Auf dem VCFe in München konnte ich nicht widerstehen und hab mir dort auf dem Flohmarkt eine(n) Amiga für wenig Geld gekauft.
Da ich eher aus dem Apple Lager komme, waren für mich Commodore Amiga und Atari ST eigendlich nie von Interesse gewesen. Mittlerweile besitze ich nun aber zwei Atari ST und noch keine Amiga, deshalb wurde es also Zeit.
Ein erster Blick auf das neu erstandene Schmuckstück zeigte schon, dass hier etwas getan werden musste. Eine Gehäuseecke war vollständig herausgebrochen und der Verdreckungsgrad war unanständig.
Ausserdem war weder eine Maus, noch ein Netzteil im Karton. Das Netzteil konnte ich dann gleich auf dem VCFe via eBay kaufen. Vermeindlich defekt, was mir aber egal war, ich brauchte eigendlich nur den quadratischen Netzteilstecker.
Als ich den Rechner dann zuhause das erste mal öffnen konnte, war klar, dass der Wasserfleck auf dem Karton entstanden war, als sich die Amiga darin befand.
Das Mainboard hatte ein paar Stellen, an dem das Kupfer schon leicht angegriffen war. Allerdings allesamt Masseflächen und ohne Kontaktierungsverluste. Nach der Reinigung der Platine waren dann erst mal keine weiteren Probleme zu erkennen.
Das (defekte) Netzeil war mittlerweile auch eingetrudelt. Also aufschrauben und erst mal schauen, ob doch was zu retten ist. Und siehe da, an der Platine waren alle Spannungen vorhanden. Allerdings tat sich nach dem Anschluss an den Rechner nichts. Am Floppylaufwerk kamen gerade mal 300mV an. Die +/-12V waren aber in Ordnung. Als ich mir dann den Netzteilstecker ansah, war klar, dass dieser auch mal Feuchtigkeit gesehen hatte. Die Pins waren alle ziemlich grün. Also den Stecker erst mal mit Essig, dann mit Alkohol und zum Schluss mit Kontaktspray fluten. Nach dem erneuten Anschluss an den Rechner tat sich zwar immer noch nichts, dafür war aber die 5V Versorgungsspannungen auch an den einzelnen ICs in Ordnung.
Eine Oszi-Messung am Takteingang der 68000 zeigte dann, dass dort nichts taktete, dafür war aber der 28MHz Takt am Quartz vorhanden. Ein Blick auf den Schaltplan zeigt, dass Fat Agnus für die Takterzeugung zuständig ist. Nach einem Wasserschaden also das nächstliegende probieren: IC aus der Fassung, Kontaktspray reinpusten und nochmal probieren. Und tatsächlich bekam ich dann auf dem Bildschirm nach kurzer Zeit die Aufforderung eine Boot Diskette einzulegen.
Allerdings leuchtete die Power LED auf dem Keyboard noch nicht, die Caps Lock LED wollte auch nicht leuchten und Ctrl-Amiga-Amiga hatte keinen Reset Effekt. Wieder ein Blick auf den Schaltplan zeigte, dass die Power LED einfach direkt zwischen dem Status Pin und Masse geschaltet ist. Und genau hier war das Problem. Die Pins Masse, Status und In Use waren im Stecker weggerottet. Glücklicherweise hatte ich noch genau ein 8 poliges Anschlusskabel mit Stecker und - witzigerweise - genau der gleiche Farbkodierung.
Nach dem umlöten der Stecker tat dann der Rechner wieder soweit vollständig!
Der Rest war dann intensives Schrubben der Tastatur, die wohl offensichtlich in einem Katzenhaushalt ihren Dienst getan hatte und behandeln der Abschirmbleche mit Rostumwandler.
Beim Gehäuse tat sich dann bei eBay ein unbeschädigter Ersatz für ein paar Euro auf.
Da ich wie gesagt nie mit einer Amiga gearbeitet habe, fehlt mir zum Glücklichsein noch eine Workbench Diskette. Vielleicht findet sich ja auf der kommenden CRT in Stuttgart ja ein (Kopier) Spender. Ich komme jedenfalls mal mit ein paar leeren Disketten vorbei. Ansonstenwürde ich mich auch freuen, falls hier im Forum jemand zufälligerweise eine Kopie übrig hätte.