Kalte Lötstellen! Warum?

  • Beim Testen von vier baugleichen Einsteckkarten (mit Selbsttestfunktion) hat sich eine als teilweise defekt herausgestellt.

    Da alle vier Karten NOS sind, habe ich mir die Defekte mal vorgenommen und ziemlich schnell festgestellt, das fast sämtliche

    Lötpinne der Steckerleiste (linke Seite auf dem Foto) lose sind. Nachdem ich diese nachgelötet hatte, gab es beim Selbsttest

    immer noch Probleme. Eine nochmalige Untersuchung ergab, das noch unzählige Lötstellen mehr betroffen sind.

    Das betrifft nur die "Durchstecklötungen" nicht die SMD-Bausteine.


    Hier mal ein paar Bilder




    Hat das jemand schon mal gehabt?

    War das von Anfang an oder ist das später entstanden?


    Axel

  • Das hatte ich auch schon häufiger bei mechanisch beanspruchten Bauteilen. Das kann passieren, wenn das Zinn nicht in die Durchkontaktierung geflossen ist und somit nur oberflächlich verlötet ist (seltener mit 60/40-Lot). Die minimale Bewegung durch flex usw. lässt dann die Lötstelle brüchig werden.


    Bei NOS habe ich das aber noch nie gesehen.


    -Jonas

  • Das wurde wahrscheinlich bei der Produktion nicht gescheit gelötet, nicht heiß genug, zu schnell, oder sowas. Für NOS ist das aber wirklich sehr ungewöhnlich. Normalerweise passiert sowas eher bei Bauteilen mit hohen Betriebstemperaturen, gegebenenfalls großen Temperaturunterschieden, so dass das Material mit Wärmeausdehnung arbeiten kann, usw.

    1ST1

  • Hallo,


    so etwas in der Art ist mir vor vielen Jahren auch mal untergekommen und aufgrund der Kuriosität im Gedächtnis geblieben.

    In einer Anlage mit einer Relaismatrix, die mit drei gleichartigen Einsteckkarten (25 Reedrelais pro Karte) aufgebaut war, gab es nach ca. 5 Jahren Betrieb Funktionsstörungen bei den Relaisschaltungen. Die Karten wurden ausgebaut und die betroffenen Relais sollten erneuert werden.

    Die Leiterplatten waren komplett in SMD, nur die ganzen Reedrelais waren in Durchkontaktierungen eingelötet. Unter dem Mikroskop sah das dann aus wie bei Dir. Es waren praktisch alle dieser Lötstellen betroffen, haben aber zumeist noch funktioniert.

    Nachdem ich kurzerhand alle Lötstellen nachgelötet hatte (ohne etwas zu tauschen) ist die Anlage noch 15 Jahre problemlos gelaufen, bis sie aufgrund der dann technisch veralteten Steuerung (Win XP) ersetzt wurde.

    Dieser Fehler ist zwar bei mir erst im Laufe der Zeit entstanden, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß der Grundstein dafür bereits bei der Herstellung in Form eines nicht geeigneten Lötprozeßes gelegt wurde. Eventuell hatte man damals die gemeinsame Verlötung von SMD und herkömmlichen Bauteilen in einem automatischen Prozeß noch nicht zu 100% im Griff. (???)

    Gruß

    netmercer

  • Eventuell hatte man damals die gemeinsame Verlötung von SMD und herkömmlichen Bauteilen in einem automatischen Prozeß noch nicht zu 100% im Griff. (???)

    Wurde so was in einem Arbeitsschritt gemacht? Ich kenne Platinenbestückung so, daß zuerst SMD gelötet wird, ggf. in zwei Arbeitsgängen beide Seiten, und im Anschluß selektiv der Bereich, in dem THT-Bauteile sind.


    Ansonsten kenne ich schwindende Lötstellen aus Bereichen der Hochspannung vorzugsweise z.B. im Bereich vom Zeilentrafo in Röhrenmonitoren.

  • Wurde so was in einem Arbeitsschritt gemacht?

    Kann man. Der Prozessablauf muss natürlich stimmen.

    Ich habe Platinen mit SMD oben und unten und auch bedrahtet. Unten sind nur einfache SMD Bauteile (Widerstände und Kondensatoren) und diese sind angeklebt. Dass läuft dann mit den bedrahteten Bauteilen über die Welle.

  • Ich hatte einen onkyo thx Receiver, da ist beim leisen hören immer mal ein Kanal ausgefallen.

    Als ich die Leistungs Platine ausgebaut habe, hab ich festgestellt das alle Lötstellen der Vorstufentransistoren lose waren!

    Das kann ja kaum durch mech. Beanspruchung passiert sein. Ich glaub eher an einen Herstellungsfehler, der sich erst Jahre verzögert auswirkt.


    Christian

  • Eventuell hatte man damals die gemeinsame Verlötung von SMD und herkömmlichen Bauteilen in einem automatischen Prozeß noch nicht zu 100% im Griff. (???)

    Wurde so was in einem Arbeitsschritt gemacht? Ich kenne Platinenbestückung so, daß zuerst SMD gelötet wird, ggf. in zwei Arbeitsgängen beide Seiten, und im Anschluß selektiv der Bereich, in dem THT-Bauteile sind.


    Ansonsten kenne ich schwindende Lötstellen aus Bereichen der Hochspannung vorzugsweise z.B. im Bereich vom Zeilentrafo in Röhrenmonitoren.

    Verfahren, die SMD und THT Bauteile gemeinsam Reflow verlöten, gibt es meines Wissens schon, aber ob dies bei diesen Karten damals wirklich so gemacht wurde, weiß ich natürlich nicht.

    Da bei der damaligen Anwendung weder mechanische Schwingungen oder eine übermäßige Temperaturbelastung vorlagen, tippe ich als Ursache auf einen unglücklichen Lötprozeß, ohne aber hierzu nähere Details zu kennen.

    Gruß

    netmercer

  • Danke für die Antworten.

    Das soetwas im Bereich des Platinensteckers passiert hatte ich schon des Öfteren.

    Umangemessene Gewaltanwendung bei der Montage oder durch Schwingungen der Platine weil diese nicht fest genug fixiert ist.

    Diese Defekte sehen alle gleich aus. Die Nahaufnahme zeigt einen Auschnitt der IC-Pins von einem der beiden "großen" ICs in der Mitte der Platine.

    Sieht aus wie ein Vulkankegel und der Pin imKrater ist kpl. lose. Mit einer Stecknadel läßt sich dieser in alle Richtungen hin und her bewegen.

    Das Problem mit eingelöteten Printrelais hatte ich auch schon mehrfach. An der Lötung konnte man nicht sehen. Trotzdem gab es

    keinen Kontakt. Da muß sich direkt am Lötpin eine hauchdünne Isolierschicht (Oxid?) gebildet haben

  • Platinenmaterial (FR4) hat zwischen den Fasern kleinste Hohlräume und ist auch hygroskopisch. Ich habe schon vulkanartige Eruptionen gesehen (beim Löten), diese können wohl auch so einen Pin "isolieren"


    Nachtrag: Leiterplatten kommen vakuumverpackt mit Silicagel Beutelchen. Es geht hier um Platinen, welche schon länger ausgepackt waren und danach nicht im Ofen getrocknet wurden.

  • Platinenmaterial (FR4) hat zwischen den Fasern kleinste Hohlräume und ist auch hygroskopisch. Ich habe schon vulkanartige Eruptionen gesehen (beim Löten), diese können wohl auch so einen Pin "isolieren"


    Nachtrag: Leiterplatten kommen vakuumverpackt mit Silicagel Beutelchen. Es geht hier um Platinen, welche schon länger ausgepackt waren und danach nicht im Ofen getrocknet wurden.

    Mit anderen Worten: wenn eine Platine ausgepackt und unbestückt gelegen hat, erst mal ein paar Stunden in den Backofen bei 80-100°C "Trocken legen", bevor sie bestückt wird?

  • Guten Tag,
    fishermansfriendtoo


    was auch in Frage kommen könnte, wären das

    THT zusammen mit Reflow gelötet wurde, was immer zu Problem führen kann,

    daher wrid THT auch gerne von Hand gelötet,

    oder wenn man schon THT mit REflow selbst zusammen lötet, das Lötprofil an sich,



    Was sich bewährt hat, ist das sogenanne Selektionslöten,

    Beispiel von einem Zulieferer,


    https://www.ihlemann.de/ems-di…fertigung/selektivloeten/

  • Wir hatten dazu firmenintern Untersuchungen machen lassen.


    Es ist wohl oft auch einfach eine altersbedingte Geschichte. Irgendwas passiert dann zwischen Lot und Bauteilpin.

    Muss also weder eine mechanische Beanspruchung, noch eine eventuell falsche Verarbeitung ursächlich sein. ;)


    Ich weiß: Unbefriedigende Antwort- aber irgendwo im Netz findet man das sicher auch.

  • eine mechanische Beanspruchung,

    ...vermutlich nachm Löten abgezwickt :D  :tüdeldü:

    nee, das hat damit nichts zu tun.


    "Löten ist ein thermisches Verfahren zum stoffschlüssigen Fügen von Werkstoffen, wobei eine flüssige Phase durch Schmelzen eines Lotes (Schmelzlöten) oder durch Diffusion an den Grenzflächen (Diffusionslöten) entsteht. Dabei wird eine Oberflächenlegierung erzeugt, das Werkstück in der Tiefe aber nicht aufgeschmolzen: Die Liquidustemperatur der Grundwerkstoffe wird nicht erreicht. Nach dem Erstarren des Lotes ist wie beim Schweißen eine stoffschlüssige Verbindung hergestellt."


    Quelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6ten


    das darin beschriebene Verhalten hat hier nur ungenügend oder garnicht stattgefunden.

    Gruß Torsten

    BFZ MFA, ZX80Core, AX81, ZX81, ZX81NU, Spectrum+, Harlequin, MSX VG8010, Amstrad NC100, Cambridge Z88, C64, C128D, Amiga 500 & 1200, Atari Portfolio, HP200LX, IBM PC5155, TP755c, TP755cx, T20, T41, T61, PS/2 (Model 40SX), PS/2E, Accura 101, Apple //e, Sharp PC1401 & PC1403H, TI59 m. PC-100c, HP48SX & HP48GX


    An die Person, die meine Schuhe versteckt hat, während ich auf der Hüpfburg war: Werd' erwachsen! :motz:


    ::matrix::

  • Platinenmaterial (FR4) hat zwischen den Fasern kleinste Hohlräume und ist auch hygroskopisch. Ich habe schon vulkanartige Eruptionen gesehen (beim Löten), diese können wohl auch so einen Pin "isolieren"


    Nachtrag: Leiterplatten kommen vakuumverpackt mit Silicagel Beutelchen. Es geht hier um Platinen, welche schon länger ausgepackt waren und danach nicht im Ofen getrocknet wurden.

    Mit anderen Worten: wenn eine Platine ausgepackt und unbestückt gelegen hat, erst mal ein paar Stunden in den Backofen bei 80-100°C "Trocken legen", bevor sie bestückt wird?

    48 Stunden :D - und das brauchste nicht, wenn Du von Hand lötest.

  • Lötstellen können einfach altern. Ich frag evtl. bei uns mal nach, ob es von den Untersuchungen noch irgendwas gibt.

    War damals zur Umstellung auf bleifreies Lot ein Thema...

  • Ich hatte einen onkyo thx Receiver, da ist beim leisen hören immer mal ein Kanal ausgefallen.

    Als ich die Leistungs Platine ausgebaut habe, hab ich festgestellt das alle Lötstellen der Vorstufentransistoren lose waren!

    Das kann ja kaum durch mech. Beanspruchung passiert sein. Ich glaub eher an einen Herstellungsfehler, der sich erst Jahre verzögert auswirkt.


    Christian

    Ich hatte das auch mal, bin nicht mehr sicher, ob es beim CD-Spieler (ein Philips) oder beim Radio (ein Sony) war, jedenfalls ein Markengerät. Die kalte Lötstelle war unterhalb des Netzteils, also an einer Stelle mit Temperaturschwankungen.


    Die beiden Teile habe ich noch in einer Kiste und bekomme gerade Lust, sie wieder auszuprobieren. Kriegt man mit einem Empfänger von vor 1990 heute überhaupt noch was rein, oder gibt es nur noch digitale Sender? Ich habe seit etwa 25 Jahren kein Radio mehr gehört.

  • Na klar gibts noch analoges Radio!


    Ich hab mir gerade meine erste Hifi-Anlage von 1982 von Kenwood wieder zusammengekauft !

    Das ist sogar ein Tuner mit Skala und mit einem Band verstellt man so einen Riesengroßen Plattenkondensator :D


    Christian

  • Auf MW hab ich überhaupt nichts gefunden - hatte mich schon gewundert.

    Aber auf LW konnte man noch einige Sender finden ;)

    Sei froh, wenn Du dort außer den chinesischen LED-Netzteilen aus Deiner Wohnung oder aus der Nachbarschaft noch was anderes empfangen kannst.


    KW, MW und LW waren früher auch die Frequenzen für Radiobetrieb in Katastrophenzeiten, weil deren Reichweite erheblich weiter ist als UKW oder gar DAB+. Heute wird es mit einem großflächigen Stromausfall keine Informationen über Radio mehr geben.

  • Von Kenwood war mein Verstärker, ein KA-56. Auch der ist noch da. Nur die Lautsprecher (Magnat Monitor A) habe ich nicht mehr. Da waren die Sicken am Kaputtgehen. Ich habe sie vor ein paar Jahren billig an jemanden verkauft, der sie erneuert hat.

  • Mittel- und Langwellensender gibt es noch im Ausland. Nach Sonnenuntergang plus 1-2 Stunden sind viele zu hören.

    Auf Kurzwelle sind je nach Tageszeit und Band auch Rundfunkstationen zu hören.

    Natürlich nichts in Deutsch :)

  • eine mechanische Beanspruchung,

    ...vermutlich nachm Löten abgezwickt :D  :tüdeldü:

    nee, das hat damit nichts zu tun.

    sorry - das warn "Insider" ..haben vermutlich nur Holger und CBM_Ba verstanden - hätte ich vielleicht besser deutlich machen sollen, dass es sich hier um Satire handelte

    ich bin signifikant genug:razz:

  • das "nach dem Löten abzwicken" ist aber keine Satire!

    Das *kann* wirklich zu Schäden führen.