Heißer Tipp: Grafisches Linux unter Windows 10 2004

  • Gibt ja hier so einige notorische Windows 10 Nutzer mit ein paar Linux-Kenntnissen... Hin und wieder könnte man das ja doch mal gebrauchen. Aber dafür extra komplett installieren? Sprich erstmal Platte umpartitonieren, und dann hat man doch nur Dualboot, man muss aber laufend wechseln...


    Irgendwie doof. Ok, man könnte jetzt das eine oder das andere (Linux/Windows) in eine virtuelle Maschine packen und unter dem anderen (Windows/Linux) laufen lassen. Ist aber auch ziemlicher Aufwand.


    Nunja, hab da einen Artikel gefunden und den durchgebastelt und bin einfach nur begeistert...


    Also, geht das nicht einfacher?


    Ja. Windows Subsystem for Linux 2 in Windows 10 2004. Jetzt werden gleich 2 Einwände kommen:

    - WSL ist ja kein richtiges Linux, sondern nur ein Wrapper für Systemaufrufe auf Kernelebene nach Windows. Für WSL1 stimmt das, aber WSL2 kommt als richtige virtuelle Maschine mit einem Standardkernel.

    - Unter WSL kann man ein Linux laufen lassen, aber nur im Textmodus. Stimmt. Stimmt? Microsoft hat die Unterstützung für grafische Anwendungen und Desktops von Linux zwar schon angekündigt, aber noch nicht fertig gestellt. Also geht es nicht...? Doch!


    Das Zauberwort heißt "kex".


    Und das geht so.


    Systemvorraussetzung ist Win 10 2004 auf einer ausreichend schnellen Maschine mit genug RAM. Bei mir sinds 64 GB und "kex" belegt momentan laut Windows 10 Taskmanager rund 25 GB RAM. Wieviel das auf der Platte ausmacht, weiß ich noch nicht, weil ich nicht weiß, wo WSL die Linux-Systeme ablegt, aber geht mal davon aus, dass diese Spielerei bestimmt 10-20 GB Plattenplatz auf dem C-Laufwerk braucht. Wie ich gerade gelesen habe, soll bald auch Win 10 1909 WSL2 Unterstützung bekommen, aber das Neueste Win 10 ist eh immer das Beste, also im Zweifelsfall erstmal auf 2004 aktualisieren!


    Zunächst fügt man das Feature WSL hinzu, das geht per Features Dialog in der Systemsteuerung (Programme und Funktionen) oder aus der Admin-Eingabeaufforderung heraus und legt den Default-Wert für die WSL Version auf 2 fest, das muss man aber auf jeden Fall an der Eingabeaufforderung machen:


    Code
    dism.exe /online /enable-feature /featurename:Microsoft-Windows-Subsystem-Linux /all /norestart
    dism.exe /online /enable-feature /featurename:VirtualMachinePlatform /all /norestart
    wsl --set-default-version 2


    Danach öffnet man den Windows App Store und sucht nach "Kali Linux". Kali Linux, für den, der das nicht kennt, ist ein spezialisiertes Debian-Linux für IT-Sicherheits-Leute, da sind massenweise (Hacker-)Tools drin, um z.B. im Netzwerk rumzuschnüffeln. Aber es ist ein Debian, und es ist neuerdings "Kex" mit an Board, extra für wsl... Das installiert man aus dem Appstore, das taucht dann irgendwo im Startmenü auf, man kann im Startmenü auch einfach lostippen "kali" und dann findet man das und startet es. Es fragt dann nach einem root-Passwort und macht und tut ein bischen und dann hat man eine Linux-Shell.


    Jedenfalls erstmal im Text-Modus.


    Nebenbei bemerkt, wusste ich auch noch nicht, unter WSL kann man Windows-Befehle starten, sofern sie im Suchpfad von Windws sind, und man muss sie mit der Datei-Endung ".exe" starten. Oder man muss sie mit komplettem Pfad angeben, auch mit ".exe" am Ende :

    Code
    "/mnt/c/program files/7-zip/7z.exe" a -tzip code.zip code/

    So kann man da heraus die Powershell, Notepad oder Winver eingeben, in dem man z.B. "notepad.exe" eingibt. Das funktioniert übrigens auch innerhalb von Shellscripten, so irrsinnige Sachen wie das hier kann man da machen:


    Code
    sc.exe query | grep SERVICE_NAME | awk '{print $1=""; print $0}' | sort -bf| sed '/^$/d' | sort.exe

    Damit liest man die Windows-Dienste des WSL-Wirtes innerhalb von WSL aus... :stupid:Strange, oder doch irgendwie wahnsinnig geil...? Ok, kann man auch mit Powershell direkt unter Windows, aber geil ist es irgendwie trotzdem... Und Ok, der Sort ist doppelt gemoppelt, Unsinn, erst von Linux sortiert, dann von Windows nochmal, aber es geht... Und das kann kein anderer Virtualisierer. Allerdings kann das auch eine Sicherheitslücke sein, wer also glaubt, mit irgendwelchen Schädlingen innerhalb der Linux-VM rumspielen zu müssen, sollte nicht vergessen, dass der Bösling so ganz einfach aus der virtuellen Maschine ausbrechen kann... Was man auch noch wissen muss, unter /mnt/ finden sich alle in Windows verfügbaren Laufwerke, auch Netzlaufwerke...


    Jetzt folgt Textadventure Teil 2... An der Windows-Eingabeaufforderung (cmd.exe!!!) das hier machen:

    Code
    wsl -l -v

    Damit erstmal gucken, welche Linuxe unter WSL schon verfügbar sind, Kali sollte dabei stehen, und dahinter die Zahl "2" für WSL 2. Falls da eine "1" steht, muss man das switchen:


    (Im Appstore gibts auch Ubuntu und Debian, aber die kennen momentan den kex-Trick noch nicht...)


    Code
    wsl --set-version kali-linux 2

    Spätestens jetzt wird die Kali-Session gekillt und muss neu gestartet werden.


    Wieder an der Linux-(s)hell zurück geht die Frickelei so richtig los, folgende Befehle sind nacheinander abzusetzen:


    Code
    sudo apt update
    sudo apt dist-upgrade
    sudo apt install -y kali-win-kex
    sudo apt install -y kali-linux-default
    sudo apt install synaptic

    Der Sudo-Befehl fragt das oben festgelegte Root-Passwort ab. (Streng genommen ist es keins, sondern das Benutzerpasswort um Root-Rechte zu bekommen) Letzterer Befehl ist optional, aber man will ja auch einen gescheiten grafischen Paketmanager haben, mit dem man die ganzen Standardpakete von Debian nachinstallieren will. Jedenfalls rödelt das ordentlich lange, bis alle Pakete nachinstalliert sind, Abhängigkeiten aufgelöst sind usw. Einzelne wenige angeforderte Pakte scheinen momentan im Repo zu fehlen, ich habe aber nicht versucht, mal andere Repos auszuprobieren. Aber egal, es funktioniert.


    Letztlich startet man kex am Linux-Prompt mit der Eingabe von


    Code
    kex

    die grafische Oberfläche.


    Aktuell öffnet sich der Linux-Desktop bei mir über beide Monitore, wobei auf dem 2. monitor unten die Windows Taskleiste eingeblendet ist, und auf dem ersten Monitor habe ich obn die Taskleiste von Gnome. Technisch läuft da mittels kex auf Linux-Seite ein VNC-Server, und über WSL, wir haben ja schon gelernt, dass das Windows-Befehle ausführen kann, wird da Windows-seitig ein Tightvnc gestartet. Wie man das umbaut, dass der Linux-Desktop in einem Fenster läuft, muss ich noch sehen. Was auch etwas umständlich ist, dass man kex erstmal manuell starten muss, wenn man kali aus Windows heraus startet.



    Shocking, oder? So kann aber endlich mal das Jahr von Linux auf dem Desktop anbrechen, irgendwas gutes muss ja 2020 haben... ::devil::


    Was noch wichtig ist, auch den synaptics Paketmanager muss man mit sudo starten, sonst kann man damit nichts installieren. Damit er sein Fenster öffnen kann, muss man vorher erst noch mit


    Code
    xhost +

    dem sudo erlauben, das synaptics Fenster zu öffnen. Das lässt sich in Linux irgendwo auch noch voreinstellen, muss ich später mal schauen.


    Weblinks, auch mit ein paar Bildchen von der Installationsorgie:

    - https://www.bleepingcomputer.c…ams-in-a-wsl-linux-shell/

    - https://www.bleepingcomputer.c…dows-subsystem-for-linux/

  • Shocking, oder? So kann aber endlich mal das Jahr von Linux auf dem Desktop anbrechen, irgendwas gutes muss ja 2020 haben... ::devil::


    Also bitte ...

    das gibts doch schon längst. Und braucht auch keine 25GB um ein schnödes Terminal anzuzeigen.


    Man ist doch immer wieder verwundert wieviel Energie M$ so einsetzt, um Konkurrenz - oder auch nur gefühlte Nebenbuhler - einzufangen. Kann in dem Fall auch nach hinten losgehen. Man wird sehen. Der nächste Schritt wird sein, daß sie verbesserte Versionen der Commandline Tools rausbringen.


    Als Desktop kann man bedenkenlos Plasma empfehlen. Seit der Variante mit Oxyd oder Breeze ist das ein SEHR SEHR schöner Desktop, der eigentlich jedem Windowsbenutzer gefallen sollte.



    Als Paketmanager unter den Debian Abkömmlingen macht sich Aptitude am Besten. In der Text-GUI-version. Man muß nur mal lernen, was man mit der "I" ( wie Info ) Taste macht und wie man das Menu aufruft. Das Ding ist zwar vergleichsweise häßlich, aber funktioniert flotter und wohl auch besser als Synaptic.


    xhost + automatisch geht über /etc/X0.hosts

    https://linux.die.net/man/1/xserver bei "Granting Access" oder

    https://linux.die.net/man/1/xhost

    (die Datenübertragung dürfte dann aber komplett unverschlüsselt sein)

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

    2 Mal editiert, zuletzt von ThoralfAsmussen ()

  • Die 25 GB sind nachdem ich eine ganze Menge Zusatzsoft installiert hatte... Um nur eine Linux-Shell zu bekommen reichen mit WSL ca. 185 MB.


    Habs mir übrigens gerade zerschossen, wollte auf KDE umstellen, danach ging nix mehr. Installiere gerade neu,,, (also das Kali, nicht Windows)

    1ST1

  • Als Paketmanager unter den Debian Abkömmlingen macht sich Aptitude am Besten. In der Text-GUI-version. Man muß nur mal lernen, was man mit der "I" ( wie Info ) Taste macht und wie man das Menu aufruft. Das Ding ist zwar vergleichsweise häßlich, aber funktioniert flotter und wohl auch besser als Synaptic.

    Das mit "flotter" mag sein, aber mir ist schleierhaft, wie man sich so eine Textwüste antun kann. In dem Fall, und bei der Wahl des Betriebssystems, ist man aber frei und hat die Wahl. Das Ergebnis und die eigene Gemütslage, nachdem man sein Ergebnis damit erreicht hat, ist ausschalggebend.

    1ST1

  • Als Paketmanager unter den Debian Abkömmlingen macht sich Aptitude am Besten ...

    Das mit "flotter" mag sein, aber mir ist schleierhaft, wie man sich so eine Textwüste antun kann.


    Das habe ich am Anfang auch gedacht und lange(!) das Synaptic benutzt. Es hat aber wirklich kaum einen "Mehrwert". Bei dem anderen findet man die Programme sehr schnell mit der Suche, vorausgesetzt man hat ein brauchbares Suchwort. Die Anordnung in Programmabteilungen ist i.P. die gleiche bzw. ähnlich und die Infotexte sind identisch.

    Wenn Du es richtig kryptisch haben willst, guck Dir mal apt-get an und wie man damit Programme findet ...


    Wichtig ist warhscheinlich eher, daß man sich mal auf ein solche ein Tool festlegt und das dann konsequent immer benutzt. Egal welches. Das ist bei den großen Unix Vorbildern einfacher, da gibt es genau einen Paketmanager für das jeweilige Unix und der hat genau vorgeschriebene Befehle. pkg-add etwa


    Unter Ubuntu gibt es einen Paketmanager der solche Vorschaubildchen zur Software hat. Das finde ich dann wieder ein wirkliches Argument dafür. Und der funktioniert auch ganz schö, hat aber nur auf schnellen Maschinen genug Performance damit es Spaß macht (P4 geht da nicht mehr).



    Es gibt dann so ein paar Sachen, die man evtl. auch unter Linux unter Win gern installieren will. Dafür muß aber sowieso den Namen wissen, und dann ist es völlig egal, welche Variante der Installation man nimmt.


    Mal als Beispiele für schöne Tools, die "must installs" sind (zumindest zum mal Anschauen): xosview, tweak, minicom, medit, nano, smartmontools, bitbleach, mtools (wobei unter Win etwas albern), cpmtools, sysstat, unison, tilda, tint2, pbzip2 und extra für Dich hatari und aranym.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Nicht zu vergessen vim! Ohne den geht garnichts :sunny:.

    Und btw, ich nehm apt. Das geht auch über beliebige ssh-Verbindungen - auch vom Handy aus8o

    Das Genie beherrscht das Chaos

  • Den kann aber keiner mehr bedienen ... noch schlimmer ist nur das andere Wunderteil der "Altvorderen", ed.


    Ich würde noch "inxi" nachmelden wollen.


    Der Bedarf per Handy Rechnerdinge nachinstallieren zu wollen, hält sich bei mir eher in Grenzen. Wüßte aber nicht, warum da nicht aptitude auch gehen sollte. Ich habe neulich hier mal ein Video verlinkt wo jemand sein iPhone benutzt um den iMac per VNC remote zu benutzen ; ist gelinde gesagt auch eher eine "Technologie Demonstration" und nicht sehr sinnvoll.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Ich finde vim (oder vi) eigentlich garnicht so schlimm - im Gegenteil.

    Aber das tun nur die, die ihn lange genug benutzt haben, dass sich die Bedienung ins Muskelgedächtnis einprägen konnte.

  • vi(m) ist sowas wie der kleine gemeinsamme Nenner bei den Texteditoren unter unixoiden Betriebssystemen, den gibts selbst unter MiNT auf dem Atari ST. Ein bischen sollte jeder den bedienen können, um sich selbst bei verbruzzelten Konfigs aus dem Sumpf zu helfen.


    Mir ist eher die Bedienung von emacs schleierhaft, aber der ist ja eh so eine Art schweizer Taschenmesser, eher fast ein eigenes OS als wie ein Editor... ABer der schlimmste von allen ist edlin unter älteren MS-DOS-Versionen...

    1ST1

  • Ich mache das andersrum, unter Linux Mint 18.3 mit Wine. In der VB läuft, wie sollte es auch den sein ein Win3.11. Das war aber eine Spass-Installation aus langer weile. Sonst habe ich noch einen 20 Jahre alten AMD K6II 500 mit Voodoo 3 und 256mb RAM mit Win98

  • aber ganz ehrlich: wozu brauche ich ne GUI unter Linux ??? Ich arbeite beruflich nur mit unixoiden Kisten und nicht mal 5% haben ne GUI ???


    Bei 25Gb erschliesst sich auch mir der Sinn nicht. Da würde ich ( wenn ich nicht besseres im Zugriff hätte ) sonst nen Himberbomber für 30€ nehmen, der spricht das alle nativ