter, sehen auch gut aus. Die habe ich bisher auch nicht abgenommen, weil ich da vermute, daß der wirklich noch i.O. ist. Diesen sollte man, insebesondere, wenn man das Netzteil vorher angeschlossen hatte durch Kurzschließen mit einem zum Bastler hin gut isolierten Schraubenzieher entladen.


    Ach ja und : Basteln und Bauen an solchen Stellen geschieht natürlich komplett auf eigenes Risiko. Die Bilder hier dienen natürlich lediglich der reinen Dokumentation und sollen nicht zu Unfug oder sowas anstiften. Wer da Respekt davor hat, der frage bitte jemanden, der sich damit auskennt, ob er ihm das Wechseln machen könne. Für einen ordungsgemäßen Betrieb nachher und zur Vorbeugung von Unfällen: Bitte NICHT NACHMACHEN !


    Zurück zum "Gerät"


       




    Wenn man dann anfängt die kleinen Kondensatoren abzunehmen, erlebt allerlei Überraschungen


       


       


       

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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  • Lediglich der letzte, einzelne Kondensator im Außenbereich sieht so halbwegs OK aus von unten, ist es aber wohl auch nicht mehr so recht, wenn man die Platine direkt unter ihm anschaut.


       




    Hier nochmal eine Übersichtsbild mit viel Licht. Dazu eines mit Pfeilen, damit auch die Leute was erkennen können, die bisher noch nicht gesehen haben, was unschön ist - die Pfeile zeigen nur dir gröbsten Fehlerstellen. Der normale Aspekt, also wie die Platine eigentlich aussehen sollte, ist am rechten Bildrand zu erkennen, wo die Platine noch ihre normale, schön hellbraun-gelbe Farbgebung hat.


       



    Alle Kondensatoren in einer Reihe. Man beachte die Unterseiten, die hier 'oben' sind.




    Nach Waschen der Platine in einem Essigsauren Bad und anschließend in einer Seifenlauge (Vollwaschmittel) und nachfolgendem intensiven Abspülen erst mit Leitungswasser und zum Schluß mit bzw. in entionisiertem Wasser (gibt es als Maxipackung für Auto's) sowie anschließendem Trocknen über einen längeren Zeitraum, sieht die Platine schon wieder ganz anders aus. Die hellen Stellen sind diejenigen, wo das ausgelaufene Elektrolyt schon "gewirkt" hat.


    Glücklicherweise laufen hier die Leitungen alle auf der Rückseite, weshalb das eine sehr dankbare Reparatur ist, die man auch gut im Vorhinein abschätzen kann - was insbesondere auch für professionelle Reparaturangebote gilt, die dann einen verläßlichen Preisvorschlag machen können sollten. Es fallen da nämlich keine Sonderbehandlungen ala "Kupferleitung flicken" oder "Säubern mit Glasftift" an.



       

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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  • So, und nun natürlich noch das Ganze Andersherum. Die Dinge müssen da ja auch wieder hinein.

    Die Bestellung habe ich bei Conrad gemacht - wegen der Apothekerpreise, aber insbesondere auch, weil in Dresden eine Filiale ist, wo man das abholen kann. Leider hatten die aber nicht genug Auswahl, weshalb es eben doch aus dem Lager geholt werden mußte.


    Welchen Ersatz man da einbaut ist auch eine interessante Frage. Es gibt da jede Menge Auswahl. Ich habe mich primär für die mit der hohen Lebensdauer entschieden. Ca. 5000 Stunden werden da angegeben, das sollte eine Weile reichen. Die billigeren haben formal aber auch ganze 2000 Stunden und Auslaufen sollten die heute gebauten eigentlich auch schon lange nicht mehr.




    Wie man sieht, haben die alle einen weißen Streifen. Außerdem ist ein Anschluß lang und einer kurz. So etwas ist immer als ein Warnhinweise zu verstehen - daß man was beachten muß. Dem Elektronikfreak ist das sicher absolut geläufig und nicht der Erwähnung wert, es ist aber Wichtg: die Dinger muß man richtig herum einbauen. Daher ist der Minuspol markiert und gehört an die richtge Position.


    Und damit sind wir auch bei der sinnvollsten Begründung für solche Fotos: Man macht die auch, weil man dann hinterher nochmal nachschauen kann, wie genau die alten Elkos denn nun eingebaut waren. Rein prinzipiell steht das auch auf der Platine drauf, da ist so ein weißes Quadrat, aber darauf sollte man sich nicht verlassen.



       


       


       


       



    komplett


    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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  • bleibt noch, unten die Kabel abzuzwicken


       






    und, mit ein bißchen Glück, hat man dann wieder ein funktionierendes Gerät




    Die Profis messen natürlich noch die Spannungen, bevor (!) sie das wieder ein- und zusammenbauen ...


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    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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  • Danke für diese Spitzendoku und die Fotos, sofort in die Wissensdatenbank damit.


    Das Prozedere steht hier auch noch an.

  • Was ist mit dem Großen auf der Primärseite?


    Die Betriebsstunden gelten bei der höchsten zulässigen Temperatur, ich hoffe mal im Netzteil wird es nicht ganz so warm, von Zimmertemperatur darfste aber auch nicht ausgehen. Lüftung ist da meist schlecht und dann sind die noch umringt vom Kühlblech und Transformator...

  • Den Dicken und die Entstörkondis habe ich bei meinen beiden NT gleich mit getascht. Ist jetzt aber nicht komplizierter als das bereits gezeigte.


    Temperatur sollte sich im Rahmen halten, der LC zieht ja nix ;) Warm wirds nur, wenn der 475 dran hängt. Dann merkt man schon einen Unterschied. Zusätzlich hat man auch noch einen Lüfter zentral im Gehäuse. Ob der jetzt was bringt, weiss ich nicht.

  • Den Dicken und die Entstörkondis habe ich bei meinen beiden NT gleich mit getascht.

    Waren die von untern gesehen dann auch defekt ??



    Ich bin ja seitdem

    Was ist mit dem Großen auf der Primärseite?


    Die Betriebsstunden gelten bei der höchsten zulässigen Temperatur, ich hoffe mal im Netzteil wird es nicht ganz so warm, von Zimmertemperatur darfste aber auch nicht ausgehen.

    am Überlegen, ob ich das doch nochmal aufbaue und nachschaue. Da aber die Spannungen stabil sind (im Rahmen eines Multimeters) und auch der Rechner läuft und auch bei genauer Inspektion nix zu sehen war, dachte ich, daß man das erstmal so lassen könne.



    Kannst Du bitte noch eine Liste machen, in der die Richtigen werte stehen?

    Kann ich, folgt. ABER: im Nachbarthread stand schon, daß es da durchaus auch unterschiedliche Bestückungen gibt. Die wird also definitiv nicht allgemeingültig werden können und muß zumindest "am Objekt" gegen-geprüft werden.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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    Volt
    Farad
    RastermaßDurchmesserPlace to be
    3x10 V1000 µF5 mm
    10 mm
    C52, C55, C5x ( 51 ? )
    2x
    25 V
    270 µF
    3.5 mm
    8 mm
    C53, C54
    1x10 V270 µF
    2 mm
    6,3 mm
    C64
    1x25 V
    56 µF
    2 mm
    5 mm
    C56
    1x25 V
    47 µF
    3.5 mm ( 5 mm )
    6,3 mm
    C60



    hier die gewünschte Liste.

    Die eine Bezeichnung versteckt sich teils unter einer Spule, aber das sollte man auch ohne das finden.


    Der kleine, dicke Kondensator im Außenbereich hat auf der Platine eigentlich 3.5 mm Rasterung, montiert war aber ein RM 5 mm Teil, was man entsprechend zurechtgebogen hatte.


    Hier noch die benutzten Conrad Nummern ( 3x 1281510, 2x 1281592, 1x 1279167, 1x 1281169, 1x 1281582 ) , aber das sollte von jedem selbst noch angeschaut werden, evtl. will man da ja eine andere Firma verwenden oder eine andere Art von Kondensator, z.B. einen von Panasonic. Echte Elektroniker kaufen aber sowieso woanders ein ... mal als Alternativen : A-bis-Z Elektronik (lokale Läden), reichelt, pollin, mouser .

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

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    • Offizieller Beitrag

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    Der dicke Kondensator mit seinem kleinen Begleiter, sehen auch gut aus. Die habe ich bisher auch nicht abgenommen, weil ich da vermute, daß der wirklich noch i.O. ist. Diesen sollte man, insebesondere, wenn man das Netzteil vorher angeschlossen hatte durch Kurzschließen mit einem zum Bastler hin gut isolierten Schraubenzieher entladen.

    Insbesondere die Primärelkos von Schaltnetzteilen sollte man nicht kurzschließen zum entladen.

    Die entlädt man über einen Widerstand.

    Schließlich liegen da gewöhnlich über 300V an.

    Wenn man sowas mittels Kurzschluß entlädt, ist da nur noch der Innenwiderstand des Elkos (ESR) strombegrenzend.

    Die dabei auftretenden Ströme sind durchaus geeignet, einen intakten Elko dauerhaft zu schädigen.

  • Hier mal die Netzteilbezeichung noch - wurde "angefordert"


         



    Habe das jetzt mal noch mit einem baugleichen gemacht, da sahen tatsächlich die kleineren recht unschön aus und die größeren besser. Habe aber auch da alle gewechselt, mal sehen ob es davon dann wieder geht.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Fortsetzung ...


    zweites Netzteil, diesmal aus einem LC, gleiche/ähnliche Problematik - anscheinend ist da aber doch noch mehr kaputt


    Die Erkenntnis aus der zweiten Bildershow ist v.a. die: es stimmt wohl, daß die kleinen Kondensatoren da eher problematisch werden als die größeren. Trotzdem ist das Zeug überall auf der Platine verteilt und da man auch nicht wirklich was sieht, wird man gar nicht umhinkommen alle mal abzunehmen. Aber : man kann evtl. geschickterweise mit den kleinsten anfangen, wenn da zwei OK sind und die Platine nicht so aussieht wie hier, kann man sich die Wechselübung möglicherweise einfach sparen - und muß woanders suchen.


       


    erstmal siehts es gar nicht schlimm aus ...


    aber wenn man genauer unter verschiedenen Winkeln schuat, dann sieht man auch hier bereits eine Art Oberflächenbeschichtung , leicht feucht anmutend , und ein Test mit Pinsel und Lackmuspapier bringt dann Gewißheit


       


         



    Anfang mit den Großen, wegen der Bequemlichkeit, aber s.o. - evtl. besser andersherum.

    Der Erste sieht ganz OK aus.


         



    Dafür der nächste schonmal so gar nicht.

    Man beachte die Spuren des "Auslaufs" auf der Platine - da sähe man von oben rein gar nichts.


       

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  • ... der Dritte ist dann wieder ganz gut i.O.



    Dafür wird es nun spannend, die Kleinen sind eigentlich alle "angeknockt".


         



       



    Besonders klein, besonders "schön".


         




    und auch der letzte Kondensator hält sich ans "Muster"


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  • ...


    alle in der Reihe




    Platine reinigen wie oben beschrieben




    und die neuen Varianten einbauen


       


       




    Full Glory




    und zusammenbauen. Die Platine ist auch unten nochmal geschrubbt, aber so richtig Top sieht es noch nicht wieder aus. Wird beim nächsten besser. ;)


       



    Test geht bisher nur so la-la ( Spannungen kommen nur teilweise ) und außerdem ist noch ein Kontakt im Stecker defekt, der noch ersetzt werden will.

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