Keylogger auf IBM Selectrix Kugelkopfschreibmaschine

  • Eine (elektro-)mechanische Schreibmaschine abzuhören, und so mit zu bekommen, was auf der geschrieben wurde, ist schon eine Herausforderung. Ok, wenn man es schafft, das Carbon-Farbband der Maschine aus dem Müll zu fischen, hat man ein Backup der vergangenen etwa 50 normal beschriebenen Seiten. Aber das ist nicht Realtime... Und wenn das Farbband auf mehreren Ebenen abwechselnd genutzt wird (z.B Olivetti ET 11x, ETV 2x0 mit dreizeiligem Farbband) ist das Auslesen auch schwierig. Und es funktioniert nur mit korrigierbaren Karbonbändern (gelbe Rädchen an der Farbbandkassette) oder nichtkorrigierbaren Karbonbändern (rot), und auch nicht mit Multistrike (mehrfach umlaufend, blau) oder Nylonbändern (grün).


    Über einen Blog habe ich diesen Artikel gefunden, auf dem beschrieben wird, wie die Russen während des Kalten Krieges in IBM Selectrix Kugelkopfschreibmaschinen der US-Amerikanischen Botschaft Keylogger eingebaut haben, welche die Tastendrücke per Funk auf TV-Frequenz gesendet haben.


    https://spectrum.ieee.org/tech…ican-embassys-typewriters


    Was nicht überliefert ist, ist wie die Russen auf der Empfangsseite die Signale wieder dekodiert haben. Das Einfachste wäre aus meiner Sicht, eine baugleiche Maschine hin zu stellen, welche die Tastendrücke per Elektromagnet wieder zurückübersetzt, aus der Maschine käme dann live das wieder raus, was die Sende-Maschine zeitgleich schrieb.

  • Das Kodieren und Dekodieren ist bei einer Selectric an sich nicht das Problem - sie verwendet sowieso schon sozusagen einen "mechanischen Binärcode" (2 Bits für die Kipp-, 4 für die Drehbewegung und 1 für die Shiftttaste), um das gedruckte Zeichen aufs Papier zu kriegen. Die Kunst ist eher, die Mimik zum Aufnehmen und Übertragen der Tastendrücke so gut zu verstecken, dass sie keiner auf den ersten Blick sieht. (Und laut Artikel auch auf den zweiten, dritten und folgenden nicht...)


    Der Artikel ist (für ein IEEE-Journal) aber ein bißchen oberflächlich: Ein IBM-Kugelkopf hat 88 oder - wahrscheinlicher - sogar 96 Zeichen: Die lassen sich jetzt irgendwie schwer mit "a circuit board and six magnetometers" (also 6 Bits) ausdrücken. (Oder die Russen hätten noch einen Geniestreich gemacht, der die Binärarithmetik besiegt...). (Möglicherweise hat man ja auf die Übertragung des Umschaltsignals verzichtet?)

  • So dachte ich mir das. Der Fernschreiber kann's ja auch.


    Allerdings ist schon ein feiner Unterschied zwischen


    Zitat

    die genossen haben eine rakete gestartet?

    und

    Zitat

    die genossen haben eine rakete gestartet!

    Technisch (also: örtlich) ist die Mimik für die Umschalttaste allerdings auch ganz woanders angesiedelt als die Zeichenkodierung. Da hätte man eine extra-Elektronik bauen müssen, um da hinzukommen.

  • Bei der Olivetti Lexikon 9x Kugelkopfmaschine bedeutet das Drücken der Shift-Taste eine Drehung des Kugelkopfes um 180 Grad, das heißt, die Zeichen auf dem Kugelkopf sind so angeordnet, dass sich Groß/Klein-Buchstaben genau gegenüber stehen. Für Buchstaben ist das kein Problem, man versteht den Text auch ohne Großbuchstaben, bei Sonderzeichen auf den Ziffertasten kann das hin und wieder zu Missverständnissen führen, aber so oft werden diese Zeichen üblicherweise ja nicht eingesetzt. Auch der Lexikon 9x reichten 6 Bit für die Kodierung der Zeichen (3 Bit für X-Drehung, 3 Bit für Y-Drehung), ohne Shift:


    20468-lexikon5-jpg

    Die Enter-Taste, (Dec-)TAB, Rückschritt, Korrektur-Tasten (Lexikon 9xC) werden aber bei der Lexikon nicht über diese Codefahnen (mechanisches ROM!) gesteuert.

    1ST1

  • Das sieht ein bisschen aus wie von IBM abgekupfert. Dort fallen die Fahnen in eine Kugelsperre (die hatten wir bei der Erika/Lettera schonmal), damit man schon eine Taste wieder drücken kann, während das letzte Zeichen noch gedruckt wird. Ist das fertig gedruckt, gibt die letzte Taste die Sperre wieder frei und die nächste kann vonalleine reinfallen. "one character type-ahead buffer"


    Von der Selectric abgeleitet war der Composer, der sogar Proportionalschrift konnte (Die Minischritte pro Buchstabe waren ähnlich über mechanische Fahnen codiert.) Ich habe irgendwo eine Anleitung, wie man damit Blocksatz schreiben sollte: Man schrieb eine Zeile ohne zu drucken (da gab's einen Schalter, der den Anschlag verhinderte), die Maschine hat dann angezeigt, wieviele Mikroschritte zum Erreichen des rechten Randes noch fehlten. Dann schrieb man die gleiche Zeile nochmal und die Maschine hat diese Mikroschritte automatisch über die Leerzeichen der Zeile gleichmäßig verteilt. Dazu musste man die Anzahl "Extra-" Mikroschritte an einem Rädchen beim Neuschreiben vorher einstellen.

    Der absolute mechanische Horror war da die Korrektureinrichtung: Die Maschinen merkten sich in einem mechanischen Ringspeicher die letzten, glaube ich, 16 getippten Buchstaben (bzw. deren Breite), und die Rück-/Korrekturtaste verwendete diese Zeichenbreiten, um das zu korrigierende Zeichen richtig treffen zu können.


    Der Composer war damals die einzige (und auch billigste, obwohl er keinesfalls preiswert war) Möglichkeit, anspruchsvolles Schriftgut ohne Bleisatz oder furchtbar teuren Lichtsatz zu erzeugen. Deswegen war er, obwohl unheimlich kompliziert zu bedienen, ein paar Jahre der absolute Renner.

  • Um Inhalte zu verstehen, ist Großklein-Schrift nicht unbedingt notwendig.

    Der Gefangene floh.

    Der gefangene Floh.


    Die Spinnen

    Die spinnen


    Er verweigerte Speise und Trank.

    Er verweigerte Speise und trank.


    Der Junge sieht dir ungeheuer ähnlich.

    Der Junge sieht dir Ungeheuer ähnlich.


    Vor dem Fenster sah sie den geliebten Rasen

    Vor dem Fenster sah sie den Geliebten rasen


    Beschädigte Liegen in meiner Filiale.

    Beschädigte liegen in meiner Filiale.


    Die tauben Fliegen

    Die Tauben fliegen


    Die Wilden grillen

    Die wilden Grillen


    Die weichen Stellen

    Die Weichen stellen


    Helft den kranken Reihern

    Helft den Kranken reihern

  • Schön geschrieben, die amerikanische Botschaft in Moskau hat aber bestimmt nicht auf Deutsch geschrieben, und im englischen werden Großbuchstaben eigentlich nur bei Eigennamen, Abkürzungen und am Satzanfang verwendet. Also weniger Informationsverlust als im Deutschen.


    Ps: Ich schenke dir eine Shift-Taste. ::heilig::

  • Das sieht ein bisschen aus wie von IBM abgekupfert. Dort fallen die Fahnen in eine Kugelsperre (die hatten wir bei der Erika/Lettera schonmal), damit man schon eine Taste wieder drücken kann, während das letzte Zeichen noch gedruckt wird.

    Bei der Lexikon werden die Kopfbewegungen zum Druckkopf nicht über Seilzüge übertragen, sondern der über einfache Wellen angetriebene Kugelkopf befindet sich in der Mitte der Maschine und der Wagen bewegt sich, die Schreibposition bleibt damit immer gleich. Dem Vernehmen nach war das Einstellen der Zugseilspannungen bei der Selectrix eine Wissenschaft für sich... Also nix von IBM abgekupfert. Die Doppelanschlagsperre wurde hier über das Massenträgheitsmoment ausgelöst, wenn man 2 oder mehr Tasten drückte, braucht es ja mehr Kraft, um die Fahnen zu bewegen... Das muss halt genau eingestellt werden. Auch die elektrischen Tekne/Editor 3-5 und die deigntechnisch bekannte Praxis 48 haben eine Doppelanschlagsperre, die mit Massenträgheit (2 oder mehr Typenhebel brauchen mehr Kraft zur Beschleunigung...) ausgeläst wird. Realisiert wurde das über einen "Vergleicher-Hebel", der parallel mit dem Typenhebelantrieb bzw. dem Codefahnenantrieb mitschwingt, ist der Vergleicher-Hebel schneller als der andere, wird gesperrt. Das muss man einstellen und ölifettischongehtsiewiederdieolivetti...

    Von der Selectric abgeleitet war der Composer, der sogar Proportionalschrift konnte (Die Minischritte pro Buchstabe waren ähnlich über mechanische Fahnen codiert.) Ich habe irgendwo eine Anleitung, wie man damit Blocksatz schreiben sollte: Man schrieb eine Zeile ohne zu drucken (da gab's einen Schalter, der den Anschlag verhinderte), die Maschine hat dann angezeigt, wieviele Mikroschritte zum Erreichen des rechten Randes noch fehlten.

    Die Lexikon 94 kann auch Proportionalschrift und Blocksatz, auch da musste man die Zeile 2x schreiben und es lief ein Zähler für Microschritte mit, die Anzeige zeigte aber an, wieviel male man die 3er bzw. 2er Microschritt-Leertaste drücken musste. Und die Lexikon 94C konnte sich zumindestens die Breite des letzten Zeichens merken, um es zu korrigieren. Den Mechanismus für Proportionalschrift und Blocksatz hat die Lexikon aber von der Editor 5C Typenhebelmaschine von 1966 übernommen. So eine habe ich im Keller stehen, vor 20 Jahren funktionsfähig im Keller abgestellt. Sie braucht nur mal eine Totalreinigung und ölifettischongehtsiewiederdieolivetti...

    Der Composer war damals die einzige (und auch billigste, obwohl er keinesfalls preiswert war) Möglichkeit, anspruchsvolles Schriftgut ohne Bleisatz oder furchtbar teuren Lichtsatz zu erzeugen.

    Das war eigentlich die Domäne der Editor 5C, Das "C" steht hier nicht für Correction, sondern für Carbon. Ich weiß, dass bis weit in die 1980er eine 5C (2 wegen Rendundanz) in Bonn zum Ausfüllen der Bundesverdienstkreutz-Urkunden verwendet wurden, eine davon mit Bundesadler auf dem Gehäuse hatte ich damals als Azubi mal zur Warung auf dem Tisch... Du weißt schon, ölifettischongehtsiewiederdieolivetti...


    Und brutal getunte/abgespeckte Editor 4 (also ohne PS), so wurde uns damals erzählt (Quellen: Der Techniker, der die Maschinen einst betreut hat, und unser Berufsschillehrer), wurden damals für die (west-)deutschen Schnellschreibwettberwerbe genommen, weil der Antriebsfahnen-Antrieb der Typenhebel den Reib- und Zahnradwellen-Antrieben von TA und Olympia in seiner Zuverlässigkeit weit überlegen war. "getunte/abgespeckte" bedeutet höhere Motordrehzahl und entsprechende Abstimmung der ganzen Antriebs- und Dämpfungsfedern, Ausbau der Doppelanschalgsperre, und Extrem-ölifettischongehtsiewiederdieolivetti... Eine normale Editor 4 und eine Praxis 48 habe ich auch als "Beifang".


    Meine Praxis 48. (und die Lexikon 80, M40 und Valentine) Wenn ich die Editors da auf den Schrank stellen würde, würde der zusammenbrechen... Die E5C ist etwas "verschüttet" hinter den ganzen elektronischen ET-Enkels, an die E4 käme ich aber recht leicht ran...

    1ST1

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  • Bei der Lexikon werden die Kopfbewegungen zum Druckkopf nicht über Seilzüge übertragen, sondern der über einfache Wellen angetriebene Kugelkopf befindet sich in der Mitte der Maschine und der Wagen bewegt sich, die Schreibposition bleibt damit immer gleich. Dem Vernehmen nach war das Einstellen der Zugseilspannungen bei der Selectrix eine Wissenschaft für sich...

    Bei der IBM sind das auch keine Seilzüge. Sondern Stahlbänder. Die längen sich nicht, und Die Zugspannung einstellen geht ganz einfach: Spiralfeder bis zum Anschlag spannen, dann zwei Umdrehungen nachlassen. (Soll heissen, da ist nix einzustellen, das tut einfach). Da bist du wohl einer Legende aufgesessen. Insgesamt sind die Selectric-Maschinen die besten Schreibmaschinen, an die ich je meine Finger gelegt habe.


    Nur das Arbeiten im IBM-Service war ein bisschen ungewohnt: Während du im vorherigen Betrieb in Strassenkleidern zu den Kunden geschlappt bist, hat man bei IBM Hemd, Anzug und Krawatte erwartet (mit Krawattennadel, die war Vorschrift, damit man den Schlips nicht in die Maschine wickelt und sich erhängt ;) ) und das Erste, was man aus dem Werkzeugkoffer holte, war der weiße Kittel und die weißen Handschuhe.....

  • Diese Wanze und ihre Technik ist hier detailliert beschrieben:

    Crypto Museum: IBM Selectric Bug


    Ein in jeder Hinsicht sehr interessanter und lehrreicher Artikel, wie ich finde!
    Die Übertragung der Daten funktionierte übrigens in 32-bit-Paketen als Funk-Bursts von jeweils unter einer Sekunde (Zeitangabe nach meiner Vermutung).


    Seit einigen Jahren ist auch die NSA-Schulungsunterlage über diesen Vorfall nicht mehr TOP SECRET und übers Internet abrufbar:

    NSA - Learning from the Enemy: The GUNMAN Project

  • Interessante Story.


    Ich bin jetzt kein Spion (wahrscheinlich falsche Talente), aber versteht jemand, warum die NSA so ein großes Brimborium um die Geheimhaltung und Verschleierung des Abtransports der 50+ Schreibmaschinen gemacht hat? Der NSA-Bericht macht ein riesiges Gewese drum:


    Zitat

    NSA

    management developed a plan to remove, replace, and examine telecommunications and information processing equipment at the U.S. embassy in Moscow. NSA was to handle all aspects of the plan on an absolutely need-to-know basis. NSA wanted to remove the equipment so that it could be examined in the U.S. to allow for a more thorough inspection than could be conducted on the embassy

    grounds. NSA also wanted to keep the Soviet Union from learning about the effort and interfering with U.S. objectives.

    Die Russen werden doch beim ersten Anfassen schon gemerkt haben, dass da nix mehr auf ihren Fernsehkanälen piept?

  • Die Soviets werden -trotz der US-Verschleierung- schon gemerkt haben, daß da bei den Amis irgendeine Sache läuft. Immerhin waren auf einmal mehr Amerikaner in der Botschaft und die Kommunikation wurde wahrscheinlich heruntergefahren, oder auf andere Kanäle umgeleitet. Außerdem war auf einmal mehr Bewegung in der Botschaft. Es ist ja mittlerweile bekannt, daß die Botschaft intensiv von Soviets beobachtet und abgehört wurde *.

    Richtig clever wäre es für die Amis gewesen, wenn sie weiterhin interessante, scheinbar echte Texte auf den Schreibmaschinen hätten tippen können. Ging aber leider nicht, weil sie die verwanzten Schreibmaschinen im Detail untersuchen mußten. Dies war in der UDSSR in der erforderlichen Tiefe nicht möglich und hat sicherlich eine beträchtliche zeitlang gedauert.


    *) Ein Beispiel für die allgemeine Verwanzung der Botschaft aus dem cryptomuseum-Artikel: "the (passive) antenna system that was found in one of the chimneys in the south wing of the US embassy in Moscow in 1978"

  • Hat jemand so etwas wie diesen russischen keylogger schon erfolgreich gebaut? Ich meine jetzt nicht einen historischen Nachbau, sondern die Funktion.

    Wie aufwendig ist es, eine IBM selectric II als teletype umzubauen. Als Ein- und Ausgabegeraet für einen alten Rechner?Anstatt einem Terminal.

    Ich habe seit Kurzem so eine IBM und von offiziellen Umbaukits gelesen. Wobei es dort dann nur um die Ausgabe und nicht um die Eingabe ging.

  • Das ist an sich relativ einfach und war, als es die Maschinen noch in Massen gab, durchaus verbreitet. Gab's von IBM selber als 2741 und massenhaft von größeren und kleineren Umbauern - IBM hat die Mechanik der Maschine auch als Grundlage für ein Druckwerk weiterverkauft.


    Man braucht 8 oder 9 Elektromagnete (6 für die Zeichenauswahl, 1 für die Umschaltfunktion gross/klein und je 1 für Wagenrücklauf und Leertaste, dazu noch einen, um den Schreibzyklus auszulösen, und einen Sensor, der feststellen kann, ob die Maschine grade schreibt oder in Grundstellung ist (auf den kann man u.U. verzichten, wenn man die Zeiten misst). Und natürlich eine CPU, die alles steuert und eine Schnittstelle nach außen zur Verfügung stellt. Das waren oft 8080 oder 8051-Derivate mit Rs232-Schnittstelle.

    Die CPU empfängt ein Zeichen, kodiert es um (bestimmt, welche Magnete zu ziehen sind), betätigt, falls benötigt, eine Schlingfederkupplung für die Umschaltung, betätigt die Latches für die Dreh- und Kippbewegung und startet dann den Schreibzyklus über die Betätigung der Hauptkupplung. Dann wartet sie, bis der Schreibzyklus beendet ist und macht das nächste Zeichen. Wagenrücklauf und Leertaste werden bei Bedarf über separate Magneten betätigt und die CPU wartet (vor allem beim Rücklauf) einfach eine gewisse Zeit bis sie das nächste Zeichen annimmt. Die Kräfte, die man dafür jeweils aufbringen muss, sind überschaubar. Trotzdem haben die Maschinen, die ich gesehen habe, typischerweise 24V-Elektromagnete benutzt.


    Am größten an solchen Maschinen war eigentlich immer das Netzteil ;) - und der Kabelwust zu den Magneten - der war einem immer im Weg,


    Ich habe nie eine Maschine gesehen, die den geschriebenen Buchstaben zurück an einen Computer geschickt hätte. Diese Umbauten soll es zwar gegeben haben (sieht man ja auch an dem NSA-Bericht...), aber die waren sicher ein bißchen komplizierter. Die Tastatur bekommt man allerdings rein mechanisch nicht zum Funktionieren, ohne dass auch ein Zeichen auf dem Papier landet - man hat dann immer ein lokales Echo auf dem Papier.


    Siehe dazu auch z.B. da - Ein Arduino kann das auch.... - Allerdings arbeiteten die Originale wesentlich schneller.


    Die "Bastelanleitungen" gab's auch in "historisch" - hier eine von 1982.


    Tobias

    4 Mal editiert, zuletzt von tofro ()

  • Bei den Kugelkopfmaschinen ist das wie tofro geschrieben hat, vom Hardwareaufwand überschaubar, mit einem Dutzend Auslösemagneten (bzw. Sensoren) samst elektronischer Ansteuerung kommt man da hin, zusätzlich natürlich noch die Decodierung, ASCII zu den Magneten (bzw. umgekehrt), entweder per CPU, oder ganz krass Hardcore - per EPROM... (ASCII-Code auf Adress-Leitungen, Datenleitungen zum Steuern der Magnete...) Das gillt auch, falls jemad eine Olivetti Lexikon 9x entsprechend umbauen würde.


    Bei Typenhebelmaschinen wirds schon aufwändiger, weil die für die alphanummerischen Tasten so keine zentrale Kodierung haben wie bei den Kugelkopfmaschinen, sondern da muss an wirklich jeden Tastenhebel ein Elektromagnet dran, der die Taste auslöst.


    Wie Toforo schon schrieb, hat IBM selbst die Selectrix-Druckwerke in seinen Minicomputern genau so eingesetzt, im technikum29 steht so ein Gerät. Auch Olivetti hat die Tekne-3-Typenhebelmaschine in den Buchungscomputer P203 und weitere Modelle verbaut. Dort sogar teilweise mit Eingabemöglichkeit für Daten in den Computer.


    Auch für elektronische Schreibmaschinen wurden damals Nachrüst-Interfaces angeboten, obwohl der Schreibmaschinenhersteller das bei vielen Modellen nicht vorgesehen hatte. Die Ansteuerung erfolgt bei solchen Maschinen über die Tastatur-Matrix. Das wurde früher übrlicherweise auch über ein Eprom gesteuert, grob beschrieben wurden dessen Adress-Eingänge mit den Zeilen der Matrix (also was der Schreibmaschinenhersteller ansteiert) verbunden, außerdem wurde der ASCII-Code, der gedruckt werden soll, an weitere Adress-Eingänge gelegt, und der Datenausgang des Eproms wiederum an die Spalte der Tastaturmatix (also da wo der Schreibmaschinenprozessor die gedrückte Taste wieder ausliest) angesteuert. Ich habe fünf Olivetti-Schreibmaschinen, wo das so nachgerüstet wurde (eine Underwood 3000, eine dazu baugleiche Praxis 30, eine Praxis 35, eine darauf basierende Dontenwill "Daisy 35" die eine komplett neue Hauptplatine bekommen hat (die muss ich mal vorstellen) und eine "große" ET 201, wozu ich den kompletten Schaltplan und den Eprom-Inhalt eines solchen Nachrüstinterfaces (mit verschiedenen Kodierungen als Hexadezimalausdruck...) dazu bekommen habe.

    1ST1

  • Das sind genau die Infos, die ich gesucht habe. Die historische Anleitung von tofro kannte ich schon - die beschreibt nur die Output Funktion. Die andere Beschreibung aus 2012 schau ich mir jetzt mal genauer an.


    1ST1: Dieser eprommod wäre dann zweimal nötig oder? Einmal für input und einmal für Output.

    Die Wartezeiten auf die Mechanik muss man dann außerhalb mit zusätzlichen Bausteinen loesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Aquarius ()

  • Das mit dem Eprom wäre pro Richtung nötig, viel Spaß beim Erstellen der Eprom-Inhalte... (hihi...). Wenn du die Schreibmaschine als Tastatur verwenden willst, musst du halt auch die Tastenhebel/Tastaturmatrix/... als Adresseingänge an dem Eprom verwenden. Derjenige, von dem ich die ET 201 mit dem Interface bekam, hat damals aus dem Nähkästchen geplaudert, das ist nicht ohne. Der hatte so ein Interface gekauft, das lief nicht richtig und dann hat er es aufgedröselt und verbessert. Und da gehört noch ein bischen TTL-Logik drumherum, für den Schnittstellenhandshake (was bei seriell besonders komplex wird). Und das war nur die eine Richtung, als Drucker.

    1ST1

  • Hi,
    ich bräuchte keine Keylogger, sondern möchte eine IBM Kugelkopfmaschine als Drucker benutzen können.
    Wie könnte man sowas machen.


    mfG. Klaus Loy

  • Das ist nicht ganz einfach, du brauchst ca. 10 Elektromagnete mit ausreichendem Hub. Der Druck eines Zeichens läuft dann folgendermaßen ab:


    1. Wenn das zu druckende Zeichen die Umschalttaste benötigt: Umschaltkupplung (links auf der Hauptwelle) auslösen und halten. Dieser Vorgang dreht den Kugelkopf um 180° und hält ihn da. Wenn die Umschaltkupplung losgelassen wird, springt der Kopf wieder in seine Ursprungslage zurück.
    2. Zeichen auswählen: Dazu muss man an den 7 Wählstangen, die unter der Tastatur von links nach rechts laufen, die passende Kombination auswählen und Richtung Schreibtischstuhl ziehen und da halten. Wenn du die Tastaturfunktion erhalten willst, müssen deine Zugmagnete mit Langlöchern verbunden werden.
    3. Hauptkupplung (das ist das, was ziemlich genau in der Mitte der Maschine unter den schwarzen Abdeckungen sitzt und den Druckvorgang auslöst) auslösen. Daraufhin dreht die Maschine den Kugelkopf entsprechend (2) und schreibt ein Zeichen.
    4. Die Auslösung des Wagenrücklaufs und der Leertaste brauchst du dann nochmal je einen eigenen Magnet, wenn du den Papiervorschub (Line-Feed) einzeln auslösen können willst, nochmal einen, u.U. für die Rücktaste nochmal einen.

    Zwischen den Vorgängen muß man überprüfen, ob der jeweilige Zwischenzustand erreicht wird - dazu braucht man u.U für jede der obigen Funktionen die passenden Sensoren (oder man wartet einfach entsprechend lange genug,bis die Maschine sicher fertig ist) - Da ist halt ziemlich viel "langsame" Mechanik im Spiel.


    Bei WIkipedia gibt's eine ziemlich gute Erkärung der Funktion.

  • So ähnlich wie das Hackaday Zeug hatte ich mir das gedacht.
    Jetzt brauch ich erstmal die Maschine und dann viel Zeit.
    Das ganze ist ja vermutlich sowieso nur eine Spielerei.

    Ich möchte sowas wie den Vorspann zu Lagger-Lotto machen statt mit Fernschreiber Lo15 halt

    mit einer Kugelkopf Maschine, ähnlich wie hier: UFO eine science fiction Serie aus meiner Jungend :)


    Natürlich wäre auch eine Variante mit Typenrad schön.
    Aber Kugelkopf wäre am coolesten.

    mfG. Klaus Loy

  • Wenn ich von Kugelkopfmaschinen lese, plagen mich immer Erinnerungen. Mein Vater hat damals Service dafür gemacht und bei uns zuhause standen dann ab und an auch mal Schreibautomaten, mit denen ich als Kind spielen konnte. Wenn ich das richtig zusammen bekomme, waren das Dura Mach 10. Da war die ganze Elektronik für die Bedienung des Kugelkopfes schon drin. Leider war ich damals zu jung und leider sind die Maschinen auch verschwunden :( Beim Erforschen solch einer Maschine habe ich mir aber mal einen leichten Stromschlag geholt ;) Der Lochstreifenleser hatte auch Glühlampen zur Beleuchtung, das war schon sehr beeindruckend für mich damals. Sooo schade dass ich keine davon mehr habe :(

    Zuletzt repariert:

    10.11. defektes µT RAM im Apple //e ersetzt

    10.11. defektes µT RAM im Atari 130XE ersetzt

    12.11. VC20 mit black screen: defekter Videotransistor ersetzt