Reparaturversuch Labornetzgerät Voltkraft DIGI 35

  • Nachdem sich vor ein paar Wochen mein Voltkraft-Labornetzgerät veranschiedet hat (genau genommen das Anzeigeinstrument für die Spannung), habe ich mir bei ebay Kleinanzeigen dieses DIGI 35 geschossen. Artikelbeschreibung: Funktionsfähig aber Strom-Regler schwergängig.



    Ok, dachte ich. Das mit dem Poti kann ja nicht so schwer sein. Das wird man schon wieder gängig bekommen.


    Beim Aufgeschrauben dann der Schock. Was ist das für ein Design? Es gibt keinen einzigen Steckverbinder. Nur einen einzigen Kabelbaum und alles ist direkt verlötet.

    Wenn man irgendwas ausbauen will, muss man mindestens 20 Strippen ablöten, teilweise auch nur aus dem Grund, weil sie im Weg sind oder durch andere Bauteile durchgefädelt wurden.

    Selbst die Grobreinigung im Gerät wird schon zur Herausforderung. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon keinen Bock mehr auf das Teil.


    Ich weiß nicht, ob dieses Design in Deutschland verbrochen wurde und mir ist auch klar, dass das kein High-End-Netzteil ist. Aber sorry, da ziehe ich jedes chinesische Gerät vor.

    Dieses Ding jedenfalls wurde nicht designt, um da irgendwas dran zu reparieren.




    Ok. Auf Youtube habe ich dann ein Video gefunden, wie man die Knöpfe abbekommt (ich hätte die sonst vermutlich abgerissen). Ich habe keine Erfahrung mit Netzteilen und solchen Potiknöpfen.


    Dann habe ich versucht, die Strom-Grobeinstellung gängig zu bekommen. Der Knopf ließ sich nur mit Gewalt drehen. Ohne Knopf und mit Zange musste man soviel Kraft aufwenden, dass ich dabei die Achse völlig verkratzt habe. Ich habe dann ordentlich Caramba reingesprüht und 2 Tage wirken lassen.

    Nach 2 Tagen null Verbesserung. Immer noch genauso schwergängig.


    Also habe ich die 10 Strippen zur Potihalterung abgelötet (man kommt da kaum dran).

    Tja, und das ist der Grund für die Schwergängigkeit:



    Das Gewinde ist gebrochen und die Achse vermutlich völlig verzogen. Das Netzteil ist wohl mal vom Tisch gefallen und das Poti hat den Sturz abgefangen.

    An der verkratzen Achse bin ich schuld. Das waren die Versuche, die Achse mit der Zange zu drehen. Vielleicht habe ich da auch meinen Ärger über dieses Sch...-Design abreagiert. :tüdeldü:


    Ich werde jetzt das Poti durch ein einfaches ersetzten. Für den Strom brauche ich keine Feineinstellung.

    Und dann hoffe ich, das das Ding noch läuft und ich alle Strippen wieder an der richtigen Stelle angelötet bekomme. Ausserdem musste ich ziemliche Gewalt anwenden, um das Poti rauszubekommen. Und das alles bei minimaler Bewegungsfreiheit, weil ich nicht noch mehr Strippen ablöten wollte, teilweise noch mit freiverdrahten Bauteilen.


    Wenn's nicht läuft, ist das kein Verlust. Dann kaufe ich mir was ordentliches Chinesisches. :mrgreen:

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    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

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    • Offizieller Beitrag

    Wer sagt denn, daß dieses low end Hobby-Netzteil kein Chinesisches ist?

    Ich denke mal, egal wo für die Zielgruppe in der Richtung "Consumer Elektronik" was entwickelt und produziert wird, wird überall gespart. Auch an Steckverbindern.

    Ich glaube Scheiß und Premiumqualität bekommt man aus jedem Land. Auch aus China und Deutschland.


    Labornetzteile "made in germany" kenne ich nur von FuG, Gossen und von Statron.


    Ob die "innen" besser aussehen hinsichlich Service-Freundlichkeit, kann ich aber auch nicht sagen.


    Sind dann auch mal gern 2k€ fällig....sicher nicht ungeeignet für unsere Zwecke, aber sicher auch nicht zwingend nötig oder vom üblichen Hobbybudget finanzierbar. Die sind aber dann auch von der Haptik über jeden Zweifel erhaben.

    https://www.netzgeraet.de/rege…ndustrie-ausfuehrung.html

    https://www.fug-elektronik.de/


  • Ich würde vermuten, dass das zu alt ist, für ein chinesisches Design. Vielleicht wurde das in China gebaut. Aber eigenes Design?


    Vielleicht eher DDR oder Osteuropa. ;)

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  • 80er Jahre. Immerhin schon mit Digitalanzeige.

    Aber damals gab es auch schon Designs mit Flachbandkabel und Stecker. Deswegen hat mich der Kabelbaum ja so erschreckt. =O

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  • Detlef, diese Geräte stammen in der Tat aus Ostdeutschland zu Zeiten der DDR.

    Ich kannte über viele Ecken Jemanden bei Conrad Elektronik (Hirschau ist von mir 35km entfernt).

    Sind gebaut wie Panzer- alleine der aufwendig gebundene Kabelbaum! Ein Traum!

    Ich glaube mich zu erinnern, dass diese Geräte damals aus Russland/Tschechien kamen, und über die DDR zu Conrad geliefert wurden.


    Schönes Gerät, wünsche viel Erfolg beim Wiederaufbau!

  • ... ich habe da ein Vorläufermodell mit analogen Anzeigen und ohne Feineinstellung. Auch das mit so schönen Kabelbäumen (alles rechtwinklig verlegt, sauber gebündelt, ...)

    Habe ich irgendwann mal in den 1980-ern gekauft und läuft und läuft und läuft ...


    Finde ich eigentlich schön und retro im 1960-er Jahre Stil. Ja, den Osten kann ich mir da als Ursprungsland gut vorstellen. Weiss nicht, ob Elektroinstallateure heute noch lernen, Kabel so sauber zu verlegen.

    Habe ich in den letzten Jahren durch ein moderneres mit Speicherplätzen ergänzt, aber das alte Teil immer noch sehr nützlich mit den etwas trägeren Analoganzeigen.

  • ... ich habe da ein Vorläufermodell mit analogen Anzeigen und ohne Feineinstellung. Auch das mit so schönen Kabelbäumen (alles rechtwinklig verlegt, sauber gebündelt, ...)

    Habe ich irgendwann mal in den 1980-ern gekauft und läuft und läuft und läuft ...

    Ich auch! Ein TNG 030, das allerdings nur eine Anzeige hat. Schön finde, daß sich in der Anleitung auch ein Schaltplan befindet. Das war früher viel üblicher als heute.

  • Guten Tag

    Martin Hepperle


    Wie geschrieben deutet auch alles darauf hin,ggf findet sich noch auf den Bauteilen selbst noch weitere Infos


    Über die beiden DMV199 fand ich bisher aber noch kein manual, auch Conrad selbst hat in ihrem Archiv nichts hinterlegt, nur für eine höhere Version /Revision fand ich zuletzt,

  • Falls evt noch mehr Fehlfunktionen festgestellt werden, würde aber aus Sicherheitsbedenken auch die Elkos kontrollieren ggf. austauschen

    Wenn man da irgendwie rankäme bei diesem service-freundlichen Gerät mit seinem mustergültigen Kabelbaum. :wacko:


    Mal schauen, wenn ich die Kabel vom Ein/Aus-Schalter, dem Netzanschluss, den Pol-Klemmen und dem Leistungstransistor ablöte, dann kann man vielleicht das gesamte Innenleben herausnehmen. Ist aber nicht so, dass man da besonders gut rankäme und dass alle Kabel farblich markiert wären.

    Kann auch sein, dass man die Anzeigen nicht herausnehmen kann, ohne sämliche Kabel abzulöten.

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  • Guten Abend,

    detlef


    Evt kann, muss man auch von unten, seitlich erst die Befestigungsschrauben lösen, oder das Gehäuse, Front läßt sich öffnen / herunterklappen so daß man das innere herausnehmen kann,


    Wenn man die Serienfertigung bzw die Einzelschritte sich vorstellt, denke ich das es wohl auch ohne Ablöten gehen sollte,

  • Gehäuseunterteil inkl. Front- und Rückteil sind aus einem Stück Blech.

    Das Display geht vielleicht ohne löten raus, den Rest muss man definitiv ablöten. Ich hatte ja schon geschrieben, dass das Teil innen keinen einzigen Steckverbinder besitzt.


    EDIT: Das ist alles aus einem Stück:


    Das Erdkabel ist zwar am Gehäuse angeschraubt, wurde aber vorher mit einem anderen Erdkabel, das zum Trafo führt (Abschirmung?) zusammen gecrimpt. Das muss man abschneiden, wenn man den Trafo ausbauen will.

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  • Guten Abend,

    detlef


    Könntest du noch weitere Bilder vom Aufbau posten


    Ich kann mir aber nicht vorstellen, das innerhalb des Gehäuses selbst gelötet würde, sondern es wohl doch in Einzelschritte gefertigt wurde, daher muss es auch zerlegbar, auch für Reparaturen /Nacharbeiten während der Fertigung war

  • Naja, ich weiß jetzt schon, wie man so ein Gerät zerlegt. Ich zerlege normalerweise Fernschreiber. ;)


    Das Gehäuse ist aus einem Stück (siehe oben). Den Trafo kann man natürlich abschrauben, aber dann hängt er trotzdem noch an den ganzen Kabeln.

    Der Ein/Aus-Schalter, der aussenliegenden Transistor, der Sicherungshalter und das Netzkabel kann man nur von aussen montieren. Die sind aber von innen verlötet oder gecrimpt. Die Anschlüsse an den Polklemmen sind verschraubt, da kommt man aber mit dem Schraubenschlüssel nicht bei, weil andere Kabel im Weg sind.

    Ich habe jetzt schon einige Schrammen von dem scharfkantigen Gehäuseecken.


    Meine Vermutung ist, dass der gesamte Kabelbaum est im Gerät verlötet wurde. Alles andere wäre in Fertigung viel zu fummelig gewesen. Und wie gesagt, verschrammte Finger.

    Das Bild von dir passt nicht zu meinem Gerät. Mein Gerät hat, wie schon gesagt, keine Steckverbinder (siehe Bild im ersten Posting).

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  • Gestern ist das Poti angekommen und ich habe mir das Teil nochmal vorgenommen.

    Mit akrobatischen Fingerübungen (für mich als Grobmotoriker) ist es mir gelungen, das Ersatzpoti einzusetzen (musste nur 5 Drähte zusätzlich ablöten um da halbwegs dranzukommen). Dann alle Drähte und die abgebrochene LED wieder dran und ein erster Einschalttest. Ich hatte das ja vorher überhaupt nicht ausprobiert.



    Funktioniert! Die Spannungsanzeige ist etwas ungenau (um 0,5V). Ich habe gerade im Schaltplan gesehen, dass es dafür einen Trimmer gibt. Das werde ich nochmal nachjustieren.


    Und hier gereingt und zusammengebaut neben dem DIGI 35 CPU (das ich wegen der umständlichen Einstellerei nur sehr selten benutze).



    Jetzt kann ich wieder arbeiten. :tanz:

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  • Das DIGI 35 CPU hat ja eine serielle Schnittstelle zum Einstellen. Jetzt hat mir ein Bekannter gerade den Vorschlag gemacht, einen Arduino mit zwei Potis daneben zu stellen und die Einstellung über die serielle Schnittstelle an das Netzgerät zu senden.


    Damit man das vernünftig nutzen kann. 8o

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