MFM-Platte mit klebrigen Köpfen

  • Moinsens!


    Hab hier einen Philips NMS9100 mit 30 MB MFM-Platte auf einer Hard Card (ISA-Steckkarte mit vorne ST502-Controller und hinten Platte). Als ich den Rechner bekommen hatte, ging die Platte garnicht. Ich habe sie vorsichtig geöffnet und die auf den Platten klebenden Köpfe sanft gelöst. Dann ging die Platte auch an und funktioniert einwandfrei.


    Es stellt sich aber heraus: die Platte dreht nur an, wenn man die Köpfe vor dem Start manuell aus der Parkposition bewegt. Die Festplatte hat dazu an der Seite ein Rad am Steppermotor; eine kleinste Drehung reicht aus und die Platte dreht an. Es scheint, dass die Köpfe in der Parkposition (ganz außen an der Scheibe) ein wenig festkleben und die Platte so am drehen hindern. Dreht die Platte allerdings erst hoch, dann tritt dieses Problem nicht mehr auf.


    Hat irgendwer hier eine Idee, was man machen kann, um das Problem zu behebn? Den Rechner offen betreiben zu müssen (um an die Platte ranzukommen) ist auf dauern ziemlich ätzend.

    • Offizieller Beitrag

    Hab auch so eine Platte.


    Ich glaube, lokal an der Parkposition ist die Beschichtung beschädigt, so daß die Haftreibung zu groß ist für das Anlaufmoment des Motors.


    Idee: ein inertes Schmiermittel aufbringen, was langzeitstabil ist und die Haftreibung herabsetzt. Natürlich kein WD40/Nähmaschinenöl/Ballistol etc.


    Krytox 240AC oder ein silikonölbasiertes vielleicht?


    Hab es aber noch nicht getestet.

  • Du hast die Platte geöffnet???

    Dann bleibt nur Datensicherung, bis der Kollaps eintritt.


    Eine kleine Anekdote:

    Platten mit klebenden Köpfen waren in den 80ern und 90ern häufig.

    Die klebenden Platten, konnten in der Firma natürlich nicht mehr genutzt werden,

    Da Festplatten noch teuer waren, habe ich jede Menge Seagates verschenkt an Freunde und Bekannte.

    Denen es angesichts der kostenlosen Platte nichts ausmachte, dem Rechner beim Einschalten einen kleinen Twist verpassen zu müssen.


    Edit: Toshi Das habe ich mal so erklärt gelesen, dass die Landezone irgendwie aufgerauht sei, damit die Köpfe nicht wie Saugnäpfe auf der glatten Oberfläche anliegen. Und diese Aufrauhung solle angeblich oft verschleissen, mit dem bekannten Effekt.

  • Warum sollte man die Platte nicht öffnen? Wenn man staubfrei arbeitet, ist das doch kein Problem.


    Rauchend in der Holzwerkstatt mit Fusselpulli vielleicht nicht ;)

    Wenn du einen Reinstraum hast, ist das in der Tat kein Problem. Ansonsten ist der Headcrash schon vorprogrammiert.


    Wahrscheinlich reicht es, den Motor, der die Platte dreht, mal kurz anzuschubsen, bei vielen Platten kommt man da an die Achse an der Unterseite ran, manche Platten haben sogar gut eine gut zugängliche Schwungscheibe.

    1ST1

  • Ansonsten ist der Headcrash schon vorprogrammiert.

    Wird sehr oft gesagt. Aber in der Praxis zeigt sich das vernunftig reparierte Platten ( selbstgemachter einfacher ¨Reinraum¨) durchaus noch brauchbar sind.

    Aber nein, ausserhalb den Hobbybereich wurde ich solche Platten auch nicht mehr einsetzen.


    Hier hat jemand den Deckel einer solchen RD53 durch ein Plexiglas Cover ersetzt :

    https://www.youtube.com/watch?v=Gb1cUbC1VHM

  • Das ist eine MFM-Platte aus den 80ern. Die sind was das betrifft bei weitem nicht so empfindlich wie moderne Festplatten. Bevor ich die Köpfe von Hand gelöst habe ging gar nichts, auch der Stepper wollte sich nicht bewegen.


    Ja, man muss da schon vorsichtig sein. Aber so schlimm, wie es immer dargestellt wird, ist das auch nicht.

  • Das kann durchaus sein. Ich habe ein bisschen Angst, dass ein Schmiermittel die Wirkung des Schreib/Lesekopfes behindern könnte, sodass nachher keine Daten mehr gelesen werden können.

  • Du möchtest die magnetisch beschichtete Scheibe ölen? Auf deren Oberfläche, wo die Daten gespeichert sind?


    Das ist etwa so produktiv, wie wenn du die Beläge und Scheiben von Scheibenbremsen in Autos oder bei Fahrräder ölst.

    1ST1

  • Jetzt muss ich auch noch was dazu geben.
    Mitte der 90er Jahre hatte ich mal eine alte 3 1/2" SCSI-Platte geöffnet und laufen lassen.
    Weil das so cool aussah wen sie angelaufen ist, speziell der Selbsttest, hatte ich eine Abdeckung aus dicker durchsichtige Folie statt des Deckels angebracht. Die Platte lag noch Jahre herum, später mal hab sie an eine Controller angeschlossen und die Daten ließen sich einwandfrei lesen.
    Daraus schließe ich, dass bei den alten Platte die Sache mit öfnnen im Reinraum u.s.w überbewertet wird.
    Ich denke die Dinger waren relativ robust. Natürlich kann da keiner mehr garantieren wenn sie auf die unprofessionelle Weiße geöffnet wurden.


    Noch ne zweite Sache, letzhin hab ich defekte Notebook Platten geschlachtet.
    Bei einer war die Kopf Parposition außerhalb der Platten, die Köpfe fuhren auf Kunststoffkufen heraus.
    Diese Platte drehte auch noch, so dass im offenen Zustand das hin und her der Köpfe schön zu sehen war.
    Beim Ausschalten fuhren die Köpfe automatisch auf die Parkkufen raus.
    Dann hatte ich das Rausfahren durch einen Schraubendreher verhintert, so dass die Köpfe aussetzten.
    Interessanter weiße hatten die sich nach dem Stillstehen der Platten sofort festgeklebt !!!
    Durch vorsichtiges hin und her bewegen des Kopfarmes konnten die Köpfe nicht gelöst werden.

    Nur durch vorsichtiges drehen der Platten lösten sie sich wieder.
    Danach lief die Platte wieder an wie zuvor auch. Dieser Klebeeffekt ließ sich reproduzieren.
    So was hatte ich bisher nie gehört.


    Ich hab hier auch noch zwei oder drei alte Platten MFM und eine SCSI, 20MB, 40MB , welche auch manchmal nicht anlaufen wollen.
    Ob da die Köpfe kleben oder die Spindellager "schwergängig" sind weiß ich nicht.
    Wenn man da ein Wenig nachhilft, dann laufen sie soweit wieder einwandfrei.
    Und nach paar wochen hängen sie wieder "fest".

    Irgendwann möchte ich das auch mal untersuchen.

    Evtl. werde ich die auch mal auf machen.


    mfG. Klaus Loy

  • Aber wo sind die Schmierstoffe, Vermutlich im Spindelmotor.
    Aber was ich eben gelesen habe, könnte es auch so ein Kopfklebe Effekt sein.

    Diese klebe Theorie bekräftigt sich bei einer alten Platte von einem Siemens PG-685 (CP/M-86).
    Dieses hatte ich vor ein paar Jahren mal am Laufen, musste dann aber kurz aus und wieder ein Schalten, dabei ist das Netzteil gestorben, so dass ein korrektes Parken der Platte nicht mehr möglich war. Ca. 2 Jahre später bekam ich die Maschine geschenkt, Netzteil wurde repariert, aber die Platte lief nicht mehr an. Das hatte ich damals auf das "nicht Parken" zurück geführt, d.h. Köpfe fest gepappt <-- schönes Wort.
    Zum Glück konnte man unter der Plattenelektronik am Spindelmotor drehen, da gab es ein leichten Widerstand und dann war die Spindel wieder frei drehbar und die Platte lief wieder.

    Nun zurück zur verharzte Schmierstoffe Theorie.
    Was könnte man in diesem Falle tun ?
    Bzw. wie könnte man feststellen, dass es die Lager Schmierstoffe sind ?

    mfG. Klaus Loy

    • Offizieller Beitrag

    Du möchtest die magnetisch beschichtete Scheibe ölen? Auf deren Oberfläche, wo die Daten gespeichert sind?


    Das ist etwa so produktiv, wie wenn du die Beläge und Scheiben von Scheibenbremsen in Autos oder bei Fahrräder ölst.

    Warum soll das ein Problem sein?


    So lange der Schmierstoff inert ist und das Material nicht korrodiert, warum sollte ein dünner Schmierstoff-Film in irgendeiner Weise schädlich sein. Der Vergleich mit den Bremsscheiben hinkt etwas, dort verhindert ein verringerter Reibkoeffizient die Funktion der Bremse. Bei einer Festplatte sehe ich da kein Problem. Im Gegenteil, falls ein vergrößerter Reibkoeffizient das Problem ist, wonach es für mich aussieht, könnte das die Lösung sein.

  • Warum sollte man die Platte nicht öffnen? Wenn man staubfrei arbeitet, ist das doch kein Problem.


    Rauchend in der Holzwerkstatt mit Fusselpulli vielleicht nicht ;)

    Kann ich nur bestätigen. Bei den MFM-Platten müssen es nicht mal Reinraumbedingungen sein. Nur nicht auf die Platten fassen oder Staub dort reinstreuen. Dann geht das schon. Ich hatte sogar schon Mal eine Platte (Quantum ProDrive 40S) offen betrieben auf einem RCT in Hannover. Gab komische Blicke. :huh: Die Daten habe ich von der Kollegin noch alle sichern können, aber die Mechanik wieder wirklich in Funktion bekommen, habe ich leider auch nicht geschafft.


    Quantum ProDrive 40S wieder flott machen

  • Leseköpfe einer Platte fliegen im Mykrometerbereich über der Platte. Schmierstoffe sind auch klebrig, jegliche Partikel in der Platte werden an den Scheiben kleben bleiben. Auch die Köpfe.


    Ich meine, du kannst es ja mal versuchen... Viel Spaß. Mache es aber weder mit einer wertvollen Platte noch mit einer, auf der wichtige Daten sind.

  • Nur bei Floppies ist der Magnetkopf mit dem Speichermedium in Kontakt. Bei Harddisks ( und Cartridge-disks ) schwebt der Kopf uber die Platte.

    Jeglich Versuch zum schmieren der Platte wird dessen Ende bedeuten...

    • Offizieller Beitrag

    Nur bei Floppies ist der Magnetkopf mit dem Speichermedium in Kontakt. Bei Harddisks ( und Cartridge-disks ) schwebt der Kopf uber die Platte.

    Jeglich Versuch zum schmieren der Platte wird dessen Ende bedeuten...

    Immer?


    Was ist denn die "Landing Zone"?


    Wenn immer ein Abstand zwischen Platte und Kopf wäre, dann gäbe es natürlich auch keine Reibung zwischen Kopf und Platte beim Anlaufen.


    Dann liegt das Problem wohl ganz woanders?

  • "Landing Zone"

    wenn ich richtig rekapituliere, ist das eher ein Abschnitt des Bewegungsbereiches des Lesekopfträgers, in dem selbiger mechanisch fixiert wird, damit er nicht rumwackelt. Kontakt zum Plattenstapel gibt es nicht.

    Ich meine das auf den allerersten Festplatten die Köpfe tatsächlich "abgelegt" wurden. Da kommt dann der Begriff her. Kann aber auch eine falsche Erinnerung sein.

    Viele Grüße,

    Knut

    :cat2:

  • Es gibt 2 Problemcluster:


    - Head stiction : die Disk rotiert nicht an, wiel Kopf direkt an Platte klebt. Da hilft von Hand durchdrehen, oder schutteln in Rotationsrichtung. Falls erfolgreich, Daten retten und Platte ofters benutzen. Du kannst es mit schmieren versuchen, falls die Platte ansonsten in der Mull wanderen wurde.

    Der Abstand Kopf/Platte ensteht durch die Rotation der Platte : der Kopf fliegt uber die Platte. In Ruhezustand liegt der Kopf an.


    - Rubber bumper ( RD53 ) : da klebt der Arm vom Kopf am aufgeweichten ¨rubber stop¨ fest : die Disk can die Cylinder nicht anfahren. Manchmal hilft ne eine Nacht in der Gefriertruhe -> Rubber ist wieder fester, Daten konnen geretten werde. Ist naturlich einmalig. Hier muss der Stop durch etwas anderes ersetzt werden, danach ist die Disk meistens wieder brauchbar. Suche nach RD53, dies DEC-Platte ist beruchtigt in dieser Hinsicht.


    Jos