Was bedeutet die "80" bei Intelprozessoren?

  • Das ist einfach die Prozessorreihe, allerdings fallen da die CPUs 8008, 8080 und 8085 und die ganzen Single-Chip-Microcontroller wie 8041, 8048 usw. schon wieder raus, weil sie nicht befehskompatibel zur 80x86-Reihe ist. Wahrscheinlich bedeutet die 8 vorne ursprünglich, dass es sich um eine 8-Bit-CPU handelt, was aber ja schon auf den 8086, 80286, 80386 und 80486 nicht mehr zutrifft. Denn der 4004 ist ja eine 4-Bit-CPU, das würde zu der 8 bei den 80ern passen. Wahrscheinlich kam dann beim Erfolg des 8088 und 8086 (der ja auch schon 16 Bit ist*) im PC so ein Marketingfuzzi und hat das mal "optimiert".


    Mit dem Pentium (als 80586 angekündigt) hat ja Intel dann dieses unglückliche technische Nummernschema gegen Marketingnamen ersetzt.


    *Streng genommen ist ja schon der 8088 eine 8/16-Bit-Architektur, genauso wie der 68000 korrekterweise eine 16/32-Bit-Architektur ist.

    1ST1

  • Entwickelst Du gerade einen kleinen Zahlenfetisch? :tüdeldü:


    Das sind halt Zahlen; irgendwie muss man die ganzen Chips (oder Autos, Computer, Hifi-Geräte...) ja nennen und unterscheiden. "Größere Zahl ist besser oder neuer" scheint mir die einzige konsistente Logik dahinter zu sein.

  • Eben genau diese Herleitung mache ich ja auch immer. Mein Wunsch ist es, dass irgendwo in einem Intel-Sheet steht: "Die 80 steht für die Prozessorserie" Freilich kann es auch so sein wie beim 190er Benz... kein Schwanz weiß, für was die 190 steht ^^

    Also 190 steht für die ursprünglichen 1,9 Liter Hubraum. DamalsTM hat das noch bei den meisten Mercedes gestimmt. Es gab dann manchmal noch einen korrigierenden Zusatz, wie 190 1,8 oder (mein Traum) 450 SEL 6,9 :sabber:

    Das Genie beherrscht das Chaos

  • Ich kenne das selbst aus meiner Zeit als Produktmanager. Man startet eine neue Produktreihe und überlegt sich ein schlaues Benennungsschema für die Varianten und Produktgenerationen. Und dann gibt es irgendwann neue Produktgenerationen, die nicht mehr in das Schema passen und dann fängt man an, das Schema zu ändern.


    Ein schönes Beispiel sind die Commodore PETs / CBMs.


    Das fing an mit dem PET 2001. Ich weiß nicht, wofür das 2001 stand, aber es klang halt modern.

    Dann kamen die CBMs und dann hat man einfach die erste Ziffer hochgezählt. Und die letzten beiden Ziffern standen plötzlich für die Speicherausstattung, aber der PET 2001 hatte nicht 1 KB Speicher sondern 8. Also gab es die Bezeichnungen 3001 für die Serie und 3016 / 3032 für konkrete Varianten.

    Das wurde bis zum 4032 durchgehalten. Dann kam die Geräte mit 80-Zeichenbildschirm und plötzlich standen die ersten beiden Ziffern für die Zeilenbreite. Weil das beim 4032 und 8032 so schön passte. Hätte es den 4032 nicht gegeben oder hätte es noch einen 5032 gegeben, dann hätte das überhaupt nicht gepasst.


    Bei den Prozessoren ist das ähnlich. Die 8 stand bei Intel anfangs sicher mal für 8 Bit. Aber bei den 16-Bittern wurde das Schema dann geändert. Aus 8080 wurde 8088 und nicht 160xx. Und der echte 16-Bitter hieß dann 8086. Vergiß das mit dem einheitlichen Schema. ;)

    • i-Telex 7822222 dege d

    • technikum29 in Kelkheim bei Frankfurt

    • Marburger Stammtisch

    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

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  • *Streng genommen ist ja schon der 8088 eine 8/16-Bit-Architektur, genauso wie der 68000 korrekterweise eine 16/32-Bit-Architektur ist.

    Kommt drauf an wie das 8/16 definiert wird. Denn auch der 8080 und gar der Z80 haben 16 Bit Register BC, DE, HL mit denen sogar gerechnet werden kann.

    Auf der Busseite haben 8080, Z80 und 8088 acht Datenleitungen

  • *Streng genommen ist ja schon der 8088 eine 8/16-Bit-Architektur, genauso wie der 68000 korrekterweise eine 16/32-Bit-Architektur ist.

    Kommt drauf an wie das 8/16 definiert wird. Denn auch der 8080 und gar der Z80 haben 16 Bit Register BC, DE, HL mit denen sogar gerechnet werden kann.

    Auf der Busseite haben 8080, Z80 und 8088 acht Datenleitungen

    Aber wie war das nochmal? Die 16 Bit Register des Z80 können nur 8 bittig geladen werden (also zwei Ladebefehle). Also ist der interne Datenbus auch 8 Bit, oder? Sorry, ist zu lange her, dass zum letzten Mal 8080 / Z80 programmiert habe. Ich weiß es nicht mehr.


    Wenn die internen Strukturen komplett 16 Bit breit sind, dann würde ich von einem 16 Bit Prozessor sprechen. Auch wenn der externe Datenbus evtl. verkrüppelt ist.

    • i-Telex 7822222 dege d

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    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

  • Ich kenne das selbst aus meiner Zeit als Produktmanager. Man startet eine neue Produktreihe und überlegt sich ein schlaues Benennungsschema für die Varianten und Produktgenerationen. Und dann gibt es irgendwann neue Produktgenerationen, die nicht mehr in das Schema passen und dann fängt man an, das Schema zu ändern.

    Ich denke Deine Schlußfolgerung dürfte noch am naheliegensten sein. Wenn man sich auf Wiki z.B. die Pentium 1 Reihe anschaut, wird der fünf-stellige Zifferncode, beginnend mit einer 80, als Produktcode deklariert.

    Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft!


    Es ist nicht Deine Schuld dass die Welt ist wie sie ist. Es wäre nur Deine Schuld wenn sie so bleibt!

  • Ich denke, 4004, 8008, und dann halt der Nachfolger 8080, weil 8 Bit, daher die 8 und es lagen die 80er Jahre vor der Nase.
    D.h. 80 war einfach ein Zeichen für Zukunft.

    Auch Zilog hat ja die 80 beim Z80 gewählt.
    Und bei Intel kamen die Nachfolger des 8080, 8085, 8086 (8088), weil die waren ja "kompatibel" zwar nicht binär,

    aber durch einen neuen assembler Lauf konnte man vermutlich 8080 Programm relativ einfach auf 8086 "hochrüsten.

    Als das habe ich mir so zusammen gereimt.


    mfG. Klaus Loy

  • Die Register des 8080 können auch 16 bittig geladen werden. zB mit LXI b,1234h. Oder besser gesagt, es werden 2 Register zu einem 16-Bit Register zusammengefasst.

    Wenn ein X im Mnemonic steht, handelt es sich um 16Bit. Bei dem Befehl oben wird 1234h in das BC Register geschrieben.

    Mit MVI b,12h lädt man den Wert 12h in das Register B - also 8 Bit. Der MOV Befehl konnte Registerinhalte zwischen den registern kopieren. zB MOV A,C - hier wird der Inhalt des Registers C in den Akkumulator kopiert.


    Letzten Endes fielen einige dieser Mnemonics weg seit dem 8086/8088 und wurden durch MOV ersetzt. Es werden jetzt keine Register mehr zusammengefasst, sondern die Registerbreite ist 16 Bit. Allerdings lassen sich die Registerhälften einzeln und ohne Ausmaskierungen laden. Auch hier spielt das X wieder eine Rolle.


    zB


    MOV AX,1234h ; schreibt den 16 Bit Wert in den Akku

    MOV AL,12h ; schreibt den Wert 12h in die unteren 8 Bit des Akkus

    MOV AH,12h ; schreibt den Wert 12h in die oberen 8 Bit des Akkus



    Bei 32 Bit heisst es dann nicht mehr AX, sondern EAX.



    Gruß Jan

  • Aber wie war das nochmal? Die 16 Bit Register des Z80 können nur 8 bittig geladen werden (also zwei Ladebefehle). Also ist der interne Datenbus auch 8 Bit, oder? Sorry, ist zu lange her, dass zum letzten Mal 8080 / Z80 programmiert habe. Ich weiß es nicht mehr.


    Wenn die internen Strukturen komplett 16 Bit breit sind, dann würde ich von einem 16 Bit Prozessor sprechen. Auch wenn der externe Datenbus evtl. verkrüppelt ist.

    Natürlich kann man bei einem Z80 die 16-bit-Register mit einem einzigen Befehl laden. Das heißt aber noch lange nicht, dass deswegen der interne Datenbus 16-bittig wäre (ist er auch nicht). Schlussendlich löst die CPU intern 8-bit-Transfers aus, auch wenn der Befehl 16-bittig ist.

  • Also die Herkunft ist ein wenig "komisch". Nach dem 4004 wurde in Kundenauftrag (Computer Terminal Cooperation) ein neuer Prozessor entwickelt, der für den Betrieb der Terminals optimiert sein sollte. Der wurde 1201 genannt. Er war nie Aufwärtsentwicklung vom 4004, denn er war für etwas ganz anderes gedacht.


    Es wurde aber irgendwie verbockt (Texas Instruments war mit der Produktion beauftragt und es gab da irgendwelche Verzögerungen, wenn ich mich recht erinnere). Am Ende hatte Intel also das Design eines Prozessors, der 8 Bit konnte und niemand wollte den. Also haben sie ihn in 8008 umbenannt, um den Erfolg des 4004 auszunutzen und Kunden zu suggerieren, er wäre der logische 8-Bit Nachfolger des erfolgreichen 4004, obwohl gar nicht aufwärtskompatibel. Das war damals noch nicht wichtig.


    Und ab da sind alle Weiterentwicklungen unter dem Präfix 80- erfolgt, wobei alle jeweils irgendwie aufwärtskompatibel waren und das Präfix 80 sowas wie der Baureihen-Markenname wurde, wie beim BMW die 5 für eine bestimmte Baureihe (um das KFZ Beispiel vom Thread aufzugreifen).


    Beim 80586 kam dann ein Gerichtsurteil dazwischen. AMD und ein paar andere hatte ja kompatible Prozessoren zum 80486 auf den Markt geworfen und Intel hatte versucht, gegen die Namensgebung (z.B. Am486) Unterlassung zu erwirken. Aber das Gericht hatte festgestellt, daß Zahlenfolgen keinen Schutz genießen. Deswegen musste Intel mit etwas "schützbarem" kommen, und das waren dann halt Namen wie Pentium.


    (alles ohne Gewähr, aber ich denke ich bekomme das noch einigermaßen richtig auf die Kette).

  • Hui.

    Danke für die Ausführungen! Also hatte die "80" ganz am Anfang mal einen technischen Bezug, wurde aber dann praktisch zur "Marke".

    Ich würde es Baureihe, nicht Marke, nennen.


    Das an anfängliche Muster der Typenbezeichnungen war ja einfach:

    4004, der verbesserte Nachfolger war dann der 4040.

    1201 -> wurde zu 8008, der verbesserte Nachfolger wurde dann der 8080 (hier sieht man das Muster). Die weitere Designverbessrung wurde dann der 8800, der aber als iAPX432 auf den Mark kam (erster 32 Bit Prozessor). War eher ein Flop, denn in den 80ern legte man mehr Wert auf Konsistenz bei OpCodes und mit iAPX432 hat halt keiner die Kompatibilität zur 80xx-Reihe assoziiert.


    Parallel dazu verließ ein wichtiger Entwickler Intel und ging zu Zilog. Die mit dem Z80 (na, wieder die 80, deswegen Baureihe und nicht Marke) einen verbesserten, aber zum 8080 OpCode kompatiblen Prozessor rausbrachten und sehr erfolgreich waren. Deswegen konterte Intel mit einem 8085, der ein verbesserter 8080 war aber sich zum Z80 abgrenzte. Das 8800 Team entwickelte dann den 8086 als 16-Bit Nachfolger des 8080 aber mit durchgängiger Nummerierung um den Fehler des iAPX nicht zu wiederholen. Der wurde, ganz nebenbei, parallel zum 8085 entwickelt, weswegen der 8085 und 8086 nicht aufeinander folgten, sondern der 8085 eher ein "Ast" im Stammbaum war. Der 8085 war im Industrieumfeld ein lange ziemlich beliebter Prozessor, weil er der letzte war der voll durchgetestet war. Man kannte also alle Fehler im Verhalten. Vom 8086 gab es auch, um den Umstieg vom 8080 leichter zu machen, die 8-Bit-Bus Variante als Chip-Replacement in Form des 8088.


    Intel hat also, nach dem Desaster mit der geänderten Benamung des iAPX432 das 80 als Präfix beibehalten, also als Baureihe. Während in der Industrie wohl eher die 80 am Ende der Schlüssel war. Denn es wurde immer der 8080 als Referenz (siehe Zilog) genommen.


    In den 80ern wurde dann auch noch der 80860 (in Fortführung des alten Schemas bei Nachfolgeprozessoren die letzte Zahl nach vorne zu schieben) als RISC Nachfolger der 8086 CISC Prozessoren entwickelt. Er sollte aber was ganz neues sein (RISC, anderer Befehlssatz, durchgängig 64 bit), weswegen er zur Markteinführung i860 genannt wurde, um nicht in den Verdacht zu kommen zur dann schon sehr etablierten Baureihe 80- (8080,8086,80186,80286,80386) zu gehören. Zu dem Zeitpunkt (1989) dachte sich Intel wohl, mittlerweile so gut im Markt vertreten zu sein, daß die Effekte eines neuen Namens nicht wie beim iAPX432 negativ wären, sondern positiv. Sie hatten ja auch bei Einführung schon Vertrag mit Olivetti in der Tasche, die 80486er Boards mit dem i860 als Numbercruncher CoPro herausbringen wollten. Da wäre eine Namensgebung wie 80860 irritierend gewesen.

  • um die Sache noch abzurunden, gibt es die i.MX Reihe mit ARM CPU von ex Freescale, jetzt glaube ich zu NXP gehörend, welche auch schon wieder verkauft sein sollen???

  • Sie hatten ja auch bei Einführung schon Vertrag mit Olivetti in der Tasche, die 80486er Boards mit dem i860 als Numbercruncher CoPro herausbringen wollten. Da wäre eine Namensgebung wie 80860 irritierend gewesen.

    Wollten? Haben! CP-486, LSX 5010, LSX-5020 und M486. Ist überall das gleiche Mainboard drin, teilweise 25, die anderen 33 MHz. Meine beiden 5020er muss ich mal weiter machen... Nur hat der i860 nichzt so viel praktischen Nutzen gebracht, wie erhofft, weil er bei allen Arten von Sprungbefehlen und Verzweigungen grottenlangsam ist.

    1ST1

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