Reparatur 2x 1541 und Brotkasten

  • Von einem Bekannten hab ich einen C64 (Brotkasten) und ein 1541 bekommen, mit der Bitte zur Reparatur.

    Kürzlich hab ich mir genau die selben 2 Geräte auf ebay auch zugelegt, bis jetzt hatte ich nur einen C64 ein C64C und der ist noch aus der Jugendzeit erhalten :)


    Also mal ran an die Maschinen und schauen was da noch alles läuft.


    Zuerst mal das Gerät vom Bekannten.

    Ich hab ihn geöffnet, leider mehrere Halter abgerissen und nur 2 Schrauben haben das board festgehalten, Schirmpappe fehlte auch...

    Also hat da schonmal jemand dran rumgebastelt, naja mal schauen


    Beim Einschalten passierte erstmal gar nix, hatte zuvor auch die Spannungen am Trafo gemssen die haben gepasst.

    Der Fehler war schnell gefunden, der Power Stecker hatte einen Wackler, also die Lötstellen nachgelötet.

    Dann kam Bild und ich dachte Super, der geht ja noch



    Hoppla nur 359 Basic Bytes Free, da fehlt wohl etwas an Speicher...


    Also nochmal Aus und wieder An, ein paarmal wiederholt und jetzt kommt ständig dieses Bild mit ?out of memory:



    Hab dann mal nachgeschaut und was man da so liest, scheint es wohl ein klassischer DRAM Fehler zu sein.

    8 Stück davon sind verbaut, aber welcher ist das jetzt, da sie nicht gesockelt sind wird das wohl etwas Arbeit und Sucherei werden...


    Zum Glück hab ich vorher nochmal ein wenig gelesen und da gibt es eine Auflistung die einem Hilft das defekte RAM zu finden.

    Das muss nicht immer funktionieren, je nachdem welches RAM defekt ist kann es zu unterschiedlichen Darstellungen kommen.

    Das geschulte Auge sieht unten im Bild dieses Zeichen " ( " und das kommt wirklich jedesmal beim einschalten.

    Laut Hilfe wäre das U10, hab diesen mal ausgelötet, Leiterbahnen sehen noch gut aus



    also ein paar davon bestellt, einen Sockel eingelötet und siehe da, er läuf wieder.


    Ob nun alles 100%ig läuft kann ich im Moment noch nicht sagen, werd mir dafür noch so einen UniversalTester mit Harness Adapter besorgen :)


    Nun weiter zum Diskettenlaufwerk...


    Alles angeschlossen, eine Diskette eingelegt und eingeschaltet, Led geht an aber sollte da nicht der Motor vom Laufwerk zu hören sein.

    Bin mir nicht sicher ob das bei den alten Laufwerken auch so war, beim 1541-II jedenfalls machte hörte mann immer kurz den Motor anlaufen.


    Hab dann mal das klassische LOAD"$",8 eingegeben und da passierte rein gar nix, totale Stille.

    Einzig die rote LED fing an zu blinken und am Bildschirm stand ?FILE NOT FOUND ERROR


    Hab dann wiederum gesucht und in mehreren Foren gelesen wie man da jetzt am besten rangehen könnte.

    Nun es gibt auch hier eine tolle Hilfe,

    wenn die Rote LED blinkt, hat das Laufwerk einen Fehler, der steht im Speicher des Laufwerks geschrieben und solang man es nicht aus und wieder einschaltet kann man den Fehler auslesen.


    Hab dann diese 3 Zeilen Programm eingegeben

    das Laufwerk nochmal neu eingeschaltet

    mit RUN das Programm gestartet, dann kommt die Standart Meldung soweit noch alles OK ist.

    Nachdem ich nochmal das Inhaltsverzeichnis laden wollte kam natürlich wieder der Fehler

    Erneut den 3 Zeiler mit RUN gestartet und dann erschein die aktuelle Fehlermeldung aus dem Speicher vom Laufwerk

    74, DRIVE NOT READY,00,00


    Da scheint wirklich was nicht zu stimmen, also mal auf den Deckel.


    EIne Sichtkontrolle brachte kein Ergebniss

    hab dann mal den Schreib/Lesekopf mit einem in Isopropanol getränktem Wattestäbchen gereinigt und mit der anderen Seite trocken gerubbelt, aber das hat momentan keine Auswirkung.

    Das Problem ist, das der Motor nicht anläuft.

    Hab dann versuchsweise die 2 MOS 6522 untereinander getauscht, aber ohne Erfolg.


    Also mal Klassische Vorgehensweise, die Spannungen messen.

    Es sind da zwei getrennte Spannungsregler mit Kühlblech verbaut und die geben 5V und 12V (für den Motor) aus.

    DIe Gleichrichter und dicken ELKOs scheinen zu passen, auch die Spannungen soweit OK.

    Mir ist dann aufgefallen das der 7812 Regler sehr stark Wärme abgibt.

    Hab mir dann den Schaltplan der Stromversorgung gesucht und ausgedruckt.


    Mit einem Multimeter kann man sehr schnell prüfen ob die Spannungen passen, dazu hier eine kurze Hilfe:



    Multimeter auf DC Spannung stellen, Masse nehmen wir am C17 (GND) und mit der roten Prüfspitze an der kleinen Diode müssen 5V anliegen und am Stecker zum Motor, dem mittleren Pin sollten 12V anliegen. Letzteres war bei mir nicht der Fall.

    Hab dann mal schnell den Stecker gezogen, da inzwischen der 7812 schon sehr Heiß georden war und irgendetwas stimmt da nicht.

    Denn bis zum Spannungsregler messe ich Spannung und dann am Ausgang gar nichts mehr.

    Sollte das bei euch auch so sein dann habt ihr wahrscheinlich einen Kurzschluss auf der 12V Seite.

    Dazu im Spannungslosen Zustand zwischen GND und dem mittleren Pin am Motorstecker messen, wenn es da Werte von nahezu 0 OHM anzeigt habt ihr einen Kurzschluss zwischen 12V und GND.

    So ist es jedenfalls bei meinem all passiert.

    Habe dann den 7812 ausgebaut und das war umsonst, denn es gab immer noch verbindung zwischen +12V und GND

    Wenn man nicht sicher ist ob der Fehler auf der Netzteil Seite oder auf dem restlichen Board zu finden ist, kann man die Spule einseitigauslöten und dann messen ob der SPannungsregler am Ausgang die 12V liefert oder nicht.

    Ich hatte dann mal anz schnell den Verdacht auf den Tantalkondensator, dem kleinen braunen oben rechts.

    Hab den mal ausgelötet und tatsächlich war das der Übeltäter.

    Von Außen war ihm nichts anzusehen, der kann aber stinkend und rauchend sein Unwesen treiben, zum Glück hat er sich das hier nicht getraut :D

    Hatte zufällig passenden Ersatz, zwar mit 35V aber das macht in dem Falle die Sache nicht schlechter.






    Bei der Gelegenheit hab ich das Laufwerk mal umgedreht und mir den Trafo angeschaut.

    DIe Dinger sind früher ja für 220V ausgelegt worden und da es z.B. für UK damals die 240V angepassten Geräte gab, hatten viele Trafos zusätzliche Wicklungsanschlüsse.



    Mit dem Multimeter kann man das ausmessen, 3 von den 4 Anschlüssen sind mit der Primär Wicklung verbunden.

    zwischen zwei Anschlüsse messt man etwas mehr Widerstand als an den bereits verkabelten und diese zwei wären dann die richtigen.

    Hab da mal mit dem Trenntrafo getestet.

    Mit 220V hab ich auf der sekundär Seite eine Leerlaufspannung von 15V, mit den 240V wie sie im Netz verfügbar sind dann schon fast 16V

    Jetzt hab ich die Versorgung primärseitig umgelötet, sodas sie nun einen höheren Widerstand hat und somit die Spannung sekundär tiefer ist.



    Jetzt messe ich bei 240V wieder die 15V, so wie es früher an 220V gedacht war.

    So sieht die Belegung bei meinem Trafo aus:

    |-------|-------------------------|

    240 220 0


    Ich hafte nicht für solche Umbauten, da muss jeder selber Wissen was er tut und bei Netzspannung sollte man sehr Vorsichtig sein oder eine Elektrofachkraft bitten sich das anzuschauen.

    Bitte selber nachmessen und die Spannungen kontrollieren, bevor die Laufwerkselektronik wieder am Trafo angesteckt wird !


    Zum Abschluss gibt es wieder Hoffnung, beim Einschalten läuft der Motor kurz an, Inhaltsverzeichniss laden geht auch wieder, jawoll :)



    Es war ganz lustig als ich das 2. Laufwerk testen wollte.

    Genau das selbe Symptom, kein Anlaufen, die selben Fehlermeldungen, der selbe Kurzschluss, Tantaaaaaaal :ätsch:

    Diesmal hat das Laufwerk nach 10 Minuten wieder funktioniert, auch dieses hab ich auf 240V umgelötet um die Netzteilelektronik etwas weniger ins schwitzen zu bringen...


    Kann mir vorstellen das dieser Fehler nach all den Jahren bei vielen Laufwerken auftaucht, hoffe das der ein oder andere damit dein 1541 wieder zum laufen bringt.


    Gruß

    Martin

  • War wohl etwas zu Blauäugig mit der Meinung das jetzt alles an dem 64er passen würde.

    Wollte Gestern den Inhalt der beiliegenden Disketten etwas durchforschen und irgendwie ging da plötzlich einiges nicht mehr so richtig.




    Wer findet den Fehler ?

    ...na Super, nicht schon wieder, diesmal sind es noch 489 Bytes Free.

    Entweder sterben die DRAMs so langsam dahin, oder es gibt hier ein anderes Problem.


    Diesmal hilft mir die Methode mit den Sonderzeichen wohl nicht weiter, so ein CHECK Tester für den C64 wäre jetzt sehr Hilfreich,

    aber es gibt noch Alternativen um ein möglich defektes DRAM aufzuspüren.


    Beim Start des Rechners wird auch der noch freie Speicher geprüft und das passiert ab Register 2049

    Also in meinem Fall wären das 2049 + 489 der noch freien Bytes, ergibt 2538 und dort scheint es ein Problem zu geben.

    Jetzt kann man die einzelnen Bits von diesem Byte testen, Wert reinschreiben und auslesen

    Das geht mit einer einfachen Zeile in Basic, einfach folgendes eingeben:


    POKE 2538,dec : PRINT PEEK (2538)


    Für "dec" einfach den Bytewert in Decimal eingeben, z.B. 0,255,1,2,4,8,16,32,64,128, usw.

    einfach mal jedes Bit einzeln setzen oder keines, oder alle 8 oder invertiert...

    Als Ergebnis sollte der Eingegebene Wert nach dem Komma auch wieder Ausgegeben werden.



    Bei meinem Patient wird von einer 2 eine 0 ausgespuckt, die restlichen 7 Bits ergaben aber richtige Ergebnisse.

    Eine 2 in Dezimal sind Binär 00000010, also das Bit 1 macht Probleme (wenn man von 0 bis 7 zählt).


    Anhand von den neu gewonnenen Erkenntnissen kann man jetzt aus folgender Liste das defekte DRAM genauer unter die Lupe nehmen


    Bit 0 - U21

    Bit 1 - U9

    Bit 2 - U22

    Bit 3 - U10

    Bit 4 - U23

    Bit 5 - U11

    Bit 6 - U24

    Bit 7 - U12


    Im dem vor mir liegenden Problemfall, scheint nun der Fehler mit Bit 1 dem U9 zuzuordnen zu sein.


    Es könnte aber auch ein Problem mit den 2 Multiplexern U25/U13 sein:

    Für Bit 0-3 ist U25 zuständig

    und

    für Bit 4-7 ist U13 zuständig


    Da aber erst kürzlich U10 seinen Dienst verweigerte, will ich mal bei den RAM Bausteinen bleiben.


    Also raus damit und Sockel samt Ersatz rein...


    Bin gespannt, nach dem Einschalten sieht es schon wieder ganz gut aus und jetzt noch der Test mit der 2



    Diesmal passt das Ergebniss, auch die 38911 Basic Bytes Free sind wieder zu haben :)


    Werde den Brotkasten wohl noch etwas behalten und testen, hab da so ein Gefühl als ob das noch nicht die letzte Fehlersuche war...


    Fazit:

    Es geht möglicherweise auch ohne im Besitz von speziellen Messgeräten zu sein, so ein Problem in den Griff zu kriegen.


    Gruß

    Martin

  • das ist der eindeutige Beweis! ...die µT-Rams sind besser als ihr Ruf ..und offensichtlich besser als die ...Kyocera? - Dinger:ätsch:


    edit: halt nein... hab grad nochmal nach oben gescrollt: der U9 WAR ja auch ein µT:fp: ...dann solltest du dich schonmal drauf einstellen, dass die restlichen µT auch nicht lange auf sich warten lassen werden ...die Dinger sterben wie die Fliegen:tüdeldü:

    ich bin signifikant genug:razz:

  • was Shadow-aSc sagte. µT, besser bekannt als Micron Technology, hat nach inzwischen 40 Jahren deutliche Probleme mit der Haltbarkeit. Also nicht wundern.

    Zuletzt repariert:

    10.11. defektes µT RAM im Apple //e ersetzt

    10.11. defektes µT RAM im Atari 130XE ersetzt

    12.11. VC20 mit black screen: defekter Videotransistor ersetzt

  • Bei dem Board würde ich nicht lange überlegen und gleich alle RAM's sockeln. Allerdings würde ich da tatsächlich zunächst die alten RAM's in den Sockeln weiter benutzen. Dafür sind dann aber eher die Federkontaktsockel zu empfehlen. Die von dir verbauten Präzisionssockel sollte man nur bei neuen RAM-Bausteinen einsetzen bzw. generell nur bei neuen IC's und nicht bei zuvor ausgelöteten.


    Edit: Zumindest wenn der C64 in meinem Bestand bleiben würde, dann s.o. Bei einer "Auftragsreparatur" würde ich die RAM's nach Rücksprache komplett ersetzen. Ersatz ist ja noch sehr günstig zu bekommen.

  • Dann werd ich mal euren Rat umsetzen und alle tauschen, klingt sinnvoll und vorher soll mir das der Besitzer lieber gutheißen.

    Ich weiß man sollte die Federkontaktsockel verwenden, hatte leider gerade keine zur Hand, werd da gleich welche nachbestellen.

    Danke für die Tipps :thumbup:

  • Ein anderer Forenkollege befasst sich auch gerade mit 1541-Laufwerken:


    https://www.youtube.com/watch?v=MeRnsoJCq0g&t=312s


    für ihn würde ich gern mal diese beiden Step-Down-Regler aufbauen:

    https://github.com/DL2DW/DC12V-2A

    https://github.com/DL2DW/DC5V-2A



    hättest du da vielleicht auch Interesse dran?

    (oder jemand anderer, der hier mitliest?)


    ...dann würde ich dementsprechend mehr Platinen/Bauteile bestellen?

    ich bin signifikant genug:razz:

    • Offizieller Beitrag

    Nur 2A? Die mit 5A sind interessant 🧐

  • Was für ein Regler-Chip wird bei dem verwendet? Ich habe mir den MP2467 Stepdwon-Chip mitte letzten Jahres bestellt und die voraussichtliche Lieferung ist erst August 2022... (hoffentlich) ... Ich wollte mir auch so was ähnliches bauen. Die Platinen habe ich:



    Die meisten der übrigen Bauteile habe ich, aber ohne den Chip... :(


    Ich hoffe, du hast mehr Erfolg mit bei dem Chip, den du brauchst...

  • ..also zumindest bei Digikey wird er gelistet als Verfügbar..


    Schroeder : max 3,5A kann der IC ..das ist aber völlig ausreichend für eine 1541;)

    ich bin signifikant genug:razz:

  • ok - hab mich jetzt doch für die fertige Version entschieden:


    https://www.ezsbc.com/product-category/voltage-regulators-2/


    ...für 10$/Stk. fummel ich da net umnander - da lohnt das selber brutzeln kaum:D

    ...und wie bringst du die Teile von Arizona nach Germany? ;)

    Da lohnt sich das Brutzeln dann doch evtl. wieder... bzw. das Suchen nach einem anderen Lieferanten in D.

  • Da wird dann vermutlich die Post das Geld für den Zoll haben wollen. Die nehmen, wenn mich nicht alles täuscht dann auch gleich noch 6 Euro Bearbeitungsgebühr.