HP 9000/300 zum laufen bringen

  • Moin,


    mir ist ein HP9000/300 zugelaufen.


    ich habe absolut keine Ahnung von dem Teil. Leider bekomme ich kein Bild, werde die Tage noch den RGBtoHDMI versuchen.


    Hardware:

    • Rechner selbst, auf dem Board ist eine 68030 CPU, also muss es doch wohl mindestens ein 360er sein? Es fehlt ein SMD-Chip, der Sockel ist leer. Vielleicht der Coprozessor?
    • Auf dem Gehäuse steht 332...
    • Das Mainboard hat nur Tastatur, RS232, den HP-Bus, Audio- und Video- Anschlüsse. Kein VGA. Also muss es ein frühes Modell sein? Kapier ich nicht.
    • Das Drive Gehäuse ist ein 9153C mit einem Floppy (vermutlich HD), zwei Festplatten davon eine Original HP mit 20MB. Die andere ist nicht beschriftet, scheint aber baugleich. Sind die Dinger wirklich IDE? Aber wie bekommen die ihren Säft? Ist ja nur ein Flachbandkabel angeschlossen?! Die Platten scheinen hochzudrehen und keine gar zu schlimmen Geräusche zu machen.
    • Außerdem sind US?-Tastatur und -Maus dabei.
    • Den kompakten Tintenstrahldrucker hab ich stehen lassen, davon hab ich eh schon einen... nur könnte der parallel sein... naja...
    • Monitor fehlt leider.

    Jetzt meine Fragen:

    • wie kann ich die Hardware identifizieren? Die Beschriftung ist ziemlich kacke.
    • Wie kriege ich ein Bild?


    danke


    Jan

  • ... Video- Anschlüsse. Kein VGA. ...

    Hi !


    Ich bin mit der 300ér Serie von HP jetzt nicht wirklich vertraut, aber VGA war zumindest nicht bei allen Rechnern aus der 300er Serie vertreten (wenn überhaupt) ... ein Sammlerkollege klagt immer darüber, das ihm die passenden Monitore fehlen ...


    Die Modellvielfalt der 300er Serie ist aber tatsächlich sehr verwirrend ...


    Die Platten sind definitiv keine IDE-Platten ... Poste doch bitte mal ein Foto davon .... Und könntest du auch noch ein Foto der "Rückseite" des Rechners posten ?


    MfG


    Cartouce

  • Das Ding gibt ein Composite Signal aus, aber mit 18kHz wenn ich mich richtig erinnere. Das mögen normale Monitore/Fernseher nicht, dh Du bekommst meist kein Bild oder allenfalls eine verzerrte Darstellung. Ich hab zufällig einen NEC TFT gefunden der damit umgehen kann, kann Dir am Abend die Bezeichnung durchgeben.

  • Der leere PLCC Sockel ist für die optionale 68882 FPU.


    Es gab diverse Grafikkarten für diese Rechner. Die einfache Onboard Grafikausgabe ist ein Composite Signal, das manche TFT Monitor darstellen können.

    Original gehört da ein HP Grünmonitor35731 angeschlossen.


    Diese Rechner waren in großer Zahl in der Industrie und Forschungslaboren im Einsatz, meistens für Mess- und Steueraufgaben.


    Das HP 9153C Plattensystem (ab1988) enthält zwei HP "Nighthawk" Platten (verfügbar mit jeweils 10 oder 20 MB) mit HP-eigenem Interface und ein 1.4MB Diskettenlaufwerk. Was verbaut ist, ergibt sich aus der Opt. Nummer (20MB = Opt. 020, 40 MB=Opt 040).

  • Ach ja, die Platten sind HP-proprietär. Meine läuft trotz des Alters noch problemlos, klingt nur beim Start ein wenig seltsam. Leider gibt es für diese Harddisks keinen Ersatz...

  • So, ich verwende einen NEC Multisync LCD 1830. Der liefert ein einwandfreies Bild mit dem HP9000/300 Rechner. Ein Commodore 1084 hingegen hat nicht richtig synchronisiert und dann hat der Zeilentrafo schlapp gemacht (ich kann aber nicht sagen ob es da einen ursächlichen Zusammenhang gab).

  • Danke, dann werd ich mal gucken, wie weit ich komme.

    Hier habe ich eine detailliertere Beschreibung finden können.

    Es ist also tatsächlich das Modell 332, das eigentlich ein Upgrade des ersten Modells 310 ist mit 4x CPU-Leistung und 4xRAM aber leider ohne aufwendigere Grafik.

  • Haha das ist UCSD p-System (Pascal). Mit E kommst Du in den Editor und kannst ein Programm schreiben, dann mit C (Compiler) übersetzen und mit X (Execute) ausführen. Im Normalfall liegt da kein anderes Betriebssystem darunter, d.h. Du kannst im Prinzip nur Pascal Programme schreiben. Natürlich kannst Du auch eine andere Platte anhängen (oder ggf. die vorhandene neu formatieren) und dann HP Basic oder HP-UX installieren. Aber ich würde für die Erhaltung der Originalsoftware plädieren, sofern Du keine konkreten anderen Anwendungspläne für den Rechner hast. Vor allem scheint nicht einmal das HP Museum die UCSD Software/Doku für die 300er Reihe zu kennen. Aber immerhin findest Du dort Unterlagen für UCSD auf HP 86, siehe http://www.hpmuseum.net/capcha/freecap_wrap.php?r=1129, http://www.hpmuseum.net/capcha/freecap_wrap.php?r=1130 und http://www.hpmuseum.net/capcha/freecap_wrap.php?r=1131

  • Das ist kein UCSD Pascal, sondern eben HP Pascal. Dazu gibt es jede Menge Dokumentation auf den WEB Seiten des HP Museums. Typisch ist z.B. Pascal 3.2.


    Die Entwicklung ist wohl ursprünglich mal mit UCSD Pascal gestartet, man hat aber schnell gesehen, dass das viel zu langsam ist. Das HP Pascal erzeugt Maschinencode und keinen Zwischencode, wie die UCSD Systeme.

    Mit dem HP-Pascal kann man auch Binärprogramme (CSUBs) zur Einbindung in BASIC schreiben, sofern man die zum BASIC passenden CSUB Utilities hat (da sind leider keine für BASIC 5.1 bekannt).

    Übrig geblieben ist aber die UCSD typische Menüstruktur.


    Das für den HP 86/87 verfügbare Pascal ist tatsächlich ein Original UCSD Pascal - es läuft deshalb auch nur in dem Z80 Prozessormodul.


    Martin

  • Ich hab auch ein 332.

    Bild habe ich auf mein NEC Multisync CRT (erste Serie), aber die sind wohl auch nicht so einfach zu finden.

    NEC Multisync, Samsung Syncmaster oder Sony LCDs sind in vielen Fallen auch ok (mit Sync-on-Green).


    Ein PLCC 68882 FPU habe ich mich sehr günstig bei Aliexpress besorgen können, und der läuft sogar einwandfrei.

    Um etwas herumzuspielen ist https://www.hp9845.net/9845/projects/hpdrive/ genial, wenn man eine GP-IB Karte finden kann.

  • Ich habe zu meinem HP9836 die komplette Dokumentation, darunter die Handbücher zu Pascal 3.2 bekommen (die gibt es aber auch als PDF). Bei Bedarf helfe ich gerne damit aus. Ich habe mich auch etwas mit dem Pascal beschäftigt, da liegt kein Betriebssystem versteckt drunter.


    Gruß, Jochen

  • Sayjionix konnte das System tatsächlich booten. Seltsamerweise lief es nur von virtueller Festplatte.

    Es handelt sich um ein System zur Auswertung von Blutproben. Leider benötigt es einen Drucker sowie das Meßequipment um zu funktionieren.


    Über die Hardware haben wir auch noch ein wenig herausgefunden.

    Das Floppy funktioniert und ist DD.

    Die beiden 20 MB Festplatten arbeiten im Verbund, sowas wie RAID-0.

    Eine? der beiden macht regelmäßig eine Notabschaltung mit ekligem Geräusch, fährt aber dann wieder hoch.

  • Ich hoffe, daß ihr / Du gleich ein ordentliches Backup der Platten gemacht habt ? (dd-rescue oder so)


    Das ist nämlich wirklich historisch. Das muß so von einem der ersten echt in größerem Rahmen eingesetzten Counter bzw. FACS Systeme gewesen sein. Vielleicht am Besten mal nach Produkt-Brochüren oder Werbungen von BD (Beckton Dickinson) suchen gehen. Gern auch mal in Zeitschriften aus dem Umfeld (z.B. Labordiagnostik, Immunbiologie etc. ; da gibt es eigentlich immer sehr schöne Ganzseitenanzeigen für neue Geräte - bestimmt auch um 1985 herum schon).


    BD sind quasi sowas wie die Erfinder des FACS'ens. Dabei wird in einer Kapillare (langer dünner Plastikschlauch) eine Zellsuspension soweit vereinzelt, daß Einzelzellen an einer Meßstelle vorrauschen/-schwimmen. Dort werden sie mit Laserlicht angeleuchtet und das gestreute Licht wird aus unterschiedlichen Winkeln (üblicherweise 2) vermessen. Dabei gibt es für verschiedene Zelltypen unterschiedliche Muster der Meßwerte - weshalb man sie dann auch auseinanderhalten und z.B. in ihren jeweiligen Gruppen auch zählen kann.

    Komplettiert wird das Ganze dann durch vorherige Anfärbung der gesamten Probe mit bestimmten fluoreszierenden Farbstoffen - womit man dann noch mehr Information gewinnen kann.


    Das Ganze ist - vielleicht neben dem Genomsequenzieren nach Craig Venter - die vielleicht COOLste Anwendung und Verschmelzung von Computertechnologie und Hightech-Physik und Biosciene.


    Das Teil selbst sieht schon "steinalt" aus und ist wahrscheinlich eher nur ein "Counter", der die Vorstufen von roten Blutkörpchen zählt - sogenannten Retikulozyten. (kann man sinnvollerweise in Blut und/oder Knochenmark machen)


    Suchstichworte wären: BD, Reticulocyten, Retics, FACS, Cell-Count.


    Man findet solche Geräte auch online bei amerikanischen SecondHand Anbietern, die auch sowas spezialisiert sind. Da gibt es dann evtl auch Bilder vom kompletten Setting. Aber ob die noch sowas haben - sehr fraglich. Die modernen Geräte von BD heißen "FACScan" oder "FACSCailbur" - was möglicherweise zu der Zeit, aus der das Gerät, stammt noch keine Markennamen waren (d.h. beim Suchen nix nützen).


    Evtl lohnt sich auch mal das HP Journal (hpj) nach einer Bio-Ausgabe zu durchforsten. Die haben neue Sachen auch immer sehr schön vorgestellt.


    Wenn man sowas auftreiben kann (oder sogar nachbauen (ist nicht hyperkomplex)), wäre das ein ähnlich schickes Ausstellungsstück, wie eine funktionsfähige ISDN Anlage. :) Man kann damit durchaus auch andere Sachen zählen - im Demo-Modus z.B. Latexkügelchen unterschiedlicher Größe.



    Das Ganze hat übrigens auch einen extrem interessanten Bezug zu DLand ... wo es ganz ursprünglich wohl auch mal herkam. Nur ... wie das eben manchmal halt so ist mit den großen Erfindungen und den Produkten bzw. Anwendungen.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Ja sicher haben wir ein Backup gezogen. Am Ende waren wohl ein paar Sektoren defekt, das ist aber hoffentlich kein Problem.

    Es lieft ja seltsamerweise auch nur vom Image, nicht von der echten Platte.

    Ich habe mir schon sowas gedacht, dass das System was besonderes ist, deshalb freut mich deine Begeisterung um so mehr.


    Falls jemand in der Nähe von Goslar wohnt, könnte er vielleicht auf die Suche nach weiterem Equipment gehen?

    Einer dieser kleinen HP Tintendrucker steht auf jedenfall noch dort.

    Einmal editiert, zuletzt von JPT ()

  • Das System, so wie es jetzt hier ist, ist ja eigentlich erstmal nur ein "normaler" HP Steuerrechner. Besonders wird es aber durch die Software (die vielleicht noch nichtmal BD selbst mehr hat) und richtig schick wird es, wenn sich die restliche Hardware - nämlich der eigentliche Counter noch auftreiben läßt. Insbesondere dann, wenn das Teil nicht zu riesig ist, wird das evtl. auch spannender. Die großen echten FACSe sind richtige schrankartige Teile, die so ca. 120cm x 80cm x 80cm Abemssungen haben. Einfache Counter könnten aber durchaus auch kleiner gewesen sein.


    Aus Computerbastlersicht ist das ja v.a. deshalb ein interessantes Gerät, weil es tatsächlich mal so eine Anwendung ist, die ohne Rechner vielleicht auch denkbar gewesen wäre, aber wahrscheinlich nicht zufällig gerade eben dann auftaucht, als das erste Mal kleine (Micro)Rechner verfügbar sind, die schnell viele Meßwerte zählen und merken und evtl auch schon grafisch aufbereiten können. Eigentlich macht man halt eine Statistik über simples Durchzählen aller Ereignisse/Meßergebnisse (2 Werte pro Zelle, (Forward und SidewardScatter)), und 20.000 Events per Hand in einer Tabelle zu sammeln, ist halt mühsam - und daher war vorher das ganze Gerät doch eher "undenkbar".


    Normalerweise werden die auch nicht aufgehoben, sondern am Anfang der Zeit mit dem Folgegerät für einen kleinen Zeitraum zur Sicherheit aufbewahrt (wenn es nicht der Hersteller mit dem nächsten/neuen Gerät direkt abbaut und mitnimmt) und dann auch schlicht entsorgt.


    (Deshalb wird es wahrscheinlich heute auch schon relativ schwierig sein z.B. ein MRT oder CT aus der absoluten Anfangsphase komplett aufzutreiben, wenn nicht jemand da mal weitsichtig sowas einem Museum zugesteckt hat. Dort hat man ja das gleiche Thema, daß man das gar nicht machen könnte, wenn da nicht Computer direkt daneben gestanden hätten. Im Falle vom MRT i.a. sogar sehr schicke und teure - etwa die Octanes von SGI. Die Auflösungen der ersten Bilder waren aus heutiger Sicht auch relativ schlecht - so in der Größenordnung 256x256 ; was so eine MIPS mit 200 MHz eben gerade so noch hergibt (flüssig animiert und viele Schichten).)



    Hier ist noch ein schöner Überblick, ab wann das so "losgeht" mit dieser Technik


    https://image1.slideserve.com/1530452/flow-cytometry-applications-n.jpg

    ( von : https://www.slideserve.com/tor…werpoint-ppt-presentation )

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Also zwei Röntgengeräte stehen noch dort. Lass mal nach Bildern suchen...

    Ein Pantoskop 5. Von dem anderen habe ich keine Bilder. Die 5 im Namen sagt wohl, dass es nicht gar so früh ist ;)

  • Leider kann ich mangels passender HP-IL Maus die Becton Dickinson Oberfläche aus dem Backup der Platten gerade nicht mehr erkunden, um vielleicht noch irgendwo einen Hinweis auf den genauen Typ des FACS Systems oder Counters zu finden. Aber was das Internet dazu auch ohne genauen Typ hergibt ist schon spannend:

    https://www.bd.com/resource.aspx?idx=7301 Dort auf Folie 18 sieht man die "Workstation Generation" der Flow Cytometers, unter anderem ist dort auch eine HP Workstation zu erkennen. Und hier http://www.cyto.purdue.edu/cdr…researchcenters/rpci.html ist ein interessanter Rückblick auf die Entwicklung dieser faszinierenden Geräte zu finden. Wer genau schaut, erkennt auch dort eine HP9000/300 Workstation auf einem der Bilder in der Mitte ;) Und einen Prototyp der "Konsole", die es dann wohl auch ins Becton Dickinson Produkt geschafft hat (vgl. Folie 18, Bild links oben).


    Die Backups der echten Platte sind mit Hilfe einer GPIB/HPIB-Interfacekarte und "HPDir" angefertigt worden und liegen im HPI Format vor. Sie lassen sich dann entsprechend mittels "HPDrive" wieder als simuliertes Laufwerk über eine GPIB/HPIB Schnittstelle an einer 300er Workstation betreiben.