Hallo zusammen!
Angeregt durch klaly mache ich hier mal einen neuen Thread für mein Selbstbauprojekt Junior Computer ][ auf.
Da es hier ja doch einige Junior Computer Fans gibt, braucht mal wohl über diesen kleinen Rechner nicht viel zu sagen. CPU 6502, 1MHz, 1KB RAM, 1KB ROM, 6-Stellige 7-Segment Anzeige und von der Bedienung einem KIM-1 recht ähnlich. Damals in der Elektor angepriesen: "Auch der Preis ist attraktiv: 'spielfertig' für 450 DM". Das sind heute etwa 540 €...also ein Schnäppchen.
Als ich die Elektor Ausgabe Mai 1980 damals als 11 Jähriger, frisch aus der Stadtbücherei ausgeliehen, in der Hand hielt, und den darin beschriebenen Junior Computer sah, war klar: "den muss ich haben". Mein Vater kopierte mir also den Artikel und machte von den Platinen-Layouts gleich Kopien auf Folie. Die von mir dann selbst belichtete und mit Eisen III Chlorid geätzten Platinen waren allerdings - sagen wir mal - alles andere als funktionstauglich. Vor allem bei der doppelseitigen Hauptplatine hatte ich meine damaligen Fähigkeiten doch ziemlich überschätzt. Und so wurde von mir der Traum meines ersten eigenen Computers recht schnell wieder begraben.
Da mein Mathelehrer in unserer Schule allerdings schon bald ein TRS80 Model I, und gleich darauf noch einen Apple ][ Europlus anschaffte, währte die Trauer bei mir aber nicht all zu lang. Vergessen habe ich den Junior aber nie...
Fast genau 40 Jahre später, nämlich im Juli 2020 fand ich dann durch Zufall die besagten Kopien in einem verstaubten Ordner wieder. Die Folien sind zwischenzeitlich den Weg allen Kunststoffs gegangen und zu Mikroplastik zerfallen. Aber die Idee, einen 40 Anniversary Junior zu bauen, war damit geboren. Name, recht unkreativ: Junior Computer ][
Für eine Zweitauflage muss man natürlich immer eine Schippe drauflegen. Deshalb waren folgende Eckpunkte klar:
1. Mehr RAM. Der JC2 hat 32KB statt 1KB. Wobei nur 26KB nutzbar sind. Dazu aber im zweiten Teil mehr.
2. Mehr ROM. 8KB statt 1KB, mit original Monitor ROM im obersten KB.
3. Serielle Schnittstelle mit 6551 ACIA.
Allerdings wollte ich weder eine allzu komplizierte, neue Adressdekodierung, noch wollte ich das ROM verändern. Zu den Einzelheiten hierzu gibt es dann noch einen zweiten Teil mit etwas technischer Erläuterung.
Der erste Prototyp wurde von mir dann im August letzten Jahres auf Lochrasterplatine in "Fädelt-Technik" aufgebaut und funktionierte (fast) auf anhieb.
Für die PCB Version ist dann doch noch fast ein Jahr ins Land gegangen. Meinen ersten Entwurf habe ich letztlich in KiCAD übertragen.
Bei der ersten Platinenversion hat natürlich der Fehlerteufel zugeschlagen. Die Abstände zwischen den Marquard Tastern war einen halben Millimeter zu gering, weshalb die Tasten dann beim dDrücken hängen blieben. Die deshalb notwendige zweite Version habe ich dann noch genutzt, um einen Lautsprecherausgang (wie im Junior Computer Buch 2 beschriebe) hinzuzufügen.
Wie man sieht, habe in der Endversion auf die getrennte Display-Platine verzichtet. Der Grund war, dass ich wirklich einen Einplatinenrechner machen wollte. Allerdings sollte ein abgesetzte Display problemlos machbar sein. Ich hatte auch schon an eine 5x7 Dot LED-Matrix-Anzeige als Ersatz für die 7-Segment-Anzeigen gedacht, wobei hierfür dann wohl noch ein Microcontroller nötig wäre.
Als zweites sollte dem Kenner natürlich der wunderschöne, riesige 1MHz Quarz ins Auge stechen. Bei meinem Prototyp hatte ich noch einen Quarzoszillator eingesetzt. Das empfand ich aber irgendwie als neumodischen Kruscht. Deshalb, zack raus und back to the roots.
Bei den Tastern sind wie gesagt Marquard Module zum Zuge gekommen. Die original Digitaster waren bei mir zwar in ausreichender Stückzahl, aber nur in bunter (Haribo) Farbmischung vorhanden.
Heute sind sie leider nur noch für horrende Summen zu haben (na ja, jedenfalls teurer als die Marquard Taster). Die Beschriftung der Marquard Tastenkappen ist aber schwieriger, weil sie konkav gewölbt sind. Ich hab deshalb einfache Aufkleber genommen. Die mit Zahlen beschrifteten Tastenkappen hatte ich noch von einer Siemens Zugangskontrolle übrig. Bestellbar sind aber zu mindest die Beschriftungen 0-9 und A-F.
Der Expansion Slot ist fast so belegt wie beim Original. Allerdings sind hier durch die erweiterte Adressdekodierung ein paar Leitungen geändert und durch die single 5V Versorgung alle weiteren Versorgungsspannungen (+12, -5V) vom Slot verschwunden. Deshalb habe ich auch einen Drei-Reihigen Stecker eingesetzt, um der Versuchung, alte Hardware anzustöpseln, entgegen zu wirken. Für die PIA-Ports habe ich einen etwas geschickteren, 20 poligen Wannenstecker gewählt, damit man die Port-Signale über ein Flachbandkabel abgreifen kann.
Zur Zeit schreibe ich noch einen Print-Monitor, über den ich aber noch ein wenig brüten muss. Hier ist vor allem die Frage zu kären, PM wie im Junior Computer oder doch etwas besser, wie z.B. der Woz-Monitor vom Apple I oder ][. Anregungen sind willkommen. Allerdings muss (darf) ich mein Hobby natürlich mit Familie und Beruf teilen, deshalb kann sich das ganze noch etwas ziehen.
Teil 2 folgt.