Stromversorgung Rifa - Reinigung

  • Hi Zusammen,


    warum hat mir eigentlich niemand erzählt, dass sich alte Computer wie Karnickel verhalten und immer mehr werden?

    Naja. Gibt schlimmeres. Ein Neuzugang im Keller ist ein TRS-80 Model III.


    Eines der beiden Netzteile hatte vor mehreren Jahren eine Rifa Explosion.

    Ich habe jetzt eine Weile mit Wattestäbchen und Isopropanol herumgeschrubbt, aber bspw. zwischen die Gleichrichterbeine links,

    oder bis zum kleinen Trafo rechts vom Rifa komme ich durch die recht Enge Bauteilbestückung nicht hin.


    Welchen Aufwand zur Reinigung betreibt ihr da?

    Auslöten und Platz schaffen zum ordentlichen Durchputzen,

    oder doch nur das Wegwischen wo man drankommt?


    Gruß,
    Daniel



  • Ok, der Renigungsansatz ist also viel Flüssigkeit, möglichst alles Wegschrubben. Ich habe es befürchtet.

    Ich habe mich bisher immer davor gedrückt eine Platine komplett in Flüssigkeiten zu tauchen.

    Aber man soll ja seine Komfortzone verlassen um den Horizont zu erweitern :)


    Isopropanol 99,9 ist dann OK? Das sollte ja rückstandsfrei abtrocknen.

  • Das kommt auf die Verschmutzung an:

    1. Manchmal setzt sich die Verschmutzung aus leitfähigen Material zusammen. Das muß weg.

    Glasfaserstift oder Drehmel

    2. Verschmutzung, die mit unangenehmer Geruchsentwicklung einher geht. --> angebranntes/verbranntes

    muß auch weg.

    3. Alles was einen sicheren Betrieb gefährdet (u. a. Kühlung, auslaufende Batterien) gehört gereinigt/entfernt.

  • Die Netzteilplatinen in AT-Netzteilen sind, wie ich das bislang in meinen Restaurierungen sehe, fast immer aus einem billigen Trägermaterial, das sich unter Bearbeitung mit Isopropanol und Zahnbürste wie Pappe auflöst. Das oben abgebildete sieht nicht viel besser aus, gelbgrau, wie es ist.

    Mit IPA einweichen und richtige starke Druckluft aus dem großen Garagenkompressor drauf hat bislang für meinen Anspruch gereicht.

  • Auch hier nochmal meine gebetsmühlenartige Wiederholung, niemals Geräte einzuschalten, bevor nicht sichergestellt ist, ob Rifa's, bzw. anderweitig verdächtige Bauteile vorhanden sind. ;)

    Ich kenne einige Leute, die sich fast über so eine Explosion und Rauch freuen... kann ich nicht nachvollziehen, die Reinigung und evtl. Beschädigung anderer Bauteile macht nur Arbeit.


    Zum Thema: Japp, eintauchen in Iso, gut bürsteln, trocknen lassen -> alles gut.

  • Jeder hat da so seine Rezepte und was gut oder schlecht ist hängt halt immer vom Einzelfall ab. Z.B. ob da noch Papieraufkleber auf der Platine sind oder Beschriftungen. Und klar, das Platinenmaterial und die Qualität des Kupfers ist wichtig, eine Maschine der 50er Jahre braucht andere Methoden als Compis der 70er/80er.


    Ich hatte die Tage ja auch 2 RIFA-Explosionen bei unseren UNIVACs. Neben weissem stinkendem Rauch hinterlassen die ja so eine braune ölige Flüssigkeit. Ich habe vor der Chemie der alten Tage großen Respekt, d.h. Reinigung nur mit Einmalhandschuhen. Bei mir half schon warmes Seifenwasser (Spülmittel), um die Pampe weg zu bekommen. Ich bade Platinen auch in Spülilauge, um zB den Geruch von ausgelaufenen Elkos nach Katzenpisse weg zu bekommen. Sorge um die Platine habe ich da weniger, in der Fertigung wurden die mit viel aggressiverer Chemie gebadet. Wichtig ist Nachspülen mit reinem Wasser und extrem sorgfältiges Trocknen. Bauteile, die evtl. Wasser in Höhlungen sammeln könnten (offene Trafos, manche Potis) klebe ich ab oder löte sie aus.

    Ich hatte auch schon hartnäckige Fälle (massig Korrosion und großflächige Elektrolytschäden beim Schaltnetzteil eines hp54510 Oszi)) erfolgreich in der Spülmaschine (Schonprogramm bei niedriger Temperatur), aber nur als ultima ratio wenn garnichts mehr geht.


    Roland

  • Was keine Bauteile mit mechanischen "Flüssigkeitsfallen" (z.B. Trafos, Übertrager, Potis,...) hat, kommt in eine Wanne mit Seifenlauge, wird mit der Bürste geschrubbt und dann mit klarem Wasser und danach einem IPA-Bad ausgespült. Sind solche Teile drauf, muß man eben irgendwie drumrumarbeiten. Dann intensiv trocknen lassen.


    Das "minimalinvasive" Vorgehen mit Wässerchen und Q-Tips halte ich für nicht so richtig zielführend - Da verteilt man die Soße nur gleichmäßig.

  • einem billigen Trägermaterial, das sich unter Bearbeitung mit Isopropanol und Zahnbürste wie Pappe auflöst.

    Wichtiger, guter Punkt.


    Das Trägermaterial ist vermutlich Hartpapier — Phenolharz-getränktes Papier, deutlich billiger als das sonst verwendete Glasfasergewebe in Epoxydharz (FR4), und daher gerne genommen, wenn eine einseitige Platine "ohne besondere Ansprüche" ausreicht.


    Leider ist es auch in nahezu jeder Hinsicht empfindlicher als FR4: nicht nur gegenüber Flüssigkeiten, sondern auch gegenüber mechanischer Beanspruchung. Man findet es nicht nur in Netzteilen, sondern auch oft in low-end-Consumer-Geräten sowie in Geräten aus der Frühzeit der gedruckten Schaltung.


    Nach einem Wasserschaden kann man Hartpapier-Platinen i.d.R. nur noch als Teilespender benutzen. FR4 läuft klaglos einmal durch die Spülmaschine...