Retrocomputing-Grundlagenwissen: Ripple - der lautlose Killer: Netzteile prüfen und beurteilen

  • achso - ich dachte, das wär ähnlich wie bei den 1541,-71er Floppys, wo aussen Kunststoff is und innendrin ein Rahmen, wo alles angeschraubt wird?


    sorry, mein Fehler

    ich bin signifikant genug:razz:

  • Update:


    Ripple und Noise - was ist das eigentlich?

    Wie deutet man das Bild auf dem Oszilloskop?


    Vor einigen Tagen hatte ich mehrere Netzteile recapped, mit Low-ESR-Elkos von Panasonic.


    Mit dem Ergebnis war ich aber nicht zufrieden.

    Ich hätte ein besseres Ergebnis erwartet.


    Um meinen Netzteiltester soweit möglich als Fehlerquelle auszuschliessen, las ich viel herum.


    Intel beschreibt den Messaufbau in seinem "Desktop Platform Form Factors Power Supply Design Guide", Revision 002 von Juni 2018 den Standard-Messaufbau in Kapitel 3.2.5, Seite 19.

    Die Spannungen sollen abgegriffen werden am Power-Stecker, an welchem die Last hängt.

    Der Abgriff am Power-Stecker soll abgeblockt werden soll durch 0.1uF 50V Keramik und 10uF 25V Tantal, um die Situation in der Schaltung zu simulieren.

    Gemessen werden soll mit einem 20MHz Oszilloskop mit Differentialeingang.


    Die meisten Privatleute wie ich dürften nur über Oszis mit normalem Eingang verfügen.

    Dementsprechend muss der Messaufbau anders gemacht werden.


    Analog Devices hat in seiner Produktzeitung "Analog Dialogue" einen anschaulichen Artikel über das richtige Messen geschrieben.

    Dieser Artikel basiert auf der Application Note AN-1144 "Measuring Output Ripple and Switching Transients in Switching Regulators", in welcher dieses Thema im Detail erörtert wird.


    Ich baute zuerst einen neuen, behelfsmässigen Messaufbau.

    Dann baute ich einen neuen, ein wenig weniger behelfsmässigen Netzteiltester.

    Es zeigte sich, dass die ursprünglichen Messungen vermutlich im Grossen und Ganzen richtig waren.




    Lasten von 0-17 A (5V) und 0-11.5 A (12V) sind mit Schaltern einstellbar.

    Panelmeter zeigen Spannung und Strom an.






    Wie auch immer. Nach dieser Einleitung nun die Ergebnisse vom Recappen mit Panasonic Low-ESR-Elkos.


    Vor dem Austausch der Elkos:

    (Beachte: vertikaler Messbereich bzw. "Masstab" 0.1V/cm)


    Nach dem Austausch durch Panasonic Low-ESR-Elkos:

    (Beachte: vertikaler Messbereich bzw. "Masstab" 0.05V/cm)




    Besonders beim oberen Strahl (zeigt 12V an) ist gut zu erkennen, dass es sowohl


    • wellenförmige Spannungsschwankung (Ripple, Restwelligkeit) als auch
    • nadelstichartige Ausschläge (switching transients, ringing, Schaltspitzen)


    gibt, welche von der idealen geraden Linie abweichen, welche eine gleichmässige Spannung produzieren würde.

    Aber auch bei 5V (unten) sind beide Arten von Unregelmässigkeiten zu erkennen.


    Bei der Grenzwertmessung misst man, wie hoch der Spannungsunterschied Spitze-Spitze (peak-peak, p-p) ist.

    Das Oszillogramm zeigt, dass der Austausch der alten Elkos bei 12V die Maximalausschläge von fast 0.5V auf ca. 0.2V reduziert hat.

    Bei 5 Volt von 0.25 V auf 0.1V.


    Das ist eine erhebliche Verbesserung.

    Aber nicht genug! Fail!


    Denn der Elko-Austausch hat das Netzteil lediglich erheblich näher an die Grenzwerte herangebracht.

    Die Grenzwerte 50mV p-p bei 5V und 120mV p-p bei 12V wurden aber noch nicht eingehalten.



    Eingedenk dessen habe ich überlegt, ob ich wie meinen bisherigen Recappings einfach Elkos durch Polys (Polymer-Kondensatoren) ersetze und das Ergebnis vergleiche. Ich habe ja drei identische Supermicro-Netzteile, die sich als Vergleichskandidaten anbieten.

    So habe ich mit dem nächsten Supermicro-Netzteil ein wenig Brachial-Polymodding betrieben.


    Statt mit den Low-ESR-Elkos (30 Milliohm ESR, Stromlieferfähigkeit bei 100kHz 2 Ampere) habe ich das Netzteil mit Polymer-Elkos bestückt (8 Milliohm ESR, Stromlieferfähigkeit bei 100kHz 10 Ampere) sowie die auf der Platine vorgesehenen, aber nicht bestückten Keramikkondensatoren "nachgerüstet".


    Mit dem Ergebnis bin ich beinahe zufrieden.


    Vorher:

    (Beachte: vertikaler Messbereich bzw. "Masstab" 0.1V/cm)




    Nachher:

    (Beachte: vertikaler Messbereich bzw. "Masstab" 0.05V/cm)




    Nicht mehr weit von Spezifikation entfernt!

    Man sieht also - die teuren Polymer-Elkos sind ihr Geld wert.

    Trotzdem muss noch ein wenig nachgearbeitet werden.


    Man sieht also anschaulich, dass einfach zu recappen, und ohne nachzumessen davon auszugehen, alles sei nun in Ordnung, Selbstbetrug bedeuten kann.



    (Nächster Artikel: Crossloading - vorgeführt und erklärt)

  • Tausch doch mal den Optokoppler gegen einen kompatiblen, aber schnelleren... Du musst dir mal überlegen, wie so eine Regelung funktioniert, dann wird dir klar, dass nicht so sehr der Elko das Problem ist, sondern die Schnelligkeit der Regelung. Die wird durch den Rückkoppöungszweig stark beeinflusst.


    Diese Regelung stellt fest, Spannung zu niedrig und meldet das an den EIngang, der regelt hoch, der Ausgang erreicht den Sollwert, steigt weiter, Regelung meldet Spannung zu hoch an den Eingang zurück, aber bis da das ankommt, ist die Ausgangsspannung bereits weiter gestiegen, Eningang regelt runter, erreicht Sollwert, unterschreitet Sollwert, Regelung meldet Spannung zu niedrig, bis das aber am Eingang ankommt, fällt die Spannung weiter, usw... Es kommt wirklich auf die Geschwindigeit der Regelung an! Und da spielt der Optokoppler eine zentrale Rolle.


    Außerdem, was für eine Zeitbasis hast du denn eingestellt? Und belastest du das Netzteil immer noch rein linear (Lastwiderstand), oder auch kapazitiv?

    1ST1

  • Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was ein Austausch der Optokoppler bringen sollte.

    Der Ripple - die Restwelligkeit - beträgt auf 12V bei Ersatz der alten Elkos mit Panasonics nur 60mV (Grenzwert 120mV), bei Brachial-Ersatz mit Polys geht er auf 40mV zurück. Bei 5V bei ersterem beträgt der Ripple 20-25mV (Grenzwert 50mV), bei zweiterem unter 5mV.


    Das Problem sind doch die Schaltspitzen (switching transients).

    Die sollen auch unter 120 resp. 50mV p-p bleiben.

    Zur Frage der Zeitbasis: Ist die so wichtig? Wichtig ist doch die Kurvenform - möglichst glatt - und dass die Schaltspitzen im Rahmen bleiben. Aber ich werde die Zeitbasis in Zukunft auch dazuschreiben.


    Zur Frage der kapazitiven Last: Ich kapiere noch immer nicht, was damit gemeint sein soll, dass Schaltnetzteile kapazitive Last "bräuchten".

    Die zulässige kapazitive Last variiert ohnehin je nach ATX-Netzteilspezifikation.

    Version 0.9 der Intel ATX Power Supply Specification von 1998 (Seite 14) und die aktuelle Spezifikation (Seite 19) unterscheiden sich da erheblich.

    1ST1 Wie sollte denn Deiner Ansicht nach eine "korrekte" Last aussehen?

  • Netzteilverhalten: "Crossloading" - was ist das, und warum ist es so ein grosses Problem?


    Viele, vor allem einfachere PC-Netzteile halten Intels ATX-Spezifikation nicht ein, dass unabhängig von der Lastverteilung auf den verschiedenen Ausgangsspannungen alle Ausgangsspannungen innerhalb der Toleranzen zu bleiben haben.


    Das bedeutet:

    Wenn bei solchen Netzteilen die Ausgangsspannungen nicht "gleichmässig" belastet werden, arbeitet die Regelung nicht mehr ordentlich.

    Die einen Spannungen sinken zu tief, andere Spannungen steigen mitunter erheblich über die zulässige Maximalgrenze hinaus.

    Wenn die Regelung so schlecht ist, dass Spannungen zu niedrig werden, die untere Toleranzgrenze unterschreiten, dann drohen Systeminstabilitäten.

    Wenn Spannungen andererseits zu hoch werden, dann wird die Hardware geschädigt (Hitze, beschleunigter Verschleiss von Mechanik wie Elektronik...).


    Für uns Retro-Leute also ein unangenehmes, aber wichtiges Thema.


    Um das mal zu illustrieren, zeige ich die Testergebnisse von vier Beispiel-Netzteilen.

    Das erste Bild zeigt die Messwerte bei circa 15 Ampere bei 5 Volt und ohne Belastung auf 12 Volt. Das Bild rechts davon ist die Oszillogramm-Nahaufnahme.

    In der nächsten Zeile folgen die Messwerte bei ca. 11 Ampere auf 12 Volt, ohne Belastung auf 5 Volt. Rechts davon wiederum die Oszillogramm-Nahaufnahme.

    Die Oszillogramme sind alle Messbereich 0.1V/cm und 10ms/div.



    Supermicro:


     


     


    Bei einseitiger Belastung auf 5V: 5V = 4.9V und 12V = 12.3V

    Bei einseitiger Belastung auf 12V: 5V = 4.9V und 12V = 12.2V


    PASSED



    LC Power:


     


     



    Bei einseitiger Belastung auf 5V: 5V = 4.7V und 12V = 13.3V

    Bei einseitiger Belastung auf 12V: 5V = 5.1V und 12V = 11.3V


    FAIL

    3 Mal editiert, zuletzt von 6502 ()

  • Fortron:


     


     


    Bei einseitiger Belastung auf 5V: 5V = 4.5V und 12V = 13.2V

    Bei einseitiger Belastung auf 12V: 5V = 5.0V und 12V = 12.0V


    FAIL



    Antec Earthwatts:


     


     


    Bei einseitiger Belastung auf 5V: 5V = 4.6V und 12V = 13.3V

    Bei einseitiger Belastung auf 12V: 5V = 5.3V und 12V = 11.6V


    FAIL



    Wichtige Anmerkung:

    Bei diesem "Querschnitt" von nur vier Netzteilen muss man bedenken, dass ich bereits im ersten Testdurchgang einen grossen Teil der zur Prüfung anstehenden Netzteile aussortiert und entsorgt habe, da diese noch viel grössere Asymmetrien zeigten.


    Man muss sich mal vorstellen, was es der Elektronik antut, wenn "5 Volt" real eher 6 Volt sind oder "12 Volt" real eher 14 Volt sind.

    Schlechte Netzteile gehören in die Tonne und nicht in wertvolle Retro-PCs.


    Einmal editiert, zuletzt von 6502 ()

  • Deswegen meine Ausführungen oben zur richtigen Auswahl des Netzteils zur entsprechenden Mainboardgeneration, weil eben z.B. ein Athlon-Mainboard auf Combined Power (5+3,3V) und ein Pentium 4 Mainboard eher auf 12V zieht. Die Netzteile deswegen zu entsorgen, ist Unsinn, wenn man das Netzteilverhalten kennt, ordnet man es dann diesen Mainboard-Kategorien zu und hat ein sehr gutes Netzteil dafür. Andere Zeiten, andere Netzteile...

    1ST1

  • Deswegen meine Ausführungen oben zur richtigen Auswahl des Netzteils zur entsprechenden Mainboardgeneration, weil eben z.B. ein Athlon-Mainboard auf Combined Power (5+3,3V) und ein Pentium 4 Mainboard eher auf 12V zieht.

    Das Problem ist halt, dass man bei Netzteilen, die die ATX-Spezifikation hinsichtlich Crossloading-Festigkeit nicht einhalten, zur richtigen Auswahl folgende Dinge über das zu versorgende System wissen muss:

    • Stromaufnahme-Bereich (min/max) für jede Versorgungsspannung
    • Crossloading-Charakteristik des Netzteils (Tabelle oder als Grafik), bei welchen Lastzuständen die Ausgangsspannungen innerhalb der Toleranz bleiben.


    Eine pauschale Aussage, man solle das richtige Netzteil zur richtigen Mainboardgeneration aussuchen, ist m.E. nicht zielführend.

    Denn die Stromaufnahme der anderen Dinge, insbesondere Karten und Laufwerke, kann wiederum dafür sorgen, dass der Lastschwerpunkt insgesamt ein ganz anderer ist, als wenn man nur das Mainboard in die Betrachtung einbezieht.


    Erschwert wird das Ganze noch durch die zu beobachtende Tendenz, Laufwerke durch Flash-Speicher auszutauschen, was zum fast völligen Wegfall der 12V-Last führen kann.


    Da dies ein sehr wichtiges Thema ist, werde ich dazu noch weiter ausführen, aber nicht mit pauschalen Aussagen, sondern wie man mit einfachsten Haushaltsmitteln (Multimeter) grob verifizieren kann, dass in einem gegebenen System kein Crossloading-Problem vorliegt.


    Die Netzteile deswegen zu entsorgen, ist Unsinn, wenn man das Netzteilverhalten kennt, ordnet man es dann diesen Mainboard-Kategorien zu und hat ein sehr gutes Netzteil dafür.

    Ja, wenn man das Netzteilverhalten durch Erstellen einer Tabelle/Grafik über das Lastspektrum hinweg bestimmt hat, in welchem ein gegebenes Netzteil Spannungen innerhalb der spezifizierten Grenzwerte ausgibt, dann könnte man das.


    Doch es gibt viele Netzteile minderer Qualität, bei denen dieser "grüne Arbeitsbereich" sehr klein ist.

    Denn bei diesen hat schon geringfügig "ungleichmässige" Belastung sehr stark abweichende Ausgangsspannungen zur Folge.

    Beispielsweise 3,8 Volt auf 5V oder 14,2 Volt auf 12V.

    Genau diese Sorte habe ich direkt weggeworfen. Meiner Meinung nach wäre es Zeitverschwendung, sich mit diesem Müll weiter zu befassen.


    Da kann man nämlich nicht mehr "pi mal Daumen" unter Betrachtung der ungefähr abgeschätzten Lastverteilung im Zielsystem arbeiten.

    Da müsste man schon ausgiebige Messreihen machen, um sicherzustellen, dass für jeden Betriebszustand eines vorgesehenen Rechners die Spannungen im Rahmen bleiben.

    M.E. zuviel Aufwand nur zum Zwecke, ein Netzteil minderer Qualität verwenden zu können.


    Andere Zeiten, andere Netzteile...

    Diese ganze Crossloading-Problematik ist einer der Gründe, warum in naher Zukunft die altbekannten ATX-Netzteile durch 12V-Netzteile ersetzt werden. Intel und Microsoft haben das jedenfalls bereits beschlossen.

  • Deine Argumentation ist sicher für allgemeine Netzteile richtig, aber bei PC-Netzteilen, die niemals nur auf einer Schiene belastet werden, sehe ich das anders. Und das aus Erfahrung, ich habe mich mit dem Kram einst beruflich rumgeschagen (9 Jahre), wenn auch eher aus der Mainboard-Ecke. Im PC gibts keine einseitig belastete Netzteile. Wenn mit zu viel Last die Spannungen runtergehen, dann ist es das falsche Netzteil für den PC, weil es zu schwach ist. Du wirfst da funktionsfähige Netzteile weg, weil sie IMHO seltsammen Festlegungen nicht entsprechen. Das ist äußerst schade.

    1ST1

  • Deine Argumentation ist sicher für allgemeine Netzteile richtig, aber bei PC-Netzteilen, die niemals nur auf einer Schiene belastet werden, sehe ich das anders.

    [....]

    Im PC gibts keine einseitig belastete Netzteile.

    Ich hätte da echt mehr von Dir erwartet...


    Wie sieht denn die Stromaufnahme bei einem typischen pre-Pentium4 Retrorechner mit Gotek usw aus?

    Immer öfter bauen die Leute ihre Retro-Builds gleich ganz ohne Festplatte.

    Das einzige was da noch an "Grundlast" auf 12V liegt ist die Soundkarte, ein paar vernachlässigbare Milliampere.


    Anders gesagt, die einseitige Belastung auf 5V wird für den Retrobereich zunehmend typischer, noch mehr als sie seinerzeit bereits war.

    Ich hätte echt nicht gedacht, dass Dir das offenbar nicht bewusst ist.


    Und das aus Erfahrung, ich habe mich mit dem Kram einst beruflich rumgeschagen (9 Jahre), wenn auch eher aus der Mainboard-Ecke.

    Dann würde ich mich ja freuen über konkrete Hinweise, wie Deiner Ansicht nach eine "korrekte" Testlast in einem Netzteiltester aussehen sollte, wenn Du wiederholt kritisierst, dass die Testlast aus ohmschen Hochlastwiderständen besteht.


    Ebenso würde ich mich freuen, wenn Du mir nachvollziehbar machen würdest, was Du konkret meinst mit Deiner Aussage, Schaltnetzteile "bräuchten" kapazitive Last.


    Wenn mit zu viel Last die Spannungen runtergehen, dann ist es das falsche Netzteil für den PC, weil es zu schwach ist. Du wirfst da funktionsfähige Netzteile weg, weil sie IMHO seltsammen Festlegungen nicht entsprechen. Das ist äußerst schade.

    Im englischen Sprachraum bezeichnet man derartige Netzteile, die nicht einmal ihre vorgebliche Nennleistung zu liefern imstande sind, in Übertragung des Begriffes "gutless wonders" ebenfalls als "gutless wonders".

    Persönlich sehe ich keinen Sinn darin, Netzteile dieser niedrigsten Qualitätskategorie zu horten.


    Und, was bitte sind an der ATX-Spezifikation Deiner Meinung nach "seltsame Festlegungen"?


    Die Festlegung wie sie das ATX-Konsortium getroffen hat, dass die Ausgangsspannungen unabhängig von der Lastverteilung innerhalb der Toleranzen bleiben müssen, halte ich für die einzige dem gesunden Menschenverstand entsprechende sinnvolle Festlegung.

  • Gotek: Schon damals war es üblich, dass Floppylaufwerke nur aus 5V gespeist wurden, insbesondere die spätere Generation 3,5er Laufwerke. Ich habe sogar ein 5,25 HD Laufwerk, wo der 12V Anschluss ins Leere geht. Ja, teilweise sogar Platten.


    Wenn du kapazitive Last suchst, schau dir doch bitte mal so ein Mainboard an, und zähle bitte die Elkos. Und stell dir dann vor, parallel zu den Elkos hängt eine Last aus Silizium, die von einem Takttyklus auf den anderen aus dem Schlafmodus auf Volllast wechselt, und wieder zurück. Solange das Netzteil damit zurecht kommt, und innerhalb der Toleranzen bleibt, ist alles gut. Wenn ein Netzteil unter Last ~0,5V abweicht, ist das aus meiner Erfahrung gerade noch Ok.


    Warum manche Netzteile sich so verhalten, wie du beschreibst, hatte ich auch schon erwähnt, nicht jedes Netzteil hat für jede Spannung eine eigenständige Regelung mit eigenem Optokoppler. Das ist natürlich auch unserem Geiz geschuldet, wir haben damals, und wir tun es auch heute noch, wir kaufen den billigsten PC, der unseren Ansprüchen entspricht. Regelkreise für jede einzelne Spannung kostem eben auch Geld.

  • 1ST1


    Das beantwortet noch nicht die Frage, was gemeint ist, wenn jemand sagt, Schaltnetzteile "bräuchten" kapazitive Last.


    Klar haben Mobos je nach Konstruktion mehr oder weniger Abblockkapazitäten.


    Ein grosser Teil von den Elkobatterien, von denen Du schreibst, befindet sich allerdings auf der Sekundärseite von den ganzen Buck-Konvertern bzw. Step-down-DC-DC-Wandlern und schlagen nicht direkt durch auf das Netzteil.

    Letzteres ist entscheidend, da zuviel kapazitive Last Schaltnetzteile aus der Regelung bringt, Schwingungen anregen kann und dgl, oder wegen dem zu hohen Startstrom den Start ganz verhindern.


    Aus diesem Grund sieht die aktuelle ATX-Spezifikation unabhängig von der Spannung lediglich 3300uF als kapazitive Maximallast vor.

    Die Spezifikation von 1998 sah bis zu 10000uF auf 5V vor.


    Aber Du hast recht, ich sollte noch einen weiteren Test hinzufügen: ab wieviel kapazitiver Last bricht das Netzteil bzw. seine Regelung zusammen?

    Aber vielleicht genügt es, die spezifizierten Extreme auszutesten?


    Eine Gegenüberstellung der empfohlenen "Netzteil-Kapazitätsresistenz" in uF der ATX-Spezifikationen:

    +12V +5V +3.3V -5V -12V +5VSB

    1998 1000 10000 6000 350 350 350

    2018 3300 3300 3300 3300 3300 3300


    Gehe ich daher richtig davon aus, dass wenn das NT bei angelegten 10000/6000/3300uf respektive noch anständig läuft, man wohl PASSED sagen kann, ungeachtet des Alters des Netzteils?




    Bezüglich der Netzteile, die bei asymmetrischen Belastungen nur leicht abweichen, bin ich noch am Überlegen, wie man deren Test sinnvoll macht.

    Um das nochmal zu betonen, ich habe im ersten Durchgang nur die Netzteile weggeworfen, deren Ausgangsspannungen durch asymmetrische Belastung die absoluten Grenzwerte (5V: +-10%, 12V -5%+10%) erheblich unter/überschritten und damit in meinen Augen als "unsafe" eingeordnet werden müssen.

    Du hast recht, vielleicht wäre es besser gewesen, die noch für weitere Demonstrationstests zu behalten. Aber ich wollte den schlimmsten Müll nicht länger rumliegen haben. Derartigen Krempel kann man täglich auf der Strasse finden, wenn man sowas mal für irgendwas brauchen sollte.


    Bei den verbliebenen, obengenannten Netzteilen ist die Variation geringer, so dass man die Mindest- und Maximalbelastungen für den sicheren Betrieb recht leicht ermitteln kann.

    Eine meiner bisher noch offenen Fragen ist nämlich: Kann man bei "Markennetzteilen" generell sagen, es genügt der Einbau einer kleinen Festplatte als 12V-Last, um die Spannungen "ins Lot" zu bringen?



    Ideal wäre auch noch ein Testeranschluss z.B. für Molex- und SATA-Stecker, der die Messung im laufenden Rechnerbetrieb leicht macht mit Multimeter- und Oszianschlusskabeln.

  • Aus diesem Grund sieht die aktuelle ATX-Spezifikation unabhängig von der Spannung lediglich 3300uF als kapazitive Maximallast vor.

    Die Spezifikation von 1998 sah bis zu 10000uF auf 5V vor.

    Da ist wohl der Fehler zu suchen. Du schaust dir Netzteile aus den 1990ern nach ATX-Spezifikationen von heute an. Das ist wie, wenn du einen VW-Pumpe-Düse-Diesel, gebaut 2008, heute erst-zulassen wollen würdest, das würde auch nicht mehr gehen, obwohl seine Brüder schon seit 12 Jahren zugelassen sind. Und es zeigt gleichzeitig auch, wie wertvoll solche alten Netzteile heute sind, die aktuellen Netzteile haben nicht nur andere Stecker (SATA, ...), sondern sie passen auch kapazitiv nicht zu den alten Mainboards. Wer solch ein altes Board hat und darauf einen Rechner aufbauen will, braucht auf jeden Fall auch ein zeitgenössisches Netzteil. Die vielen Kondensatoren auf den alten Boards sind ja alles schon Low-ESR, die helfen auch dem Netzteil, seine Glättung durchzuführen. Du solltest dir die Netzteile echt mal nicht nur am Lastwiderstand ansehen, sondern baue dir mal für die jeweilige Netzteilklasse (Athlon-geeignet, mit viel Combined Power und spätere Pentium 4 Klasse mit mehr CPU-Last auf 12V) jeweils einen Rechner auf, und miss dann mal mit dem Oszi während Benchmarks laufen. Erst da zeigt sich, wie gut ein Netzteil ist.


    Es reicht auch nicht, diese kapazitive Last mit einemeinzigen großen Elko nachzubilden. Wir reden hier von Hochfrequenz, also Lasten die im Bereich von ...500MHz...1GHz... takten, da verhalten sich Glättungs-Kondensatoren anders. Da hat ein 1000uF Elko ein anderes Gesamtverhalten als 10x 100uF paralllel, noch extremer wird es wenn du verschieden große Elkos parallel schaltest, um die gleiche Gesamtkapazität zu erhalten. Und genau das wurde so gemacht, um den Hochfrequenz-Voodoo zu beherrschen.

    1ST1

    2 Mal editiert, zuletzt von 1ST1 ()

  • Seitdem mir ein Bestec Netzteil anstatt abzuschalten nen Rechner komplett ruiniert hat, meide ich aufgrund mangelnder Elektrikkenntnisse diese, solange die nicht in einem laufenden System drin sind... Einschalten ging, dann fing der Lüfter an lauf zu werden und plötzlich knatterte es wie ne Horde Harley-Fahrer und als Resultat hatte ich Rauch, ein Octek Board mit Löchern drin und geplatze Elkos und Tantale sowie ein von innen vollkommen verrustes Gehäuse... Und der Vorbesitzer sagte noch, dass das Bestec Netzteil nicht das originale ist... Hätte ich es getauscht, hätte ich mehr davon gehabt...

  • Jup... Bestec ist was wo man echt vorsichtig sein muss.


    In meinem Router ist auch eins von denen drin, war verbaut in einem HP Rechner.

    Werte sind zwar okay, aber neulich las ich, dass dieses (300W) auch betroffen ist von einem "Bug", von dem ursprünglich nur das 250W-Modell einer bestimmten Reihe befallen gewesen sein sollte.

    Da soll ein knapp dimensionierter Elko drin verbaut sein, der gerne mal kaputt geht.

    Und wenn der das macht, dann springt +5VSB von 5 auf 14-18V.


    Das steht auch auf meiner ToDo-Liste...

    Bis das erledigt ist, ist das ein Gefühl wie neben einem ausgeleierten Atomkraftwerk zu wohnen :)
    Halt hoffen, dass es bis zur Ausserdienststellung keinen "Zwischenfall" gibt...


    Werde berichten, sobald ich das Teil getauscht habe und es analysieren kann...

  • Habe nach längerer Zeit den Messaufbau wieder aus dem Schrank geholt, da einige Netzteile eingegangen sind und geprüft werden mussten.


    Das Pentium-3-Netzteil von Delta war unauffällig, innerhalb der Spezifikationen.

    Das von Hipro ebenfalls.


    Aber das Noname AT-Netzteil.

    Die Elektronik sieht optisch eigentlich unauffällig aus.

    Nur, die Elkos sind ausgetrocknet.

    Sieht man aber nicht.





    Hier die Messung, AC-Kopplung, 0.5V/div, oben 5V, unten 12V.




    1Vpp auf 5V...

    auf den Voltmetern werden angezeigt 5.0V und 12.1V.

    Also "perfekt in Ordnung".


    Dieses "gute" Netzteil würde auf den angeschlossenen Platinen massive Elko-Blähungen verursachen und die Motorsteuerung auf den Festplatten schnell überfordern.



    Wahrscheinlich würde es, wenn ich das auf ebay für 5 Euro einstellen würde als "gebraucht, geprüft, funktioniert", sofort begeistert gekauft werden.

    Dass die wertvollen, seltenen Museumscomputer und -Festplatten bei einer solchen Stromversorgung schnell hinüber sind?

    Egal.

    Ripple sieht man ja nicht :)


    Hauptsache, Geiz ist geil...

  • Als Anmerkung: ich bin neulich auch schonmal über meinen schlechten Meßaufbau gestolpert. Man muß aufpassen, daß die Meßleitungen keine Antennen sind und man auf dem Oszillographenschirm die Einkopplung in diese mißt und nicht den Ripple der Netzteile.


    Ich denke +/-2V wird man nicht schaffen aber 50-100mV halte ich als "Einkoppelstörung" durch schlechten Aufbau für realistisch.

    Telex 563140 goap d

  • Ich hatte mir auch schon öfters mal ein Ei gelegt.

    Die Masseleitung vom Oszi war mehrere cm vom eigentlichen Messpunkt weg, wodurch ich hohe Störimpulse maß,

    die aber durch Strom/Spannnung über die Masse gewandert sind.

    Die Masse selber hatte ich auch beschissen layoutet, keine Sternverteilung.

  • Gut beobachtet, Leute!


    Hier ist der Messabgreifer für ATX, das Signal wird abgeblockt mit Kerko und Tantal, um dann ins RG58 zum Oszi zu gehen.




    Hier der Messabgreifer für AT, verwendet ein zweckentfremdetes ehemaliges VGA-BNC-Kabel. Die Abblockkondensatoren sind unter der Platine.


    Da ich ohnehin von einer schlechten Qualität des Noname-Netzteils ausging und zu faul war, alles umzustecken, hatte ich den ATX-Messabgreifer belassen und nur den AT-Anschluss hinzugefügt.


    Zudem war der Anschluss des Bananensteckers an das Oszi nicht nur völlig überflüssig, sondern kontraproduktiv.

    Mir ging es heute auch nur um einen schnellen Test, um zu sehen, ob die beiden ATX-Netzteile zur Eigenverwendung brauchbar sind oder nicht.


    Ich werde also , wie morgen oder übermorgen das bestellte Netzteil eintrifft, das AT-Netzteil "richtig" und nicht QND anschliessen, nochmal testen und berichten.

    Ich glaube aber nicht, dass sich da sichtbar was verändern wird.